Kreis Kleve Den Zahlen Gesichter geben

Kreis Kleve · Acht von 16 Verkehrstoten auf den Straßen des Kreises in diesem Jahr waren Jugendliche. Mit der Präventionskampagne "Jeden kann es treffen" will die Kreispolizei Schüler der Oberstufen wachrütteln.

Um Schicksale geht es bei der neusten Kampagne der Kreispolizei, nicht um Zahlen und Statistiken. Allein in diesem Jahr sind bereits 16 Menschen auf den Straßen des Kreises Kleve bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen, darunter zwei Jugendliche und sechs junge Erwachsene. Genau an die Altersklasse zwischen 17 und 24 Jahren richtet sich jetzt die Präventionskampagne "Jeden kann es treffen" mit 22 Aufstellbannern.

Leben verändert

Sehr persönliche Geschichten von Unfallopfern, Angehörigen und Helfern sind auf den Aufstellern zu lesen – Geschichten, wie ein Verkehrsunfall, der Tod eines Menschen ihr Leben verändert hat. Träume und Pläne stünden im Straßenverkehr auf dem Spiel, mahnt Ina Kutscher in einem Video zur Ausstellung eindringlich die Besucher. Die in Berlin lebende Künstlerin hatte die Bilder und Geschichten der Betroffenen gesammelt, nachdem sie selbst Opfer eines schweren Verkehrsunfalls geworden ist: "Nehmt ein bisschen in euren Herzen mit nach Hause und passt auf euch auf."

Gestern stellte Landrat Wolfgang Spreen vor Vertretern von Polizei und Schülern des Gocher Gymnasiums die Präventionskampagne im Gocher Feuerwehrhaus vor. Sie wird in den nächsten Monaten, begleitet durch Beamten des Kommissariats Vorbeugung, durch die Oberstufen im Kreis Kleve wandern. Man wolle den Zahlen Gesichter geben, erklärten Johannes Gerads und Birgitt Stoll vom Kommissariat. "Jeden kann es treffen, das meint auch jeden von ihnen", sprach der Landrat, den Titel der Kampagne aufgreifend, die Schüler unmittelbar an.

Es ist Betroffenheit, was die Kampagne beim Betrachter auslöst. Sie zeigt Schicksale, die hätten vermieden werden können – mit mehr Vorsicht im Straßenverkehr. Durch ihre Authentizität wirke die Ausstellung, ist Johannes Meurs, Opferschutzbeauftragter der Kreispolizei, überzeugt. Zuvor war die Kampagne schon im Kreis Herford und in Bielefeld zum Einsatz gekommen.

Für ihre Verwendung im Kreis Kleve wurden 18 Aufsteller der ursprünglichen Konzeption um vier Motive und Geschichten aus dem Kreis ergänzt. Dazu gehört auch die ergreifende Geschichte des leitenden Notarztes Dr. Faisal Balaom. "Wenn ich groß bin, werde ich..." las er auf einer Karte, die in der Tasche eines gerade verstorbenen Mädchens steckte – Träume und Pläne, die nie in Erfüllung gehen werden.

"Jeder Einzelne der nicht durch einen Verkehrsunfall stirbt, ist ein unendlicher Gewinn für uns alle", betonte Spreen eindringlich. Die Präventionskampagne zielt bewusst auf ein junges Publikum – so genannte Fahranfänger – die als Risikogruppe für Verkehrsunfälle eingeschätzt wird. Bei acht von 16 Verkehrstoten nicht ganz falsch.

(RP)
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