Kleve Den Exoten ganz nah - Reptilienschau in Kleve

Kleve · Beim Publikum beliebt, von Tierschützern kritisiert: Reptilien- und Amphibienschauen sind umstritten. In der Klever Stadthalle waren jetzt 250 der Exoten zu sehen. Veranstalter will pädagogisch wirken.

 Der Brillenkaiman ist noch ein Jungtier, trotzdem sollte er einen Finger nicht zu fassen bekommen. Pfleger Christian Weber hat ihn in den Händen.

Der Brillenkaiman ist noch ein Jungtier, trotzdem sollte er einen Finger nicht zu fassen bekommen. Pfleger Christian Weber hat ihn in den Händen.

Foto: KDS

"Papa, Papa guck mal: eine große Schlange!" Was sonst für kollektive Panik in Kleve sorgen würde, lockte am Wochenende zahlreiche Besucher in die Stadthalle. Die Reptilienschau André Hein war zu Gast in der Schwanenstadt - und mit ihr etwa 250 Exoten in 80 Terrarien. "Wir reisen durch ganz Deutschland, wollen die Tiere den Menschen näher bringen", sagt Schausteller Hein. "Durch unser Angebot können die Besucher ihre Ängste und Vorurteile abbauen. Wir wollen pädagogisch wirken, nicht mit Effekthascherei."

Schon im Vorhinein war in der Stadt mit dem Versprechen plakatiert worden, die Tiere anfassen zu dürfen. Was da aber genau nach Kleve kommt, wusste von offizieller Seite kaum jemand: Die Fachbereichsstelle der Verwaltung hat lediglich die Stadthalle vermietet, das Ordnungsamt die Plakate genehmigt, das Stadtmarketing konnte auch nur die Informationen weitergeben, die plakatiert worden waren. Die Abteilung für Veterinär- und Lebensmittelangelegenheiten des Kreise war zwar darüber informiert, dass Schlangen, Spinnen und Amphibien in die Stadthalle kommen würden - einen eigenen Kontrolleur wollte man dann aber nicht vorbeischicken. "Aus unserer Sicht war eine Besichtigung nicht erforderlich, da der Veranstalter als problemlos bekannt ist und eine ganz aktuelle Genehmigung aus dem März 2015 vorweisen kann", sagt Kreissprecherin Ruth Keuken.

"Wir waren ja schon einmal in Kleve, damals noch im Kellener Schützenhaus", meint Tierpfleger Christian Weber. Er begleitet die Schau schon seit zehn Jahren, ist immer bei den Tieren, um die Fragen der Besucher zu beantworten. "Bei unserem ersten Besuch hat uns der Veterinär bescheinigt, dass alles in Ordnung ist. Die Terrarien sind sauber, unsere Tiere sind gesund."

Ihren Sitz haben die Schausteller in Mecklenburg-Vorpommern, dort schlagen sie auch ihr Sommerlager auf. In Kleve herrscht schon kurz nach Eröffnung reger Betrieb - Reptilienschauen sind beim Besucher beliebt, werden von Tierschützern aber kritisiert. So kämpft die Organisation PETA etwa seit Jahren für ein Verbot der Haltung von Wildtieren wie Reptilien, besonders laut ist der Protest bei Tierbörsen. "Wir haben eine Genehmigung zur Haltung und verkaufen keine Tiere", sagt Weber. Am giftigsten seien die Spinnen und Skorpione, deren Gift wie Wespenstiche wirken. Reihe um Reihe stehen die Holzkästen, durch deren Glasscheiben sich Tiere und Besucher gegenseitig beobachten können. Gelbe Anakonda, Brillenkaiman, Spornschildkröte - letztere dreht im umzäunten Freigehege ihre Runden.

Zum Anfassen gab es die Tiere dann auch: Nicht wie im Streichelzoo des Klever Tiergartens, sondern ausschließlich unter Aufsicht von Pfleger Christian Weber. "Ich hole die Tiere einzeln aus den Terrarien und weiß genau, welche es dulden, berührt zu werden", sagt er. Manche müssen zu ihrem eigenem Schutz oder dem der Besucher dauerhaft hinter Glas bleiben. Die Netzpython zum Beispiel: "Die kann bis zu zehn Meter lang werden und ist hochgradig aggressiv", sagt Weber. Das acht Jahre alte Exemplar der Reptilienschau bringt es immerhin schon auf 4,5 Meter, erklärt er den Besuchern. Dann zupft ihm auch schon ein kleiner Junge am Pullover. "Wo sind denn hier die Krokodile?"

(RP)
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