Kreis Kleve Dein NRW – ohne Kreis Kleve

Kreis Kleve · Das neue Tourismus-Portal des Landes soll im Internet die touristischen Sehenswürdigkeiten Nordrhein-Westfalens bündeln. Den Niederrhein hat Minister Harry K. Voigtsberger (SPD) dabei vergessen. Es profitiert das Ruhrgebiet.

Für kurze Zeit war Ruth Keuken drin. Die Kevelaerer Wirtschaftsförderin war hellauf begeistert, als sie ihren Krippenmarkt unter dem Menüpunkt "Veranstaltungen" auf las. Doch die Freude hielt nicht lange an. Als sie einen Tag später noch einmal im Internet klickte, war der Krippenmarkt wieder weg. Warum? "Ich weiß es nicht", sagt Keuken irritiert. Und nicht nur das: Die Wirtschaftsförderin wusste weder vom Bestand der Seite, noch sollte sie Informationen, Daten oder Fakten liefern. "Dabei wäre das für uns doch ein Leichtes gewesen."

Das neue Internetportal von Tourismus NRW heißt . Minister Harry K. Voigtsberger hat es freigeschaltet. "Wir wollen die touristischen Highlights des Landes bündeln und für unsere Gäste ein ganzheitliches Bild von den Stärken unseres Landes zeichnen. Damit schlagen wir ein neues Kapitel in der Tourismuspolitik auf", sagte der Wirtschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen bei der feierlichen Vorstellung in Düsseldorf. Das Land wird dabei in sieben Bereiche eingeteilt: Aktiv, Kultur, Gesund, Events, Genuss, Städte und Business. Dabei ist die Internetseite wesentlicher Bestandteil der Landesmarketingstrategie, die im 2009 verabschiedeten "Masterplan Tourismus Nordrhein-Westfalen" festgeschrieben wurde. Kosten gesamt: etwa fünf Millionen Euro.

Das klingt erst einmal gut. Ein Blick ins Netz verrät allerdings: Der Kreis Kleve, der im Jahr 2010 immerhin 826 908 Übernachtungen verbuchen konnte, kommt so gut wie gar nicht auf den neuen Seiten von Tourismus NRW vor. Der Niederrhein wird hingegen nur als Region, die in Aachen beginnt und in Bielefeld endet, angeschnitten.

Beispiele: Weder das Museum Kurhaus Kleve, das 2004 vom Internationalen Kunstkritikerverband AICA als "Museum des Jahres" in Deutschland ausgezeichnet wurde, noch Kevelaer als einer der wichtigsten Marienwallfahrtsorte Deutschlands werden beschrieben oder gar beworben. Ute Schulze-Heiming hatte indes nichts anderes erwartet. "Hier wurde eine große Agentur damit beauftragt, NRW touristisch zu vermarkten. Die bewirbt das Lebensgefühl an Rhein und Ruhr auch schon einmal gerne mit einem Foto von einem Biergarten in München", so die Chefin von Kleve Marketing. Etwas Gutes konnte sie der neuen Seite aber dennoch abgewinnen: "Ich bin froh, dass das Thema Parks und Gärten überhaupt beim Land Anklang gefunden hat", sagt Schulze-Heiming. Die Klever Gärten, die Teil der Straße der Gartenkunst und des Europäischen Gartennetzwerkes EGHN sind, sind dennoch nicht auf zu finden. Julie Sengelhoff, Pressesprecherin von Tourismus NRW, sagt dazu: "Wir befinden uns in einem dynamischen Prozess. Sicherlich müssen die kleinen Museen und Orte auch noch zum Zuge kommen."

Rolf Adolphs, Geschäftsführer von Niederrhein Tourismus, sieht auch noch ein anderes Problem. Seit fünf Jahren fährt er die Marketingstrategie, in der sogenannte Leistungsträger (zum Beispiel Hotels und Gasthöfe) auf ihre Angebote unterbreiten können. Mit Erfolg. Jährlich zählt der Niederrhein bei den Übernachtungen ein Plus von zwei Prozent, 2010 wurde sogar die Zwei-Millionen-Marke geknackt. Jetzt setzt Tourismus NRW auf das gleiche Pferd. Leistungsträger, die am Landesmarketing teilnehmen, erhalten künftig definierte Marketingpakete zu festgelegten Beiträgen. "Damit sind die Grenzen unserer regionalen Akteure gesprengt. Damit begeben wir uns in einem Wettbewerb. Es wird sich zeigen, wer am Ende richtig lag."

(jul)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort