Kleve De Werds Abschied in Minervas Schatten

Kleve · Das Adieu der Freunde: Vor vollem Haus verabschiedete der Freundeskreis der Klever Museen den scheidenden Seniorkurator Drs. Guido de Werd. Der redete der Stadt ins Gewissen, ihre Geschichte besser zu wahren.

 Stehende Ovationen auch zum Abschied: Nachfolder Prof. Harald Kunde, Freundeskreis-Chef Klaus Hommel (v.r.), Koekkoek-Stiftungsvorsitzender Dr. Ulf Kientzsch (5.v.r.) und vielen weggefährten für de Werd (vorne sitzend).

Stehende Ovationen auch zum Abschied: Nachfolder Prof. Harald Kunde, Freundeskreis-Chef Klaus Hommel (v.r.), Koekkoek-Stiftungsvorsitzender Dr. Ulf Kientzsch (5.v.r.) und vielen weggefährten für de Werd (vorne sitzend).

Foto: eve

Eine Institution geht: Kurz vor seiner "temporären Auswanderung nach Israel" (so Freundeskreisvorsitzender Klaus Hommel) wurde Kleves ehemaliger Museumsdirektor und Seniorkurator Drs. Guido de Werd von den Museumsfreunden verabschiedet. Es sollte ein fröhlicher Abschied werden, hatte sich de Werd gewünscht. Es wurde ein fröhlicher Abschied. Auch wenn bei Fritz Poortens spontanem Mundharmonika-Solo einer langen irischen Weise verstohlen so manches Tränchen aus den Augenwinkeln gewischt wurde. Selbst die Göttin der Künste, Minerva, schien von ihrem Postament aus ihrem treuen Diener "Adieu" zu sagen.

 Ein Ständchen von Günter Zins vor der Göttin der Künste, Minerva.

Ein Ständchen von Günter Zins vor der Göttin der Künste, Minerva.

Foto: Evers, Gottfried

Amtsgerichtsdirektor Klaus Hommel konnte zur feierlichen Verabschiedung ein volles Haus begrüßen, entschuldigte sich bei denen, die keinen Sitzplatz mehr gefunden hatten, und ehrte den scheidenden de Werds in einer zwar langen, aber launigen Rede. Quintessenz: Der Mann, der da jetzt geht, hat seinen Job allen Widrigkeiten zum Trotz geradezu perfekt erfüllt. Zusätzlich erfüllte er die Funktion des schlechten Gewissens der Stadt Kleve.

"Schwebend", weil so hoch gelobt (so ein strahlender de Werd zu Beginn seiner Rede) erinnerte der Museumsmann daran, wie er vor 40 Jahren begann, erinnerte an den Weg zu zwei Museen in Kleve und vergaß erst recht nicht, weiterhin schlechtes Gewissen sein zu dürfen. Schließlich gehe es darum, das Erbe der Väter zu erhalten und die im Barock so vorbildlich geschaffene Stadtstruktur, die Kleve weit von den meisten Städten vergleichbarer Größe abhebt, in der Stadt erlebbar zu halten. Sie sei das Einzige, was der Stadt vom Erbe Johann Moritz von Nassau-Siegen geblieben ist. "Diese Struktur ist ein Leitfaden", sagt de Werd. Deshalb: "Bevor man Baugenehmigungen erteilt oder Grundstücke verkauft, muss man gründlich nachdenken", schrieb er Stadtverwaltung und Politik hinter die Ohren. Applaus im Saal war ihm sicher.

De Werd vergaß aber auch nicht, Verwaltung und Politik zu danken, die erst den Weg zum Kurhaus geebnet hatten. Es sei eine Zeit des Aufbruchs gewesen, in den ausgehenden 1970er und in den 1980er Jahren, als die Entscheidungen fielen. Rudolf Kliver, damals Fraktionschef der CDU im Rat und als langjähriger Museumsfreund mitten im Saal, nickte zustimmend. De Werd erinnerte an die ersten Gespräche über das Kurhaus zwischen ihm und Kliver. Den oft steinigen Weg bis zur Eröffnung und zur Erweiterung musste de Werd aber alleine gehen.

Einer begleitete ihn allerdings auf dem ganzen Weg. Einer, der mit seiner Halsstarrigkeit und Detailversessenheit (so de Werd), wesentlich zu dem Erfolg beitrug, dass Kleve ein Museum bekam, dessen Schönheit, Ausgewogenheit und Qualität in ganz Deutschland hoch gelobt wurde: Planer Prof. Walter Nikkels.

Man solle diesem Mann danken, dass er das geschaffen habe, ihn, der jetzt in Amsterdam mit einer großen Ausstellung geehrt werde, unterstützen. Es stünde der Stadt gut zu Gesicht, dem Wunsch des Kunsthistorikers nachzukommen.

(RP/rl)
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