Kleve „Dass es sich nicht wiederhole“

Kleve · Gedenktag zum Holocaust der Stadt Kleve im Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kellen: Abiturienten stellten Texte von Mördern, Opfern, Philosophen und Literaten in einer beeindruckenden Lesung gegenüber

„Dass Auschwitz nicht sich wiederhole“, schrieb der Soziologe und Philosoph Theodor W. Adorno 1966 in Rückblick auf die Verbrechen des Nationalsozialismus. „Dass Auschwitz sich nicht wiederhole“ war auch der Titel der Gedenkveranstaltung im Kellener Konrad-Adenauer-Gymnasium gestern am späten Sonntag Nachmittag. In guter Tradition hat die Stadt Kleve die Organisation dieses erst 1996 von Bundespräsident Roman Herzog eingeführten Gedenktages an die weiterführenden Schulen der Stadt gegeben. In diesem Jahr war das Konrad-Adenauer-Gymnasium an der Reihe.

Während in Kalkar zur Kranzniederlegung am Nachmittag einige Bürger gekommen waren, mit ihrem Bürgermeister Gerhard Fonck der Opfer des Nationalsozialismus zu Gedenken, der einen Kranz niederlegte, hatten sich in der Kellener Schule die Reihen an diesem trüb-dunklen, zur Stimmung passenden frühen Abend gut gefüllt. Nicht nur zahlreiche Vertreter aus Rat und Verwaltung waren gekommen. Schüler, Eltern, Lehrer und Bürger besetzten die Stühle im Pädagogischen Zentrum. „Gedenken heißt, Verantwortung zu übernehmen, wenn wir des Unrechts gewahr werden“, mahnte Oberstudiendirektor Gerhard van Leewen zur Begrüßung.

Humanität und Toleranz

Kleves Bürgermeister Theo Brauer erinnerte, dass sich das wahre Gesicht des Nationalsozialismus in der Verunglimpfung, in Schikanen, in Hasstiraden gegenüber Minderheiten offenbarte: „Die Nationalsozialisten dachten, sie könnten die Entscheidung treffen, wer auf der Erde wohnen darf und wer nicht“. Er zitierte Nobelpreisträger Imre Kertesz und aus dessen „Roman eines Schicksalslosen“: Ihm habe es als Glück gegolten, wenn man ihm nur das Liegen erlaubte, wenn er essen, sich an einen schönen Tag zuhause erinnern durfte, nicht geschlagen wurde, so Brauer. Es sei die Pflicht der Menschen, Humanität und Toleranz anzumahnen, Gefahren rechtzeitig auszumachen und ihnen entgegen zu treten.

Als positives Beispiel erinnerte Brauer daran, dass Klever Bürger sich gegen die NPD-Kundgebungen Ende 2007 in Kleve gewehrt haben, dass Klever Flagge gezeigt haben: „Wir haben den hier auftretenden NPD-Mitgliedern aus Krefeld deutlich gedacht, dass ihr Gedankengut in Kleve nicht erwünscht ist“, unterstrich Brauer.

Still wie beeindruckend war das von den KAG-Abiturienten aufgestellte Programm: Charlotte Böhling, Benedikt Brenke, Karen Brinkmann, Eva Maria Dedner und Joshua Hall lasen Texte über das Vernichtungsprogramm der Nazis, die Leiden der Opfer und die Lehren der Nachwelt, stellten die Worte der kalten Mörder denen der Leidenden gegenüber. Scheinbar sachlich aber deshalb umso beeindruckender. Um im Chor laut und deutlich mit den Grundgesetz Artikeln über die Menschenrechte zu enden: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“.

(RP)
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