Kleve Das Rathaus und die Stadtfassaden

Kleve · Caravan und Satellit des Berufsverbandes Bildender Künstler (BBK) Niederrhein: Punktlandung zum Abschluss der Aktion in Kleve. "Rathaus 24" mit zwei Satelliten in Haus Koekkoek (Fassadenbilder) und Projektraum25 (Perfomance).

Die Installation "Rathaus24" von Max Knippert im Grünstreifen vor Museum Haus Koekkoek und Koekkoekplatz.

Foto: Klaus Stade

Nicole Peters ist zufrieden: In Kleve hat die von der Gocher Künstlerin und dem Kempener Bildhauer Gilbert Scheuss betreute Kunstaktion "Caravan und Satellit" des BBK-Niederrhein einen krönenden Abschluss. "Eine Punktlandung", sagt Peters. Sie strahlt, denn tatsächlich präsentiert sich der Caravan des BBK, der schon an diversen Orten zwischen Neuss und Kleve Station gemacht hat, nahezu perfekt. Da ist auf der einen Seite der Wohnwagen mit der Installation von Max Knippert. Er ist das Bindeglied, dessen Aktionen das Publikum suchen und einbinden sollen. Auf der anderen Seite stehen die Satelliten. Alle drei bilden in Kleve geradezu eine Achse: Aus dem Haus Koekkoek blickt man über den Grünstreifen auf das von Max Knippert gebaute "Rathaus24" und von dort in der geraden Verlängerung liegt (hinterm Hotel) der Projektraum-Bahnhof25. Nach der heutigen Eröffnung des Rathaus-Denkmals um 18 Uhr durch Kleves Museumsdirektor Prof. Harald Kunde können alle Besucher gleich wie eine "Caravane" zur Klangperformance von Barbara Hahn und Detlev Noll "Blech für Streicher" wechseln. Die findet dann ab 20 Uhr im Projektraum von Elisabeth Schink statt. Die Eröffnung der Ausstellung "Fassadenrhythmen" mit Bildern von Katja von Puttkamer ist schließlich morgen um 11.30 Uhr. Es spricht Dr. Roland Mönig vom Kurhaus.

Katja von Puttkamer setzt sich mit Fassaden der Nachkriegsmoderne auseinander und setzt die künstlerisch um.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Die 1961 in Greven geborene Malerin porträtiert die Irrungen und Wirrungen deutscher Nachkriegsarchitektur. Egon Eiermanns einstmals als hochmodern geltende Horton-Fassaden, die gereihten Fenster der Nachkriegsmoderne oder auch die scheußlichen Betonbänder äußerer Erschließungsgänge in endlosen Wohnblocks finden sich auf ihren teils großformatigen Leinwänden. An anderer Stelle steht ein großes Stadthaus mit Erkern im typischen 45-Grad-Winkel, wie sie in den 1980er Jahren modern waren. Zwar sind es ganz bestimmte Häuser, Stadtszenen, die von Puttkamer nach Fotovorlagen malt. Doch wie die Ansichten deutscher Nachkriegsstädte sind sie austauschbar.

Im klassizistischen Klever Künstlerpalais Koekkoek wirken die Bilder besonders fremd, zumal sie krass mit den romantischen Bildern alter Stadtansichten der Niederländer in der zweiten Etage brechen – ein spannender Gegensatz. Schön auch, wie von Puttkamer das Muster einer Betonwand abstrakt als Stich auf schwerem Papier umsetzt. Die Stiche sind im Koekkoek-Haus hinter Glas gesetzt und mit einer (gemalten) Alarmanlage gesichert.

Max Knipperts Arbeit sucht den Bürgerdialog: Er ist 24 Stunden an seinem Rathaus ansprechbar, bietet zum Frühstück strammen Max (ein Brot mit Speck und Ei) und mittags Schnibbelbohnensuppe. Dazu hat er aus den alten Rathaustüren, die zum Raum weiß und zum Flur grün gestrichen waren, eine Rathausskulptur gebaut, die genau dort steht, wo nie gebaut werden soll: im Grünstreifen. Auf 24 wie ein Leporello aufgestellten Türen will er die Diskussionen und Vorschläge aus etlichen Jahrzehnten Planung zum Minoritenplatz zusammenfassen und vorstellen. Die Finissage zu "Rathaus24" ist am 11. Oktober, die Malerei von Katja von Puttkamer ist bis zum 10. November zu sehen.

(RP)