Bedburg-Hau - mit Video Das neue Moyland

Moyland · Mit ihrer Präsentation wird Museumsdirektorin Dr. Bettina Paust Museum Schloss Moyland wieder profilieren. Mit neuem Licht und neuer Hängung, schönen Räumen und einer ständig wechselnden Schau werden Besucher gelockt.

Der Schlitten ist befreit. Er durfte aus seiner Kiste heraus, in der er Jahre lang regelrecht verborgen über Kopf an der Wand hing. Jetzt kann ihn jeder ohne Verrenkungen sehen: die Taschenlampe, die Filzdecke, das Fett und nicht zuletzt die braune Signatur: "Beuys". Er steht unter den Gewölben im Souterrain von Museum Schloss Moyland, dort wo sich die Kunst des 19. Jahrhunderts mit der von Joseph Beuys trifft.

Radikale Veränderung

Nicht nur der Schlitten zeigt, wie radikal sich Moyland verändert hat. Gestern lüfteten Museumsdirektorin Dr. Bettina Paust und ihr Team das neue Schloss. Sie haben nicht zu viel versprochen.

Es ist tatsächlich ein "neues" Moyland — auch wenn, so Bettina Paust, Architekt Thomas Albrecht nicht wirklich umgebaut hat. Die gereihten Räume wirken mit neuem Licht und neuer Hängung völlig anders. Moyland ist nicht mehr das Sammler-Museum, als das es 1997 gestartet ist. Und trotzdem bleibt die Sammlung der Brüder van der Grinten als solche präsent und erkennbar. Samstag und Sonntag sind alle zum Tag der offenen Tür eingeladen, das neue Moyland kennenzulernen - jeweils von 10 bis 18 Uhr.

Das neue Moyland sei das Ergebnis einer eineinhalbjährigen Phase, eines Prozesses, der einen radikalen, notwendigen Schnitt darstelle, hatte Paust zuvor auf der Pressekonferenz in der großen Ausstellungshalle gesagt. Der Umbau der Sammlung werde das Profil von Museum Schloss Moyland schärfen. Auf Besucherzahlen wollte die künstlerische Direktorin sich aber nicht einlassen. Nur eines: Sie sei kein Zahlen-Fetischist, erwarte aber auf jeden Fall mehr Besucher als in der Zeit, als das Schloss geschlossen war.

Moyland ist spannender geworden

Die Besucher werden kommen, denn Moyland ist spannender geworden — nicht nur wegen der neuen Präsentation der Kunst (siehe Seite Feuilleton). Schön bieten die Ecktürme Luft, lassen den Blick nach draußen frei und laden zum kurzen Verweilen ein. In dem jeweiligen Turmrund gibt es eine Nische mit Büchern zu den Themen des Schlossflügels. Denn das Museum ist jetzt thematisch geordnet.

Ganz hell der Zwirnersaal: ohne die einst farbige Eggenschwiler-Verglasung scheint der Raum Licht ohne Ende hereinzulassen. Bei dessen Ausstattung orientierten sich Paust und Albrecht an alten Fotos, die hölzerne Sitzbänke zeigen. Diese sind wieder in dem Raum eingebaut, der zudem eine neue schicke Türanlage und eine Struktur an den Wänden bekommen hat.

"Es ist der Raum, der bei Zwirners Umgestaltung von Schloss Moyland neu hinzukam. Wir wollen hier diese lichte Durchlässigkeit spürbar machen, die draußen und drinnen vereint", sagt Paust. Man blickt von hier rundrum - vorne in den Park, drinnen in den Schlosshof. Gekostet hat der ganze Umbau rund 2,7 Millionen Euro: "Vom i-Punkt der Beschriftung bis zur Umgestaltung des Zwirner-Saales", sagt Paust.

Stolz zeigte sich die Direktorin über die reibungslosen Abläufe in der Zeit des Umbruchs, die das Eröffnungsdatum garantierten: Man habe ein starkes Team, das wunderbar zusammengearbeitet habe. Ein Team, das künftig mit der ständig wechselnden Sammlung weiter schwer beschäftigt sein wird: Denn alle sechs Monate, so Dr. Stefanie Heckmann, die stellvertretende künstlerische Leiterin von Moyland, werden die empfindlichen Werke ausgetauscht. So sind in Moyland viele Zeichnungen jetzt erstmals zu sehen. Moyland wird also spannend bleiben. Regelmäßiger Besuch lohnt sich.

(RP/rl/jul)
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