Kleve Das Jahr dazwischen

Kleve · Für viele ist die Zeit zwischen Schule und Ausbildung oder Studium prägend. Es entscheidet sich ein Stück weit, wo ein Jugendlicher später hinwill. Oder aber, er leistet seinen Dienst einfach ab – und nimmt trotzdem etwas daraus mit.

Kreis Kleve Sandra fühlt sich bestärkt in ihrer Entscheidung. "Ich wollte schon vorher in die soziale Richtung gehen", erzählt sie. Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) in einem Kempener Kinderheim war für sie eine Art Testlauf.

Jetzt steht für sie fest: Sie wird Sozialarbeiterin. Nicht jeder strebt nach dem Jahr zwischen Schule und Ausbildung, zwischen Abi und Studium einen sozialen Beruf an oder verpflichtet sich als Soldat. Viele sprechen aber von einer "prägenden Zeit" – egal, ob beim Bund, als Zivi oder im Freiwilligen Jahr. Drei Jugendliche aus dem Kreis Kleve, die gerade das Jahr hinter sich haben, berichten davon.

Der Anfang war hart

Kurz nach seiner Abi-Feier meldete sich die Bundeswehr bei Robin Fonteyne. "Ich wollte studieren. Bafög war beantragt und eine Wohnung bereits gefunden", erzählt Robin. Aber er wurde eingezogen und musste den neunmonatigen Grundwehrdienst in einer Kaserne bei Limburg ableisten. Drei Monate verbrachte er mit der Grundausbildung, anschließend arbeitete er sechs Monate im Casino, einem Restaurant für Offiziere. Womit er nicht gerechnet hätte: "Man wächst unheimlich schnell zusammen, auch wenn in deiner Gruppe Leute sind, mit denen du sonst nichts zu tun hättest. Man muss sich einfach gegenseitig helfen." Die ersten drei Monate habe er als hart empfunden. Um fünf Uhr morgens aufstehen, mancher Tag ging bis elf Uhr abends. Wenig Zeit zum Essen, die großen Gruppenduschen und eine gewisse Anspannung, die er verspürt habe. Ein vertanes Jahr? Nein, er habe durchaus etwas mitgenommen aus der Zeit. "Man lernt, zusammenzuarbeiten und sich Autoritäten unterzuordnen", sagt er. Irgendwann werde ihm das vielleicht noch helfen. Und er habe heute kein Problem mehr mit frühem Aufstehen. Trotzdem: "Ich hätte auch drauf verzichten können", fügt er schmunzelnd hinzu.

Simon Jansen hat im vergangenen Jahr seinen Zivildienst beendet. Nach der zwölften Klasse hatte er die Schule verlassen, um eine Ausbildung zu machen. "Ich wollte nicht, dass mir der Zivildienst noch in die Quere kommt", erklärt er. Er hatte einen Aushang gesehen für die Zivi-Stelle. Er bewarb sich bei der Evangelischen Kirche in Sonsbeck. Dort arbeitete er im Jugendzentrum. Er hat mit den Jugendlichen gearbeitet, unter anderem ein Fußballturnier organisiert und war zusätzlich für die Pflege einiger Grünflächen zuständig. "Es war eine gute Zeit", meint er. Inzwischen ist er in einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei einem Gelderner Unternehmen. Trotzdem hilft er manchmal noch nebenher im Jugendheim aus. "Ich hab da viele nette Leute kennengelernt."

Im Gegensatz zu den anderen beiden macht Sandra Schlootz ihr Jahr freiwillig. Sie wollte sich sicher sein, dass soziale Arbeit das Richtige ist. Ihr FSJ dauert noch bis Ende August. Der Tag beginnt in der Mittagszeit und endet am Abend. Mittagessen, Hausaufgabenhilfe, Freizeitplanung zum Beispiel. "Der Altersunterschied ist schwierig. Gerade zu den Größeren muss man versuchen, eine gewisse Distanz zu wahren", erzählt sie. Alle Kinder stammen aus sogenannten "Problemfamilien". Heftige Beschimpfungen und Wutausbrüche gehören dazu. "Man muss sich manchmal echt zusammenreißen", sagt sie.

(RP)
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