Kleve-Griethausen Das Hochwasser kann ruhig kommen

Kleve-Griethausen · Die Halbinsel Schenkenschanz war Freitag weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten. Bis zum Nachmittag übte der Deichverband Xanten-Kleve mit zahlreichen Beteiligten, was zu tun ist, wenn das Altrheinufer überschwemmt wird.

 Mit einem Trecker und viel Muskelkraft machten sich die Mitarbeiter des Deichverbands daran, die Dammbalkenwände in die Deichmauer einzuziehen. Die Rheinstraße war von 7.30 Uhr bis etwa 15 Uhr gesperrt.

Mit einem Trecker und viel Muskelkraft machten sich die Mitarbeiter des Deichverbands daran, die Dammbalkenwände in die Deichmauer einzuziehen. Die Rheinstraße war von 7.30 Uhr bis etwa 15 Uhr gesperrt.

Foto: Evers

Die Schänzer wissen bekanntlich, wie es ist, wenn ihre Halbinsel zur Insel wird. Dass auf der anderen Seite des Altrheins die Griethausener bei Hochwasser trockenen Fußes bleiben, ist jedoch nicht selbstverständlich. Denn dazu bedarf es umfangreicher Sicherungsmaßnahmen. Und die wollen regelmäßig geübt werden.

Gestern war es mal wieder soweit. Der Deichverband Xanten-Kleve führte seine lange geplante Hochwasserschutzübung durch. Weil darin das Deichtor eine zentrale Rolle einnahm, war die Durchfahrt von etwa 7.30 Uhr bis 15 Uhr nicht mehr möglich. Somit waren die Schänzer und die Salmorther von der Außenwelt abgeschnitten. Weil die aber clever sind, hatten viele bereits in den frühen Morgenstunden ihr Auto auf dem "Festland" in Düffelward geparkt und nutzten später die Personenfähre, um dorthin und von da aus mit dem Auto zu ihren Arbeitsstätten zu fahren.

Simuliert wurde bei der Übung ein Hochwasserstand des Rheins bei Emmerich von 8,35 Metern. Bei diesem Pegelstand rückt das Wasser an das Deichtor heran; die von Salmorth kommende Rheinstraße steht bereits bei einem Pegel von etwa sieben Metern unter Wasser. Im Ernstfall würden bei einer Evakuierung der Schanz auch Rettungswagen und Feuerwehr benötigt. Um alles so realistisch wie möglich zu simulieren, standen auch gestern Rettungsfahrzeuge bereit.

Der Geschäftsführer des Deichverbands, Bernhard Schlüß, und Deichgräf Hans-Heinrich Beenen beobachten die Übung mit Argusaugen. Zunächst wurde das schwere Deichtor geschlossen. Dann machten sich die rund zehn Mitarbeiter des Deichverbands daran, die zwei vier Meter hohen Dammbalkenwände in die Deichmauer einzuziehen. "So erhalten wir eine dreifache Sicherung. Wenn das Deichtor versagt, haben wir immer noch die beiden Wände", erläutert Schlüß. Für die Mitarbeiter war das harte Arbeit, einer der gummierten Aluminiumbalken wiegt 36 Kilogramm, und insgesamt 76 Balken wurden verbaut. Vier bis fünf Stunden dauert ein solcher Vorgang.

Zuletzt wurde diese Sicherungsmaßnahme übrigens vor fünf Jahren notwendig. Damals gab es ein Hochwasser von 8,40 Metern. Vor der Deichsanierung in den Jahren 2008 und 2009 musste das alte Deichtor noch mit Holzbalken gesichert werden. "Damals wurden die Hohlräume mit Lehm, Sand und Mist versiegelt", erinnert sich Schlüß und ergänzt: "Das hat auch irgendwie funktioniert."

(RP)
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