Kreis Kleve Das Abenteuer "Wohnen im Denkmal"

Kreis Kleve · Der Architekt Barend van Ackeren hat in Kleve ein Denkmal aus dem frühen 19. Jahrhundert saniert, das sich an die Stadtmauer schmiegte. Es ist ein stadtbildprägendes Haus, das unter Denkmalschutz steht.

 Barend van Ackeren im großen Wohnraum mit Terrasse zur Stadtmauer im Rücken und dem Blick vorne auf die Kavarinerstraße.

Barend van Ackeren im großen Wohnraum mit Terrasse zur Stadtmauer im Rücken und dem Blick vorne auf die Kavarinerstraße.

Foto: Gottfried Evers

Steil führt die alte Stiege nach oben. Schwer angekratzt zeigt sich das Ochsenblutrot der Tritte. Mattweiß grundiert, schon sauber hingegen Geländer und Handlauf. Auf dem kurzen Stück Flur vor der Treppe liegen die typischen kleinformatigen Kachelquadrate, rechts ein "Hoek" als kleine Abstellkammer. "Hier haben sich die Bewohner im vorigen Jahrhundert in die Stadtmauer gearbeitet. Immer ein Stückchen mehr", sagt Werner van Ackeren. Das kleine Haus "Hetterscheidt" stand als erstes hinter dem Stadttor. Hans van Ackeren erwarb das alte Stadtzollhäuschen, das vor der Mauer stand und ließ es abreißen, um Haus Koekkoek zu erweitern. Das Haus Hetterscheidt wurde miterworben. Später hatte Tanja van Ackeren in den Geschäftsräumen des Hauses ihren Antiquitätenladen. Gebaut wurde die heutige Version wohl nach Abriss des Kavariner-Tores 1817.

 Das Haus frisch saniert.

Das Haus frisch saniert.

Foto: Evers Gottfried

Barend van Ackeren, wie sein Vater Werner ebenfalls Architekt, hat aus dem alten Häuschen der Familie ein neues Schmuckstück gemacht. Ein Denkmal zum Wohnen, mitten in der Stadt mit allen Annehmlichkeiten, die ein Neubau bietet, und dem ganzen Flair des Alten. Und traumhaften Blicken, die man von Außen nicht vermutet: Auf die mittelalterliche Stadtmauer, auf das fast mediterrane Fries des benachbarten klassizistischen Künstlerpalais Haus Koekkoek. "Nirgendwo kann die Stadtmauer der Stadt Kleve besser demonstriert werden, als in diesem Innenhof", sagt Werner van Ackeren mit Stolz.

Es war ein gutes Stück Arbeit, das Haus, das sich wie die Vorgänger aus dem Mittelalter an die später geschleifte Stadtmauer schmiegte, zu dem zu machen, was es ist. Nur Helmut Poen, als Geschäftsführer des Abfallentsorgungs-Unternehmens Pietsch in Kleve eher der Mann fürs Grobe, ahnte, dass da mehr passierte: "Container um Container holen wir ab - was machst Du da?", fragte er ahnend.

Barend van Ackeren hatte sich auf das Abenteuer "Sanierung eines Denkmals zu Wohnzwecken" eingelassen. Das Gebäude war an einem Punkt angekommen, wo die Sanierung fällig war, wo der Denkmalschützer Teile auf der Rückseite zum Abbruch frei gab, die nicht mehr zu halten waren. Nur das Holzständerwerk musste stehen bleiben, die Fassade zur Kavarinerstraße in Kleve. Van Ackeren riss den hinteren Teil des Hauses, einen späteren Anbau, ab und baute ihn neu. Er holte Wände aus dem Haus und legte Fußbodenheizung auf die Balkenlage, stellte einen Ofen in die Mitte des großen Wohnraumes. Blicke quer durch das komplette Haus geben dem Bau heute Weite, die das kleine Stadthaus vor dem Tor nicht hatte. Der Grundrisse ist offen, die Räume gehen ineinander über. In der weiteren Etage lassen zwei Dachflächenfenster über der Treppe viel Licht hinein, das Dach ist bis zum First offen. Der zur Statik nötige, mächtige Leimbinder wurde so eingebunden, als liege er auf dem erhaltenswerten alten Ständerwerk auf und fügt sich so selbstverständlich ein.

 Viel Licht durch viele Fenster in der oberen Etage.

Viel Licht durch viele Fenster in der oberen Etage.

Foto: Evers Gottfried

"Man muss einen langen Atem oder die nötigen Finanzen mitbringen", sagt van Ackeren. Langer Atem bedeutet: Die Treppe eben noch nicht frisch in Ochsenblutrot gestrichen zu haben, die Fensterbänke noch nicht in der Endfassung zu haben. Und trotzdem in dem Haus wohnen und das Flair des Alten genießen zu können. Van Ackeren rät dringend jedem, der einen Altbau saniert, sich einen Plan von einem erfahrenen Architekten machen zu lassen. "So, wie es einmal fertig werden soll. Denn Leitungen und Anschlüsse sollen ja von Anfang an an den richtigen Stellen liegen", sagt er. Auch sollte von vornherein bedacht sein, dass die Technik ausgetauscht werden muss - Elektro, Heizung, Wasser. Der Architekt rät sogar, bei der Sanierung eines alten Hauses über eine kontrollierte Be- und Entlüftung nachzudenken. "Früher wurden die Häuser durch die dünne Einfachverglasung und zugige Türen und Fenster gelüftet", gibt er zu bedenken. Dämmt man wie er sogar so gut, dass es nahe an der aktuellen Energie-Verordnung liegt, ist eine solche Anlage dringend empfohlen. Sonst wird's feucht im Haus. "Wenn man historische Fenster aus der Bauzeit des Hauses hat und die erhalten muss, dann kann man dahinter ein einfaches, neues Fenster setzen und bekommt so ein Kastenfenster, das nicht nur die Wärme drinnen sondern auch den Lärm draußen halt", sagt er. Van Ackeren hat sie bei der Sanierung von Haus Hueth bei Rees geplant. Gibt's bei der Dämmung Ausnahmen, so sind die neuen Gesetze über Brandschutz und zweiten Rettungsweg einzuhalten, sagt er.

Letztlich summieren sich die Kosten. "Man kommt in der Regel an Neubaupreise heran - kann aber während der Bauphase schon im Haus wohnen und vieles nach und nach erledigen", sagt er.

(mgr)
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