Kleve Cover-Band rockt den Klever Knast

Kleve · Sie kamen, um die Gefängniswände zum Beben zu bringen: "Empire Rock Building" hat ein Benefiz-Konzert in der Justizvollzugsanstalt Kleve gespielt. 30 Gefangene sahen den Auftritt in der Kapelle des Gefängnisses. Für alle kein Alltag.

Kleve: Cover-Band rockt den Klever Knast
Foto: Evers, Gottfried

Dann kommt Dirk Gogolin doch noch ins Schwitzen. Fünf Minuten bis zum Auftritt, die Gitarre klingt noch zu hart in den Lautsprechern. Eilig nestelt der Tontechniker an seinem Mischpult herum. "Eine Gefängniskapelle ist eben keine Konzerthalle", murmelt er. Soundcheck von "Empire Rock Building". Für die Cover-Rockband aus dem Ruhrpott ein ganz besonderes Erlebnis: Zum ersten Mal überhaupt treten die Musiker vor Gefängnis-Insassen auf - und das in deren vier Wänden: in der Klever Justizvollzugsanstalt.

Die Band spielt auf Einladung des Kunst- und Literaturvereins für Gefangene, regelmäßig organisiert dieser Veranstaltungen im Gefängnis. "Das müssen aber nicht immer Konzerte sein", sagt Justizvollzugsbeamter Peter van Kampen. Viermal im Jahr wird den Insassen in Kleve derartige Abwechslung geboten. "Damit wollen wir sie ein wenig herausholen aus dem Alltag", sagt van Kampen. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihm ein Improvisations-Theater, dass Insassen miteinbezogen habe. "Die haben richtig mitgemacht. Wir hatten auch schon einen erstklassigen Zauberer hier", sagt van Kampen.

Dieses mal eben Cover-Rock - und das ganze 1,5 Stunden lang. "Heute rocken wir den Knast", sagt Frontfrau Alexandra Meinert. Nervös ist sie vor dem Auftritt trotzdem. "Das liegt aber nicht am Publikum, sondern am Lampenfieber. Ich bin vor Auftritten immer aufgeregt." Auch der Ort - immerhin die Kapelle im Gefängnis - sei für sie nichts ungewöhnliches. "Ich habe auch schon 'Highway to Hell' in einer katholischen Kirche gesungen", sagt Meinert. Für Geld komme aber keiner der Künstler ins Gefängnis, meint Justizvollzugbeamter Peter van Kampen. Es gebe lediglich eine Aufwandsentschädigung, der Rest ist Ehrensache. "Wir haben aber schon den Ehrgeiz, vor möglichst vielen Zuschauern zu spielen, egal wo wir auftreten", sagt Sängerin Meinert.

"Wir würden den Auftritt aber auch durchziehen, wenn nur ein Insasse kommt." Etwa 70 Häftlinge hätten Platz gehabt in der JVA-Kapelle, am Ende kommen knapp 30 zum Konzert.

Einer von ihnen ist Armin. Seinen Pferdeschwanz hat er streng nach hinten gebunden, mit seiner Kaffeetasse in der Hand hat er in der ersten Reihe Platz genommen. "Ist halt mal was anderes", sagt er. "Ich will vor allem gute alte Musik hören." Zu hören gibt es dann ACDC, Die Toten Hosen, Bruce Springsteen oder Michael Jackson. Kollektives Kopfnicken und Fußwippen auf den Rängen. Die Musiker geben alles.

Angst vor dem Publikum? Fehlanzeige. Sängerin und Gitarrist gehen zwischen die Stuhlreihen, Alexandra Meinert unterhält sich mit den Gefangenen. "Gehts euch gut?" Eine kurze Pause. "Den Umständen entsprechend."

Und: "Hoffentlich seid ihr nicht zu lange hier." Am Ende des Liedes tosender Applaus, der bis draußen auf den Hof zu hören ist und nur von dem Sound der Gitarre überboten wird, die schon zum nächsten Lied anstimmt.

"Das ist für uns eine irre Erfahrung, eine Auszeichnung", meinen die Bandmitglieder. Wer kann schon von sich behaupten, einmal die Gefängniswände zum Beben gebracht zu haben?

Auch Armin nippt zufrieden an seiner Kaffeetasse. "Empire Rock Building" hat hinter Gittern Eindruck gemacht.

(lukra)
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