Corona-Krise Corona legt das Leben im Kreis lahm

Kleverland · Die Zahl der Infizierten hat sich am Wochenende verdreifacht. Bislang sind 36 Personen im Kreis Kleve positiv getestet. Das öffentliche Leben ist weitgehend eingestellt. Mobile Probeentnahmeteams des DRK unterstützen Fieberzelt.

 Normalerweise ist an den Wochenenden am Autobahn-Grenzübergang zu den Niederlanden viel los. Derzeit bleiben die Menschen aber lieber in ihren  Wohnungen – die A 57 ist kaum befahren.

Normalerweise ist an den Wochenenden am Autobahn-Grenzübergang zu den Niederlanden viel los. Derzeit bleiben die Menschen aber lieber in ihren  Wohnungen – die A 57 ist kaum befahren.

Foto: Guido Schulmann

Von zehn Fällen, die am Freitag bekannt waren, ist die Anzahl der nachgewiesenen Corona-Fälle im Kreis auf 36 angewachsen. In einer  Übersicht des Gesundheitsministeriums waren für Kleve 32 Fälle angegeben, gegen Abend waren es dann noch mehr.  Der Kreis Kleve teilte schließlich mit, dass 36 bestätigte Corona-Infektionen vorlägen. „Davon sind neun in Geldern, vier in Issum, drei in Kalkar, elf in Kerken, zwei in Kevelaer, zwei in Kleve, vier in Straelen und eine in Wachtendonk. In den nicht genannten Kommunen sind bislang keine Corona-Infektionen nachgewiesen worden.“ Das Kreisgesundheitsamt ermittele  weiterhin die Kontaktpersonen.

Abseits der bedrohlichen Zahlen hat das Virus inzwischen alle Lebensbereiche erreicht, macht vielen Menschen Angst und ruft in anderen die besten Seiten ihres Charakters hervor. Sie wollen Kinder beaufsichtigen, Hunde ausführen, Botengänge übernehmen. Und manche, wie Kasia Maciejewska in Goch, kommen auf Ideen, die das Herz erwärmen: Die gläubige junge Mutter stand am Sonntagmorgen vor der Maria-Magdalena-Kirche und drückte den Kirchgängern, die vor verschlossener Türe standen, weil nirgends mehr Gottesdienste stattfinden, Heiligenbildchen in die Hand, damit den Menschen das individuelle Beten leichter falle . . .

In allen Kommunen gilt, dass sämtliche  Veranstaltungen unabhängig von der Besucherzahl  abgesagt werden müssen.  Bei einer Konferenz aller Bürgermeister mit der Kreisspitze war am Freitag ein einheitliches Vorgehen vereinbart worden. Das Ziel: einen „Normalbetrieb in Schulen, Gesundheitswesen, Pflege, Versorgung, Wirtschaft und Verwaltung weiterhin sicherzustellen“. Eine Hoffnung, die sich längst überholt hat, denn inzwischen sind auf ministerielle Weisung hin sämtliche Schulen und Kindergärten geschlossen. Nur Kinder von „Schlüsselpersonen“ wie etwa medizinischem Personal oder von Polizeibeamten können in Notgruppen betreut werden.

Sich von der schwierigen Situation abzulenken ist nicht einfach: Sportstätten, Museen und Theater stehen nicht mehr zur Verfügung, Konzerte fallen aus, auch die Stadtbücherei in Goch oder  das Jugendzentrum Astra sind geschlossen – zunächst bis zum 20. April. Keine gute Aussichten für die Osterferien, in der ja auch kaum jemand vereisen wird. Rathäuser sind zwar im Prinzip noch geöffnet, es wird aber gebeten,  Kontakt möglichst telefonisch oder per Mail aufzunehmen.

Wer ohne eigenes Auto mobil bleiben muss, könnte Probleme bekommen: Der Bürgerbusverein Uedem hat seinen Dienst eingestellt, der in Kalkar wird nach Auskunft des Vorsitzenden wohl in den kommenden Tagen nachziehen. Die Gesundheit der Ehrenamtler und ihrer Fahrgäste gehe vor. Im professionell betriebenen öffentlichen Nahverkehr heißt es: hinten einsteigen, um die Fahrer nicht zu gefährden.

Parteiversammlungen und politische Sitzungen scheinen ebenfalls geeignet, Menschen zu infizieren und sind deshalb zum Teil abgesagt: Der Kreistag in Kleve zum Beispiel, geplant für den 19. März, ist abgesagt, während der vorgeschaltete Kreisausschuss mit weniger Menschen stattfinden soll. Auch Ratssitzungen stehen auf der Kippe. Was Stammgäste längst erwartet haben: Die Kantine im Kreishaus wird bis auf weiteres geschlossen, teilte die Kreisverwaltung am Sonntagnachmittag mit. Die Menschen sitzen dort eng beieinander, was das Infektionsrisiko erhöht.

Im Gocher Jugendheim „Astra“ wird vorerst niemand seine Nachmittage verbringen.

Im Gocher Jugendheim „Astra“ wird vorerst niemand seine Nachmittage verbringen.

Foto: Anja Settnik
Kasia (re.) und Nadja verschenken vor der Maria-Magdalena-Kirche Heiligenbildchen als Gebetsanreize.

Kasia (re.) und Nadja verschenken vor der Maria-Magdalena-Kirche Heiligenbildchen als Gebetsanreize.

Foto: Anja Settnik

Ab Montag sind im Kreisgebiet zwei mobile Probeentnahmeteams des DRK im Einsatz. Sie sollen Menschen testen, die in Quarantäne sind und wissen müssen, ob das Virus noch nachweisbar ist. Die Einsätze werden über Gesundheitsamt und Kreisleitstelle koordiniert.

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