Lokale Wirtschaft Kalkar verzichtet auf Gastronomie

Die genehmigten Öffnungszeiten von 12 bis 15 Uhr bringen den Wirten nichts. Deshalb werden die Kalkarer Gaststätten ab Freitag komplett geschlossen bleiben. Nur Lieferdienste können noch arbeiten.

 Der Marktplatz in Kalkar hat vorerst keine Gastronomie.

Der Marktplatz in Kalkar hat vorerst keine Gastronomie.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Im ersten Frühlings-Sonnenschein auf dem Kalkarer Marktplatz sitzen, ein Eis oder eine Pizza essen, mit Bekannten Kaffee oder Wein genießen – daran würden sich in diesen Tagen zahlreiche Menschen erfreuen. Aber nicht in Corona-Zeiten: Ab Freitag, 20. März, verabschiedet sich die Kalkarer Gastronomie auf unbestimmte Zeit. Vorerst bleiben die Cafés, Wirtschaften und Restaurants geschlossen. Das ist das Ergebnis eines Krisengesprächs, das die Wirte kurzfristig mit der Stadtspitze führten.

Han Groot Obbink, der Vorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands in Kalkar, macht sich nicht nur um das Unternehmen, für das er selbst verantwortlich ist, größte Sorgen. Das Wunderland hat schon jetzt riesige Verluste zu verzeichnen und hofft auf Staatshilfe und Überbrückungskredite, um das Überleben irgendwie hinzubekommen. Dennoch setzt sich der Gastronom auch noch für seine Kollegen ein und steht an ihrer Seite.

„Zuletzt galt ja die Verfügung, dass die Lokale bis 15 Uhr geöffnet bleiben durften. Aber das bringt doch nichts. In der Zeit können die Kollegen kein Geld verdienen, außerdem gefährden wir Mitarbeiter wie Gäste, wenn wir sie weiter zueinander bringen.“ Deshalb sei gemeinsam mit der Bürgermeisterin, mit Ordnungsamt und Wirtschaftsförderung beschlossen worden, die Gaststätten komplett zu schließen.

Das hat nicht nur Folgen für die Gäste, die nun praktisch nirgends mehr hin können, es ist vor allem dramatisch für die Unternehmen. „Ich habe die vier, fünf Leute, die als letzte eingestellt wurden, entlassen“, berichtet Georg Kellendonk. Sein „Ratskeller“ ist eines der stets gut besuchten Lokale am Marktplatz und wird wie alle anderen gastlichen Häuser vorerst geschlossen bleiben. „So lange wir noch bis 18 Uhr arbeiten durften, kam ich noch auf meinen Grundumsatz, aber nur bis 15 Uhr – das hat keinen Sinn. Von fünf Gästen pro Tag kann ich meine Leute nicht bezahlen. Dann können wir besser zu machen und Antrag auf Kurzarbeit stellen.“ Was auch geschehen sei.

Frank Ligensa ist Betreiber der Kalkarer Mühle. Auch er will und kann keine Ressourcen verschwenden – Mitarbeiter bezahlen, die nichts zu tun haben und Waren einkaufen, die nicht mehr verzehrt werden. „Wir sollten am Eingang namentlich die Gäste registrieren, brauchten eine Hygieneschleuse, mehrere Meter Abstand zwischen den Tischen – wer will unter solchen Bedingungen noch essen gehen? Speisen abholen lassen war eine Idee, aber die Leute sollen doch nicht eng beieinander in der Schlange stehen. Was jetzt noch bleibt, ist die Möglichkeit, einen Lieferservice zu betreiben. Ich weiß nicht, welcher der Kollegen das tun wird, damit ist ja weiteres finanzielles Risiko verbunden“, sagt Ligensa.

Zur Sicherheit unter freiem Himmel hätten sich die Gastronomen mit der Stadtspitze getroffen, um ihr Krisenmanagement abzustimmen. Das Ergebnis ist eine Regelung, die es so noch nie gab und von der alle Betroffenen hoffen, dass sie nicht allzu lange dauern muss: alles dicht,  Kalkars in der Region hoch anerkannte Gastronomie wird mindestens für eine Reihe von Wochen keinen Gast mehr begrüßen.

„Wir hoffen, dass die Gäste um so lieber wieder ausgehen werden, wenn diese Corona-Katastrophe überwunden ist, sagt Kellendonk. Und Groot Obbink hofft, dass ihm die Mitarbeiter, die er jetzt nach Hause schicken muss, für die Zeit danach die Treue halten. Er habe einige lieb gewonnene Kräfte weinen sehen, weil sie nicht wissen, wie sie mit 60 Prozent Kurzarbeitergeld zurecht kommen sollen. „Es ist dramatisch. Für Unternehmen und Angestellte muss ganz schnell Hilfe kommen“, sagt der Wunderland-Chef. Nur noch eine Rumpfmannschaft hält mit ihm die Stellung, um Geschäfte für eine wie auch immer geartete Zukunft anzuschieben.

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