Einkaufen in der Corona-Krise Endlich wieder Einkaufen in der City

Kleve · Aufatmen unter den Einzelhändlern. Hintzen, Rexing, Kotters – sie alle freuen sich, dass sie ab Montag wieder öffnen dürfen. Bei Mensing ist es erst einmal nur das Herrenhaus. Für Möbler gibt es Ausnahmen, für Saturn und H&M nicht.

 Susanne Rexing darf am Montag ihr Geschäft wieder öffnen. Darauf gibt sie ein Gläschen Sekt aus.

Susanne Rexing darf am Montag ihr Geschäft wieder öffnen. Darauf gibt sie ein Gläschen Sekt aus.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Sie möchte mit ihren Kunden anstoßen. Anstoßen, dass es endlich wieder Leben in der Stadt gibt: Susanne Rexing ist sichtlich erleichtert – endlich kann ihr Geschäft in der City neben Haus Koekkoek wieder eröffnen. „Ich möchte doch all die Neuigkeiten zeigen, die ich auf der Messe gesehen und nach Kleve geholt habe“, sagt Rexing vom gleichnamigen Möbelhaus. „Ich habe jetzt spontan beschlossen, dass es Montag für jeden Kunden ein Gläschen gibt – mit und ohne Alkohol.“

Rexing, auch lange Jahre im Vorstand des aufgelösten Klever City Netzwerkes, freut sich, dass bis auf eine Handvoll Geschäfte, deren Flächen über 800 Quadratmeter liegen, viele Läden wieder aufmachen können. Sie werde wie die anderen auch darauf achten, dass die Abstandsregeln eingehalten werden, dass es Desinfektionsmittel gibt und sie und ihre Mitarbeiter einen Mundschutz tragen. Sicher habe sie Einbußen hinnehmen müssen. Aber ihr Fazit: „Wenn wir Montag wieder öffnen können, sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen.“

Das hofft auch der Klever Wirtschaftsförderer Joachim Rasch. Er sei gedanklich durch die Straßen der Kreisstadt gelaufen und sehe, dass die meisten Geschäfte wieder eröffnen können. „Ich hoffe darauf, dass die Kunden heiß auf einen Einkauf in der Stadt sind, die Ware wieder fühlen dürfen, ich hoffe, dass die Stadt wieder belebt ist – mit dem gehörigen Abstand untereinander“, betont er. Man werde weiter versuchen, die Einzelhändler zu unterstützen. Letztlich müssten aber alle auf die Vorgaben aus Düsseldorf warten: „Genaues können wir erst sagen, wenn es Rechtssicherheit gibt“, so Rasch.

Matthias Hintzen von der gleichnamigen Buchhandlung an der Hagschen Straße bereitet einen „Rundlauf“ durch sein Geschäft vor. Das geht mit den zwei Türen auch trefflich: In der einen geht’s rein, dann durch die Auslagen an der Kasse vorbei wieder heraus. Dazu soll es genug Desinfektionsmöglichkeiten geben. Hintzen betont aber auch, dass man den in der Corona-Krise gestarteten Lieferservice beibehalten werde: „Ältere Kunden, die Angst vor Ansteckung haben, können weiter bestellen und bekommen ihre Bücher geliefert“, verspricht er. Der Lieferservice habe in der Zeit der Krise ein bisschen die Verluste auffangen können.

Auch Michael Kotters vom gleichnamigen Haushaltswarengeschäft wird den Lieferservice beibehalten, mit dem er den Kontakt zu seinen Kunden in Zeiten von Covid-19 hielt. „Das wird zwar nicht mehr so kurzfristig in ein, zwei Stunden beim Kunden sein, aber wir machen das weiter im Umkreis von zehn Kilometern“, sagt Kotters. Er hofft allerdings auch, dass die „Magneten“, die über 800 Qaudratmeter Fläche haben, auch bald wieder öffnen können. „Wir brauchen uns doch alle gegenseitig in der Stadt“, sagt er. Und die Laufkundschaft, die eigentlich nur zu H&M, Saturn oder Kaufhof wollte und dann bei ihm noch reinkommt, gehört auch zur Stadt. Reinkommen in sein Geschäft werde aber nur eine begrenzte Anzahl von Kunden, rechnet Kotters vor. Die anderen müssten warten. Er fragt sich allerdings, wie die niederländischen Kunden reagieren werden. „Die brauchen wir ja“, sagt er.

Nina Kiesow von Leder Kiesow atmet auf, dass es endlich los geht. Ihr Geschäft sei von der Schließung genau am Start der Frühjahrssaison schwer getroffen worden. Sie mahnt allerdings auch, daran zu denken, dass die Krise noch nicht vorbei ist, dass sich die Kundenströme vielleicht anders entwickeln werden. Wie Kotters hofft auch Kiesow auf eine baldige Eröffnung der Großen an der Großen Straße. Und dass bald auch die Cafés in der City eröffnen dürfen.

Einer der Großen mit reichlich Frühjahrs- und Sommerkollektion im Angebot ist das Modehaus Mensing. Das Dilemma: Das Herrenhaus darf aufgrund der Größe geöffnet werden. Das Damenhaus an der Ecke Große Straße / Kavarinerstraße erst einmal nicht. Nach Angaben von Storemanagerin Brigitte Schmitt stehe der Textiler aber in Verhandlung mit der Kommune. „Wir haben eine Feuerschutztür und können so das Untergeschoss unseres Damenhauses komplett vom Obergeschoss trennen“, sagt Schmitt. Sie sei optimistisch, dass auch das Damenhaus an zentraler Stelle bald wieder öffnen dürfe.

Eva Dahlmann vom Straelener Möbelhaus Dahlmann hält die Entscheidung, dass Möbelhäuser auch über 800 Quadratmeter öffnen dürfen, für richtig. „Es gibt nirgendwo mehr Raum als im Möbelhaus“, sagt Dahlmann. „Abstand halten funktioniert in unserem Geschäft besser als in kleinen Läden.“ Der Andrang, sagt sie, sei dort ohnehin geringer als bei den großen Möbelhaus-Ketten. „Zu uns kommen die Leute, wenn sie wirklich etwas suchen, nicht zum Zeit vertreiben.“

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