Contra Kleve braucht keine „Sauerste Zitrone“

Kleve · Die Offenen Klever planen, die „Sauerste Zitrone“ zu verleihen. Ein Preis für den hässlichsten Umbau oder Neubau in der Stadt Kleve. In einem Pro und Contra diskutieren wir das Thema. Was sagen Sie zum Thema? Schreiben Sie uns ihre Meinung an kleve@rheinische-post.de

  Unser Redakteur Marc Cattelaens ist gegen einen Architektur-Schmähpreis für Kleve.

Unser Redakteur Marc Cattelaens ist gegen einen Architektur-Schmähpreis für Kleve.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Diesen Preis braucht nun wirklich niemand. Auch in Kleve gibt es Bebauungspläne und jede Menge Vorschriften, die beachtet werden müssen. Wenn jemand dagegen verstößt, darf er so nicht bauen. Punkt! Genauer gesagt: Dann darf sein Bau so nicht genehmigt werden. Dafür zuständig sind aber nicht die Offenen Klever (OK), sondern die Behörden.

Die OK haben besonders einen Neubau für die „Sauerste Zitrone“ im Visier. Anne Fuchs (OK) bemängelt, dass dieser Neubau, so wie er neben einem Baudenkmal errichtet werde, zwar alle Bedingungen erfülle, dass er aber das Gesicht der daneben liegenden Reihe von Häusern aus der Jahrhundertwende empfindlich störe. Damit wäre dieser Bau preiswürdig für die „Sauerste Zitrone“, wenn sie denn verliehen wird. Das ist ein verheerendes Signal an alle potenziellen Investoren. Es besagt: Ihr müsst Euch an alle Regeln halten, aber selbst wenn Ihr die Baugenehmigung bekommt, müsst Ihr damit rechnen, öffentlich an den Pranger gestellt zu werden.

Große Bauvorhaben gehen auch in Kleve alle durch die politischen Gremien. In den Ausschüssen hat jeder die Gelegenheit, sich dazu zu äußern – wohlwollend oder ablehnend. Entschieden wird im Stadtrat. Das ist ein demokratischer Prozess. Anne Fuchs ist für die OK im Rat vertreten. Wenn man sich in diesem Prozess argumentativ nicht durchsetzen kann, ist es billig, anschließend einen Preis für ein Bauvorhaben, das einem nicht genehm ist, auszuloben.

Stichwort „genehm“: Brauchen wir in Kleve wirklich eine „Architektur-Polizei“? Wer soll entscheiden, was schön ist und was nicht? Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Und das ist gut so, denn das schafft Vielfalt. Eine Stadt verändert nun mal ihr Gesicht mit den Jahren. Sollen Bauherren etwa nur im Jugendstil bauen dürfen, wenn es irgendwo in der Nachbarschaft Häuser aus dieser Epoche gibt? Dann wird es ganz schön teuer. Viel Erfolg bei der Suche nach Investoren, die bereit sind, so viel Geld in die Hand zu nehmen. Und herzlichen Glückwunsch an die Mieter, die dann bald 15 Euro für den Quadratmeter zahlen müssen.

Richtig ist, dass Rendite nicht über allem stehen darf und dass die Klever ein Recht darauf haben, dass ihre Stadt nicht verschandelt wird. Aber so etwas muss planerisch, etwa durch Gestaltungsvorgaben geregelt und nicht durch einen fragwürdigen Preis im Nachhinein sanktioniert werden.

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