Kita-Hund in Bedburg-Hau Charlie Brown ist der Star der Kinder

Bedburg-Hau · Der einjährige Cocker begleitet die Kinder der Kita St. Pius in Bedburg-Hau täglich. Mit seiner Besitzerin hat er eine Schulung rund um tiergestützte Therapie absolviert. Der Nachwuchs zeigt sich begeistert vom Vierbeiner.

 Mittwochs ist Yoga-Zeit in der Kita St. Pius: Mit Cocker Spaniel Charlie Brown bekommt der „Herabschauende Hund“ dabei eine ganz neue Bedeutung.

Mittwochs ist Yoga-Zeit in der Kita St. Pius: Mit Cocker Spaniel Charlie Brown bekommt der „Herabschauende Hund“ dabei eine ganz neue Bedeutung.

Foto: Kita St. Pius

Charlie Brown ist gewissermaßen ein Botschafter der Zuneigung. Der Cocker Spaniel mit den süßen Hängeohren vermittelt im Kindergarten St. Pius in Bedburg-Hau Liebe, Schutz und Geborgenheit. In seiner Nähe fühlt sich der Nachwuchs wohl, mit dem schwanzwedelnden Hund haben die Kleinsten einen fröhlichen Spielpartner gewonnen. „Charlie Brown gehört fest zu unserem Kindergarten, die Kinder sind verrückt nach ihm – und erleben den gesamten Kita-Alltag mit ihm“, erklärt Tanja Kühn, Erzieherin in der katholischen Kindertagesstätte an der Lindenstraße in Hau.

Seit einem Jahr ist der Vierbeiner nun fester Bestandteil der Gruppen. Seine Besitzerin Martina Looschelders hat eine Ausbildung zur tiergestützten Therapeutin absolviert und begleitet die 63 Kinder nun gemeinsam mit Charlie Brown. Täglich nimmt sie den einjährigen Rüden mit zur Arbeit. „Charlie Brown ist bei uns, seitdem er ein Welpe ist. Er ist hier aufgewachsen. Daher ist seine Anwesenheit für die Kinder mittlerweile selbstverständlich. Wir sind eine teiloffene Kita, was dazu führt, dass Charlie Brown in allen Gruppen zu Besuch ist. Alle Kinder können profitieren. Außerdem haben wir für ihn einen kleinen, abgetrennten Bereich eingerichtet. Dorthin kann er sich zurückziehen, wenn es mal zu rüselig werden sollte“, sagt Kühn. Und das kann in einem Kindergarten durchaus vorkommen.

Doch ehe der kleine Vierbeiner in der Kita zum Therapiehund werden konnte, mussten alle Eltern zustimmen. „Wir haben alle Eltern informiert und um Einverständnis gebeten. Wir sind durchaus stolz, dass wir ausschließlich positive Rückmeldungen bekommen haben“, sagt die Erzieherin im Gespräch mit unserer Redaktion. Eine Kollegin aber habe ein wenig Respekt vor Hunden. Doch auch dafür hat man in Hau Lösungen gefunden. „Die Kollegin kann einfach nicht so gut mit Hunden. Aber das ist auch kein Problem: Dann sorgen wir eben dafür, dass Charlie Brown nicht zu nahekommt“, sagt Kühn.

Zum Hintergrund: Die tiergestützte Therapie ist eine psychotherapeutische Behandlung, bei der Vierbeiner drauf und dran sind, eine Verbindung zum Menschen aufzubauen. Insbesondere Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen können profitieren. Zudem werden Tiere vermehrt bei der Suchtheilung eingesetzt. Der Wissenschaft nach kann die Interaktion mit Hunden ein Gefühl des Friedens und der Gemeinschaft vermitteln. Daher sind die Vierbeiner auch in Schulen und Kindergärten auf dem Vormarsch.

Auch am Niederrhein erfreuen sich die Konzepte zunehmend großer Beliebtheit. So hat sich erst vor zwei Jahren auf einem Bauernhof in Bedburg-Hau der gemeinnützige Verein „Tierisch gut fürs Leben lernen“ gegründet, der tiergestützte Pädagogik für Kinder und Jugendliche fördern will. Immerhin könne niemand so schnell menschlichen Stress reduzieren wie Schaf, Hund und Kuh, so die Verantwortlichen. Die Heilerziehungspflegerin und Reitpädagogin Nadine Reintjes arbeitet seit Jahren auf ihrem Hof an der Sommerlandstraße therapeutisch, ihre wichtigsten Arbeitskollegen sind Pferde, Kühe, Schafe, Hühner und Hunde. Vor allem Kinder und Jugendliche mit Autismus, einer ADHS-Erkrankung oder motorischen Einschränkungen besuchen die Einrichtung im Ortsteil Till. Krankenkassen unterstützten die Therapieform jedoch kaum, noch fehlt es an der Anerkennung.

Im Kindergarten St. Pius aber macht sich die Anwesenheit von Charlie Brown bereits seit einem Jahr positiv bemerkbar. „Es bleibt bei uns viel Zeit, mit Charlie Brown zu kuscheln, zu spielen und zu toben. Er ist eine absolute Bereicherung für unsere Kita, und zwar für Jung und Alt. Und mittwochs ist Yoga-Zeit bei uns: Da bekommt der herabschauende Hund eine ganz neue Bedeutung“, so Tanja Kühn. Donnerstags geht es mit Charlie Brown und dem Nachwuchs zudem in den Wald, dort kann sich der Rüde austoben. „Die Kinder genießen die Zeit mit ihrem tierischen Begleiter“, so die Erzieherin.

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