Caritas Kleve Hilfe für Verlierer der Pandemie

Kleve · Mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Wohlfahrtspflege startet der Caritasverband Kleve ein Digitalprojekt im Bereich Ambulant Betreutes Wohnen. „Mit digitalen Gruppenangeboten gegen Vereinsamung“ heißt das Programm.

 Florian aus dem Bereich Ambulant Betreutes Wohnen für psychisch und/oder suchtkranke Menschen nimmt an dem Digitalprojekt des Caritasverbandes Kleve teil. Ihm zur Seite stehen Florieke Berger-Scheepens (l.), Fachbereichsleiterin Rita Fergen (2.v.r.) und Leonie Arnzen (r.).

Florian aus dem Bereich Ambulant Betreutes Wohnen für psychisch und/oder suchtkranke Menschen nimmt an dem Digitalprojekt des Caritasverbandes Kleve teil. Ihm zur Seite stehen Florieke Berger-Scheepens (l.), Fachbereichsleiterin Rita Fergen (2.v.r.) und Leonie Arnzen (r.).

Sie gehören zu den großen Verlierern der Pandemie. Menschen, die auf Rat und Hilfe angewiesen sind. Zum Beispiel weil sie suchtkrank sind. Oder weil sie an einer psychischen Störung leiden. „Menschen, denen es ohnehin schon nicht gut geht und die durch Corona noch einmal ein Stückchen tiefer gefallen sind“, sagt Rita Fergen und ergänzt: „Die wenigen sozialen Kontakte, die diese Menschen haben, sind durch die Kontaktbeschränkungen völlig weggebrochen.“ Die Folgen: soziale Isolation, Vereinsamung, Rückfall in alte Muster.

Rita Fergen ist beim Caritasverband Kleve Fachbereichsleiterin Soziale Hilfen und Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung. Bei ihrer täglichen Arbeit erlebt sie die fatalen Folgen der Pandemie hautnah. „Zwar fand die Einzelfallberatung in den verschiedenen Fachdiensten weiterhin statt, aber unsere Gruppenangebote und Freizeitaktivitäten mussten mehr als ein Jahr lang pausieren. Für unsere Klienten ist das ein unzumutbarer Zustand. Sie verlieren mehr und mehr ihre Tagesstruktur und damit auch ihre soziale Kompetenzen.“ Um das wieder aufzufangen und auch für kommende Krisenzeiten gerüstet zu sein, hat sie ein Konzept geschrieben. „Mit digitalen Gruppenangeboten gegen Vereinsamung“ heißt es, gefördert durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW.

„Wir freuen uns sehr über die Förderzusage in Höhe von 16.000 Euro, die wir im Rahmen des Sonderprogramms ‚Zugänge erhalten – Digitalisierung‘ erhalten haben“, sagt Vorstand Rainer Borsch. Er hat den Antrag eingereicht, inhaltlich verantwortlich zeichnet aber Rita Fergen. Und diese hat den Bereich Ambulant Betreutes Wohnen für psychisch und/oder suchtkranke Menschen sowie Mitarbeiterin Leonie Arnzen auserkoren, das Modellprojekt zu gestalten. Genauer gesagt wird Leonie Arnzen mit ihrer Kollegin Florieke Berger-Scheepens und Klienten eine Projektgruppe gründen. Aus diesen Erfahrungen sollen wiederum digitale Gruppenangebote für den gesamten Verband entwickelt werden. „Ziel ist eine langfristige Implementierung“, sagt Rita Fergen.

Insgesamt werden zwölf Monate für das Projekt beim Caritasverband Kleve einberaumt. Der erste Schritt ist bereits gemacht, die Projektgruppe wurde gegründet. Der zweite, die Beschaffung von 20 mobilen Endgeräten, ist ebenfalls erledigt. Nun wird zusammen mit den Klienten überlegt, welche Gruppenangebote digital stattfinden können. „Wir haben zum Beispiel an einen Bingo-Nachmittag gedacht. Auch digitale Selbsthilfegruppen sind in Planung“, sagt Leonie Arnzen. Florieke Berger-Scheepens berichtet, dass einer ihrer Klienten gerne Musik macht. Dabei soll das Tablet demnächst behilflich sein. „Wir werden mit einer App versuchen, Musikvideos zu schneiden.“ Ganz im Sinne des Projektes, wie Leonie Arnzen berichtet: „Wir wollen schließlich auch Wissen vermitteln.“ Viele Klienten hätten zwar ein mobiles Endgerät, aber wie man Verträge im Internet abschließt, einen neuen Personalausweis beantragt oder eben Musik zu einem Video schneidet, das wissen viele oftmals nicht. Wichtig dabei: Die permanente Evaluation und Rückkopplung mit den Klienten. „Wir wollen auf keinen Fall an den Interessen und Bedürfnissen der Rat- und Hilfesuchenden vorbeiplanen. Nur wenn ein Angebot auch angenommen wird, ist es erfolgreich“, sagt Leonie Arnzen.

Im Juni 2020 hatte die Stiftung Wohlfahrtspflege zum Sonderprogramm „Zugänge erhalten – Digitalisierung stärken“ aufgerufen. Daraufhin gingen 1248 Anträge beim Projektträger ein, 667 davon wurden im April dieses Jahres positiv beschieden. Insgesamt werden von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW 42,5 Millionen Euro für digitale Projekte bereitgestellt.   

(RP)
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