Kleve Burmeister läuft Sturm — Tweestrom-Böschung verfüllt

Kleve · Das Projekt "Verfüllung des Tweestrom" in Kleve liegt derzeit beim Verwaltungsgericht in Düsseldorf auf dem Schreibtisch und wird dort geklärt. Zum Hintergrund: Die Stadt Kleve möchte Teile des Gewässers im Industriegebiet verfüllen, der BUND hat gegen dieses Vorhaben geklagt.

Am vergangenen Samstag hat Kleves BUND-Chef Karl-Heinz Burmeister einen Anruf eines besorgten Bürgers erhalten, der ihm mitteilte: "Die sind dabei, den Tweestrom zu verfüllen." Ganz so schlimm war's zwar nicht, doch ärgerte sich Burmeister dennoch über die Arbeiten, die an dem Flüsschen im Gange waren. Mit Mutterboden hatte man die Böschung des Gewässers aufgefüllt. Für den Naturschützer eine Aktion, die dafür sorgte, dass sein Ruhepuls die normale Bahn verließ: "Ein unglaublicher Vorgang. Dadurch wurde kurzerhand etwa seltenen Vogelarten, die an der Böschung leben, und anderen Tieren der Lebensraum genommen."

Was für den BUND-Chef ebenfalls durch die Anfüllung der Böschung neu bewertet werden muss, ist das Gutachten, das durch ein Nütterdener Büro für Landschaftsplanung erstellt wurde. Diese neutrale Untersuchung hatte herausgestellt welche Bedeutung der Tweestrom für Tiere besitzt. Selbst Arten, die auf der Roten Liste stehen, wurden am Tweestrom bestätigt. "Wenn es jetzt einen Teil des im Gutachten untersuchten Gebiets nicht mehr gibt, so bin ich gespannt, wie das Gericht diese neue Situation bewertet. Die Erkenntnisse des Gutachtens stimmen mit der Realität nicht mehr überein", sagte Burmeister gestern.

Der Naturschützer hatte sich bei der Stadt erkundigt, wer für die Aktion "Mutterboden auf Böschung" verantwortlich ist: "In einer ersten Reaktion wurde mir mitgeteilt, dass es sich hier nur um ein Missverständnis handele. Dabei sind die Arbeiten der Stadt Kleve bekannt."

Die Stadt muss, wenn sie den Tweestrom weiterhin verfüllen will, zunächst ein Ausgleichsgewässer schaffen, das sowohl von der Größe als auch von der ökologischen Wertigkeit her mit dem zugeschütteten Bereich gleichzusetzen ist. "Hier müssen sich zunächst die Tiere ansiedeln, die auch am Tweestrom leben. Erst wenn das passiert ist, darf das Gewässer verfüllt werden", erklärt Burmeister.

Ob die Stadt Kleve das Projekt weiterhin mit der begonnenen Intensität verfolgt, dürfte angesichts der neuen Situation zumindest fragwürdig sein. Zudem erinnert Burmeister daran, dass Kämmerer Willibord Haas die Summe von 993 436,90 Euro für die Verfüllung des Tweestroms bereits aus dem Etat gestrichen habe.

(RP)
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