Kleve Bundesverdienstkreuz für die Köhler

Kleve · Herbert Nowak und Wilhelm Papen von der Köhlergemeinschaft Reichswalde wurden vom Landrat geehrt.

Herbert Nowak und Wilhelm Papen, die beiden weit über die Grenzen von Kleve und Bedburg-Hau bekannten Köhler, haben (so die offizielle Begründung) "für ihr über 20-jähriges Engagement im kulturellen Bereich im Rahmen der Brauchtumspflege des historisch Traditionellen Handwerks" und der Gemeinnützigkeit das Bundesverdienstkreuz erhalten.

In einer kleinen Feierstunde überreichte Landrat Spreen die vom Bundespräsidenten Joachim Gauck verliehenen Verdienstmedaillen.

Alle zwei Jahre machen die beiden Männer nicht nur Holzkohle nach traditioneller Art — sie teilen ihre Begeisterung (und ihre inzwischen europaweit anerkannte Fachkunde) mit vielen Besuchern bei den Meilerfesten.

Besonders Kindern vermitteln sie gerne einen Einblick in die Tradition und beantworten gerne ihre Fragen. Bei den Festen schauen die Gäste aus nah und fern, wie Holzkohle gemacht wird, ein wenig feiern, das fertige gute Produkt kaufen — Wilhelm Papen und Herbert Nowak tun das nicht für die eigene Tasche. Stets spenden sie den Erlös der Köhlerei für einen guten Zweck. Landrat Wolfgang Spreen machte in seiner Laudatio deutlich, wie viel Arbeit es ist, bis die Holzkohle fertig ist. Sie sägen und spalten über Monate das Holz aus dem Wald, bis es dann eng aneinander geschichtet wird. Der so entstehende Meiler wird luftdicht abgeschlossen und danach angefacht, damit das Holz langsam schwelen kann und zu Holzkohle wird.

Die beiden Köhler müssen nun im Schichtdienst den Meiler bewachen, dass das Holz im Meiler nicht verbrennt, sondern nur verschwelt. Der Erlös aus dem Verkauf gehe, so Spreen weiter, "an örtliche Kindergärten, Jugendvereine und Jugendbegegnungsstätten. Herbert Nowak und Wilhelm Papen nutzen ihre Freizeit und sogar ihren Jahresurlaub, um das Köhlerhandwerk zu bewahren. Sie verschaffen dem Historischen Handwerk am Niederrhein so einen Platz in der Brauchtumspflege." Die zwei geschriebenen Broschüren über die "Köhlerei am Niederrhein" von Wilhelm Papen seien sehr informativ.

Spreen weiter: "Und als man einen neuen Meilerplatz brauchte, wurde in einem Jahr an neuer Stelle Ackerland umgebaut, der Platz gepflügt, Gras eingesät sowie Strom und Wasserleitungen verlegt. Außerdem renovierten sie in liebevoller Detailarbeit einen alten Bauwagen, der zur Meilerbeobachtung dient."

Darüber hinaus gehören die beiden seit über zehn Jahren dem europäischen Köhlerverein an. Hier übernehmen sie im Präsidium Führungsaufgaben und sind verlässliche Partner auch beim Weitergeben des alten Handwerks in anderen Regionen Deutschlands und Europas. Spreen: "Herbert Nowak erhielt im Jahr 2011 die Ehrenmedaille des Europäischen Köhlervereins."

Für die Köhler eine besondere Auszeichnung — und sicher auch Ansporn. Gut, dass sie für ihre ganzjährig notwendigen Arbeiten eine feste Bleibe gefunden, sondern behalten haben — im alten Bundeswehrdepot Hommersum nämlich. Die neue Eigentümerfamilie Siebers sagte sofort zu, dass die Köhler dort bleiben können.

(RP)
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