Kranenburg Äcker zu Bauland

Kranenburg · Nach Vorstellung von Verwaltung und Politik soll in Kranenburg das nächste Baugebiet entwickelt werden. Der Wunsch nach Wachstum in der Gemeinde bleibt. Bürger protestieren gegen die aktuellen Pläne.

 Die Straße am rechten Bildrand ist der Hasenpütt. Zwischen dem Weg und der Neubausiedlung „Kranenburg-Süd“ (links) liegt die Fläche (zwei Rechtecke, mit Baumreihe dazwischen) die innerhalb von zwei Jahren als nächste entwickelt werden soll.

Die Straße am rechten Bildrand ist der Hasenpütt. Zwischen dem Weg und der Neubausiedlung „Kranenburg-Süd“ (links) liegt die Fläche (zwei Rechtecke, mit Baumreihe dazwischen) die innerhalb von zwei Jahren als nächste entwickelt werden soll.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Änderungen von Flächennutzungsplänen gehören in der Gemeinde Kranenburg zum alltäglichen und guten Geschäft. Besonders, wenn es darum geht, landwirtschaftliche Nutzflächen in Bauland umzuwandeln. Der Bedarf dafür sei immer noch vorhanden, sind sich Verwaltung und Politik einig. Die Gemeinde hat das Potenzial, weiter zu wachsen. Und zwar rasant. Seriöse Prognosen sagen ein Bevölkerungswachstum von mehr als zehn Prozent in den nächsten 20 Jahren voraus.

Der große Hunger nach Bauland soll mit einer weiteren Neubausiedlung gestillt werden. Sie trägt den Namen „Hasenpütt“ und ist noch eine Agrarfläche. Vorrangig junge Familien dürften hier ein Zuhause finden. Das Gelände ist die Weiterentwicklung der bestehenden Bebauung Kranenburg-Süd. In der Ratsvorlage heißt es: Passend zu der „dörflichen Struktur“ sollen hier 50 bis 70 Wohneinheiten entstehen. Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften, Mehrfamilienhäuser sind vorgesehen. Im Rat wurde mit zwölf Ja-Stimmen, drei Gegenstimmen und acht Enthaltungen der Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplans beschlossen. Der nächste Acker vor der Umwandlung zu Bauland. Kranenburg schwillt weiter an.

Doch regt sich Widerstand gegen den ungezügelten Bauboom in der Grenzgemeinde. Anlieger wollen das Vorhaben verhindern. Auch weil Straßen vor ihren Häusern zur Erschließung des Baugebiets genutzt werden. Markus Dercks wohnt am Hasenpütt. Der Straßenname wird seiner Lage gerecht. Viel Natur, der Weg führt aufs freie Feld, ins Nichts. Geht es nach den Planungen der Verwaltung, wird dem Stückchen Weg vor seinem Haus eine enorme Bedeutung zukommen. Der Hasenpütt soll für eine Zufahrt zum Neubaugebiet ausgebaut werden. Nicht allein das enorme Verkehrsaufkommen stört ihn. Wo Straßen, Bürgersteige, Kanäle erneuert oder ausgebaut werden, sind Anliegerkosten fällig. Rechtlich ohne Zweifel zulässig. Doch sind die Beträge dafür teilweise erheblich. Nicht selten müssen Haushalte einen Kredit aufnehmen.

Das Wohngebiet Kranenburg-Süd wurde vor zehn Jahren gebaut und soll ebenfalls als Zufahrt für die Entwicklung genutzt werden. Durch eine Spielstraße mit der dazugehörigen Tempo 30-Zone würden die Wege verlaufen. Die Idylle droht sich einzutrüben. Was umliegende Anwohner beunruhigt, ist die weitere Verdichtung von Boden hinter ihren Grundstücken. Christoph Metz hat hier gebaut: „Wir haben Sorge, dass unser Haus feucht wird. Das Land hinter unseren Grundstücken wurde damals als Ausgleichsfläche bezeichnet, auf der das Wasser versickern soll und die Gebäude so trocken bleiben“, sagt Metz. Es ist teuer, in der Niederung ein Haus zu bauen. Metz weiß das. 12.600 Euro musste er für eine Grundwasserabsenkung zahlen.

Einen Trumpf habe man jedoch noch in der Hand, so Dercks. So sollen sich große Teile des überplanten Geländes nicht im Besitz der Gemeinde befinden. Im Entwicklungskonzept Kranenburg „2030 plus“ steht für das Baugebiet Hasenpütt unter der Kategorie Restriktion: Eigentümer.

Für den Kranenburger Bauamtsleiter Andreas Hermsen hält sich dieses Restrisiko in einem überschaubaren Rahmen. „Mehr als 80 Prozent der Fläche gehören der Gemeinde. Im vergangenen Jahr wurden hier weitere Flächen angekauft.“ Was das Thema Versickerung betrifft, kann er die Sorgen nur teilweise nachvollziehen. „Der Grundwasserspiegel steht in Kranenburg überall hoch. Wer hier baut, der weiß das.“ Hermsen hat die rasante Entwicklung der Infrastruktur und stets steigender Einwohnerzahl miterlebt. Dem Projekt Hasenpütt werden weitere aus der Kategorie Äcker zu Wohngebieten folgen. Im Rathaus gibt es eine Liste, auf der die Namen von mehr als 80 Personen stehen. Sie alle suchen ein Baugrundstück in der Grenzgemeinde.

Die Natur könnte den Gegnern der Umwandlung des Wiesenlands zu einem Wohngebiet helfen. Der Kiebitz sei dort regelmäßig zu sehen, so Markus Dercks. Ein Vogel, der auf der roten Liste steht. Er ist für die Umsetzung jedes Bauvorhabens im Kranenburger Randgebiet eine nicht zu unterschätzende Gefahr ist.

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