Kommunalwahl 2020 Wir müssen neue Baugebiete ausweisen“

Kalkar · Britta Schulz vom Forum Kalkar ist seit fünf Jahren Bürgermeisterin von Kalkar. Die 61-Jährige gewann damals in der Stichwahl gegen Birgit Mosler (SPD, FDP), CDU-Amtsinhaber Gerhard Fonck war abgewählt worden.

 Britta Schulz. Archivfoto: mvo

Britta Schulz. Archivfoto: mvo

Foto: Markus van Offern (mvo)

KALKAR Recht früh hatte für Britta Schulz festgestanden, dass sie ihre Arbeit an der Spitze von Rat und Verwaltung in Kalkar fortsetzen möchte. In diesen Tagen wurde sie von ihrer Wählergemeinschaft ohne Gegenstimme erneut als Kandidatin für das Bürgermeisteramt aufgestellt. Hier die RP-Fragen zu ihrer Person und zu ihren Plänen für die kommenden fünf Jahre.

Wer ist sie und was macht sie aus? Britta Schulz hat Agrarwissenschaften studiert und mit der  Promotion abgeschlossen. Gearbeitet hat  Britta Schulz in diesem Bereich aber nie; sie wurde Mutter von vier Kindern, arbeitete, als diese älter wurden, in der Ganztagsbetreuung einer Grundschule. Als Gründungsmitglied des Forum stieg sie 2014, nachdem sie die CDU verlassen hatte, intensiv in die lokale Politik ein. Als Wesensmerkmale nennt die Kandidatin Optimismus und „meist gute Laune“. Sie verfolge Ziele konsequent und mit Durchhaltevermögen; „Schwierigkeiten werfen mich nicht so schnell aus der Bahn, dann muss eben nach anderen Lösungen gesucht werden“, sagt sie.

Das wichtigste Thema im Wahlkampf? Britta Schulz geht es darum, Kalkar zu einer lebendigen Stadt zu machen. „Es muss uns gelingen, uns für die Zukunft attraktiv und fortschrittlich zu präsentieren: für die Bürger, für Touristen, Gewerbe und Ansiedlungen. Wir müssen investieren und gleichzeitig die fehlenden Sanierungen der Vergangenheit aufarbeiten. Schritt für Schritt, einen anderen Weg gibt es nicht. Wir müssen Angebote in allen möglichen Bereich schaffen von Bauland bis Konzert. Der Klimaschutz muss einen anderen Stellenwert bekommen. Wobei wir da gar nicht so schlecht sind. Kalkar hat eine positive Bilanz bei den erneuerbaren Energien, wir produzieren also mehr, als wir verbrauchen.“

Aus welchem Fehler haben Sie schon einmal gelernt?  „Das Blöde an Fehlern ist ja, dass man sie immer zu spät bemerkt. Die Kunst ist es, denselben Fehlern nicht zweimal zu machen. Lernen tut man aus jedem Fehler.“

Sehen Sie Möglichkeiten, dem ÖPNV in ihrer Kommune neue Impulse zu geben? Mit Umweltschutz und zugleich guter Infrastruktur für die Bürger hat der öffentliche Personennahverkehr zu tun. „Der ÖPNV kann auf dem Land nur eine Alternative zum Auto sein, wenn er viele Strecken mit hoher Frequenz abdeckt. Das wird nicht gelingen, zumindest nicht zu bezahlbaren Preisen. Möglicherweise wäre es eine Alternative, auf kleine Busse zu setzen (wie bei unserem Bürgerbus) oder Anrufsammeltaxis weiter auszubauen.“

Wie wollen Sie bezahlbares Wohnen in Ihrer Kommune ermöglichen? Braucht es Verdichtung im Inneren oder Erschließung neuer Wohngebiete? Die meisten Menschen auf dem Land leben gern im eigenen Einfamilienhaus, es gibt aber auch einen Trend zu Mehrfamilienhäusern, zumal sich nicht jeder das Eigenheim leisten kann. Schulz: „Bezahlbares Wohnen entsteht durch Angebot und Nachfrage, je weniger Wohnraum auf dem Markt ist, desto teurer wird er sein. Es muss also unser Ziel sein, neue Baugebiete auszuweisen, aber auch die Nachverdichtung durch Schließung von Baulücken zu ermöglichen. Letzteres kann jedoch nur gelingen, wenn die Eigentümer auch verkaufen wollen“.

Wie beurteilen Sie die Infrastruktur in ihrer Kommune, auch digital und wie wollen Sie das Thema angehen? „Die Digitalisierung ist hier in Kalkar schon sehr weit fortgeschritten. In allen Stadtteilen ist der Glasfaserausbau durchgeführt. Der Ausbau der Außenlagen ist geplant und wird über Fördermittel kreisweit betrieben. Es gibt aber nach wie vor Haushalte, die mit diesem Programm nicht erfasst sind. Hier ist dringend weiterer Handlungsbedarf gegeben. Das Problem ist aber bereits in Bearbeitung“.

Viele junge Familien beschäftigt erheblich, ob ihr Kind einen guten Kita-Platz bekommt – und wie es danach auf den Schulen weiterhin. Was macht ihre Kommune da schon richtig – und wo muss dringend nachgebessert werden? „Der steigende Bedarf ist bekannt. Es ist klar, dass Kitas und Schulen  Kriterien für die Lebensqualität in einem Ort und für die Ansiedlung junger Familien sind. In Kalkar ist vor zwei Jahren bereits ein neuer KiGa in Altkalkar entstanden, ein weiterer befindet sich in der Planung. Gut aufgestellt sind wir in Sachen Schule mit drei Grundschulen und zwei  weiterführenden Schulen.

Sie werden auch die Bürgermeisterin sein, die die Kommune aus der Coronakrise führt. Der Bereich Finanzen und Investitionen spielt da eine wesentliche Rolle – zumal viele öffentliche Kassen eh nicht sprudeln? „Ein Einfrieren sämtlicher Planungen würde die Krise massiv verstärken.  Investitionen, die ohnehin beabsichtigt sind, sollten durchgeführt werden können. Natürlich bedarf es sorgfältiger Haushaltsplanungen, aber Angst darf hier nicht oberster Ratgeber sein.

Ein wichtiges Thema für Kalkars Entwicklung im Bereich Freizeit und Tourismus ist der Verkauf des Wisseler Sees. Ein Interessent ist vorhanden, es gibt aber langwierige rechtliche Prüfungen. „Die Verkaufsverhandlungen laufen nach wie vor. Diese sind sehr komplex, Sorgfalt geht hier vor Schnelligkeit. Um eine solchen Anlage wirtschaftlich und touristische gemäß ihrem Potential auszubauen, bedarf es Investionen, die eine Stadt nicht leisten kann. Der Wisseler See kann mit einem Investor das touristische Potential erheblich erweitern.“

Und die „Siedlung“ Oyweg, die bislang keine sein darf? Sieht sie da eine Lösung?
„Ich würde mir sehr wünschen, das Problem für die Bewohner zu lösen. Wir haben schon ganz viel versucht, aber bisher hat sich die Bezirksregierung ablehnend verhalten. Es ist nun zu überlegen, ob man ein gerichtliches Verfahren anstreben will. Der Ausgang bleibt aber ungewiss.“ Dabei verwiest Schulz auch auf die jüngste Ratssitzung (wir berichteten).

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