Brauchtum in Corona-Zeiten Kommunen im Kreis Kleve betonen das Osterfeuer-Verbot

An den Brauchtumsfeuern kommen jedes Jahr viele Menschen zusammen – aktuell keine gute Idee. Daher sind sämtliche Feuer in diesem Jahr untersagt. Die Behörden werden verstärkt kontrollieren. Das Material muss derweil anderweitig entsorgt werden.

 Foto: Pixabay

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Das Material liegt schon bereit, die Haufen sind vielerorts bereits meterhoch aufgeschichtet. Wie in jedem Jahr haben sich viele Brauchtumsvereine, Nachbarschaften, Landwirte und Privatleute darauf eingestellt, in den kommenden Tagen wieder an Osterfeuern zusammen zu kommen.

Aber genau das bereitet der Freiwilligen Feuerwehr Kalkar Sorgen. Denn die Feuer sind in diesem Jahr von der NRW-Landesregierung aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen eigentlich verboten worden. Daher appellieren die Wehrleute: „Das Material für das Feuer haben viele bereits. Wir bitten euch, dieses nicht zu verbrennen.“ Viele aufmerksame Bürger würden Feuerschein und Rauch melden. Und im Einsatzfall können die Einsatzkräfte die derzeit geltenden Abstandsregeln nicht einhalten. „Bei jedem Einsatz begeben wir uns gemeinsam in das Fahrzeug. Wir sitzen nebeneinander, um euch im Ernstfall direkt helfen zu können.“ Durch den Kontakt erhöhe sich die Gefahr, dass sich die Wehrleute gegenseitig infizieren könnten. Daher der Aufruf: „Verzichtet auf das Abbrennen kleinerer Osterfeuer. Seid ihr für uns da, damit wir im Ernstfall für euch da sein können.“

So dürfte es in diesem Jahr nichts werden mit der brauchtümlichen Zusammenkunft am flackernden Feuerschein. Denn auch die Kommunen haben mit Nachdruck angekündigt, das ausgesprochene Verbot strikt zu kontrollieren. So schreibt die Stadt Goch: „Wer Osterfeuer abbrennt, muss zahlen.“ Zudem macht die Gocher Verwaltung darauf aufmerksam, dass dieses Verbot nicht nur am Osterwochenende gilt, sondern auch davor und danach. Und das die Einhaltung des Verbots strikt kontrolliert werde. „Wer trotz des Verbotes ein Osterfeuer entzündet, riskiert ein Bußgeld. Sollte dann auch noch die Feuerwehr alarmiert werden müssen, wird dieser Einsart ebenfalls in Rechung gestellt. Insgesamt ist dann mit einem hohen dreistelligen Betrag zu rechnen.“

Ähnlich lesen sich die Verlautbarungen der Stadt Kleve und der Gemeinde Bedburg-Hau. Dort musste der Gemeinderat im vergangenen Jahr erst eine Verordnung zur Reduzierung der Osterfeuer erlassen, weil die Anmeldezahlen in nicht mehr kontrollierbare Höhen geschossen waren. Seitdem ist es nur noch Religionsgemeinschaften, Organisationen, Vereinen und Nachbarschaften gestattet, ein Osterfeuer abzubrennen – doch in diesem Jahr müssen auch diese darauf verzichten. Und da dieses Brauchtum auch untrennbar mit dem Osterfest verbunden sei, können die Feuer auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, teilt die Gemeinde mit.

Doch was passiert nun mit all dem bereits aufgeschichteten Material? Denn besonders Landwirte nutzen Osterfeuer, um nicht verwertbare Grünabfälle zu verbrennen – und da kamen schnell große Mengen zusammen. Daher sagt beispielsweise die Stadt Kleve: Privatpersonen ist die Entsorgung des Grünschhnitts zuzumuten. Großen landwirtschaftlichen Betriebe oder Firmen kann auf Antrag allerdings eine Ausnahme erteilt werden, „da die enorme Menge von anfallenden pflanzlichen Abfällen nicht im Verhältnis zu einer normalen Entsorgung dieser Abfälle steht.“

Ähnlich sieht es in Bedburg-Hau aus. „Anträge auf sogenannte Nutzfeuer sind ganzjährig möglich“, sagt Gemeindesprecher Timo Güdden. Allerdings würden diese Anträge derzeit erst nach dem 20. April bearbeitet, um möglichen Etikettenschwindel, dass also Brauchtums- als Nutzfeuer deklariert werden, zu verhindern.

Derweil kann Josef Peters, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve, dem diesjährigen Verbot auch etwas Positives abgewinnen. „Die Zahl der Osterfeuer hat in den vergangenen Jahren ein wenig den Rahmen gesprengt, gefühlt an jeder Ecke hat es gequalmt.“ Ihm sei allerdings auch kein Landwirt bekannt, der nun vor einem Entsorgungsproblem stünde. „Das Verbot hat sich ja schon etwas länger abgezeichnet, daher waren viele zurückhaltend und haben erst einmal kein Material aufgeschichtet.“

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