Ermittlungen nach Brand in JVA Kleve In den Gefängniszellen gibt es keine Rauchmelder

Kleve · Das Feuer war am Montag in einer Zelle ausgebrochen, der Häftling liegt im künstlichen Koma. Auch mehrere JVA-Beamte wurden schwer verletzt.

JVA Kleve: Feuer in Gefängnis-Zelle - Feuerwehr löscht Brand
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Feuer in Gefängnis in Kleve - Elf Personen verletzt

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Foto: Evers, Gottfried (eve)

Nach dem Brand in einer Gefängniszelle der Justizvollzugsanstalt Kleve hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen. Ersten Erkenntnissen zufolge ist der Brand von einer brennenden Matratze in der Zelle eines 26-jährigen Insassen ausgegangen. Der Mann durfte auf seiner Zelle rauchen. Ob er den Brand absichtlich gelegt oder ob er möglicherweise mit einer brennenden Zigarette eingeschlafen ist, stand am Dienstag nicht fest.

Der Insasse, in dessen Haftraum das Feuer ausbrach, liegt im künstlichen Koma in einer Duisburger Spezialklinik. Er hat schwere Verbrennungen erlitten. Lebensgefahr konnte am Dienstagnachmittag nicht ausgeschlossen werden.

Bei dem Brand in der JVA Kleve hatten sich am Montagabend gegen 19.30 Uhr offenbar dramatische Szenen abgespielt. So machten JVA-Insassen, die in den Nachbarzellen untergebracht waren, die Justizvollzugsbeamten durch Rufe und Tritte gegen die Tür auf den Brand aufmerksam. Mehre JVA-Beamte eilten dem 26-Jährigen zu Hilfe. Als sie die Tür zu seiner Zelle aufschlossen, kam ihnen der schwerverletzte Mann entgegen. Weil die übrigen Gefangenen während des Brands in ihren Zellen eingeschlossen waren, machte die JVA-Leitung fortwährend Durchsagen, um sie zu beruhigen. Mit Feuerlöschern konnten die Beamten den Brand unter Kontrolle bringen. Dabei verletzten sich acht JVA-Mitarbeiter, vier davon so schwer, dass sie mit Rauchgasvergiftungen auf Intensivstationen umliegender Krankenhäuser gebracht werden mussten.

Der 26-Jährige saß laut JVA-Leiter Udo Gansweidt eine Ersatzfreiheitsstrafe ab. Mitte Oktober wären die 50 Tage Ersatzhaft verbüßt und der 26-Jährige ein freier Mann gewesen, so Gansweidt. Zum Zeitpunkt des Brands war die JVA Kleve mit 232 Gefangenen nahezu voll belegt. Rauchmelder gibt es laut JVA-Leiter Gansweidt nur auf den Fluren, nicht aber in den Zellen.

Dem Sprecher der Landesvollzugsdirektion NRW, Marcus Strunk, zufolge ist das jedoch ganz normal. „In Einzelhafträumen werden keine Rauchmelder angebracht“, sagte Strunk auf Anfrage. „Die meisten Gefangenen sind Raucher, die Fehlalarmgefahr wäre dann sehr groß.“ Außerdem könne es auch zu Missbrauch der Rauchmelder kommen, etwa, wenn ein Gefangener auf sich aufmerksam machen wolle.

Überhaupt gibt es in NRW keine für alle Justizvollzugsanstalten einheitlichen Brandschutzkonzepte. Stattdessen gibt es für jede JVA ein eigenes Konzept, das vom Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW als Eigentümer der Anstalten mit der örtlichen Bauaufsicht und Feuerwehr erarbeitet wird, erklärt Strunk: „Die bauliche und organisatorische Sicherheit ist immer anstaltsspezifisch.“ Das betreffe auch die Rauchmelder. In Anstalten des offenen Vollzugs könnten daher etwa in Gemeinschaftsräumen wie Teeküchen oder Fernsehzimmern Rauchmelder angebracht sein, in Einzelhafträumen sei das aber nicht üblich.

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