RP-Sommerserie Unternehmer am Niederrhein (Folge 33) Bofrost - Imperium des Josef H. Boquoi

Kleve · Die Anfänge in Issum waren bescheiden. Doch wie Josef H. Boquoi daraus einen Tiefkühl-Heim-Service mit Milliarden-Umsatz gemacht hat, ist eine Erfolgsgeschichte sondergleichen. Die RP wagt die Annäherung an einen sehr pressescheuen Menschen.

 Ein Teil der Zentrale in Straelen mit den roten Verwaltungstrakten. In den weißen Gebäudeteilen befindet sich der Tiefkühlbereich.

Ein Teil der Zentrale in Straelen mit den roten Verwaltungstrakten. In den weißen Gebäudeteilen befindet sich der Tiefkühlbereich.

Foto: Seybert

Er ist schwer zu packen. Josef H. Boquoi, Gründer von Bofrost und nach wie vor oft in der Straelener Zentrale anwesend, obwohl offiziell längst raus aus dem operativen Geschäft, gilt als ausgesprochen pressescheu. Interview-Anfragen lehnt er in der Regel ab. Im Internet finden sich nur wenige Einträge. Dass der erfolgreiche Unternehmer (Jahrgang 1933) am Niederrhein lebt, stimmt allerdings. Und dass er etwas dagegen hat, öffentlich zu den reichsten Deutschen gezählt zu werden, auch. Die Angst vor Verbrechen, die sich gegen ihn und seine Familie richten könnten, sind der Grund für diese (verständliche) Zurückhaltung.

 Eines der seltenen Fotos von Josef H. Boquoi.

Eines der seltenen Fotos von Josef H. Boquoi.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Wer mit dem Geschäftsmann spricht, braucht Geduld. Denn er zählt nicht zu den Lautsprechern im Lande, sondern wählt seine Worte mit Bedacht. Ältere Issumer berichten, dass er sich auch beim gemeinsamen Skatspiel stets viel Zeit ließ. So konnte er Fehler ausschließen — eine Vorgehensweise, die ihm beim Aufbau des europäischen Marktführers im Direktvertrieb von hochwertigen Tiefkühlprodukten geholfen haben dürfte.

Trotzdem aller Zurückhaltung in der Öffentlichkeit: Von Zeit zu Zeit genießt es JHB, der in dritter Ehe verheiratet ist und zwei Töchter und einen Sohn aus erster Ehe hat, immer wieder mal auf den Tennisplätzen des Niederrheins aufzutauchen. Denn der ehemals weiße Sport ist es, der es Boquoi angetan hat. Es ist bekannt, dass der Unternehmer-Fuchs, der längst auch enorm erfolgreich im Immobilien-Sektor ist, den TC BW Issum in der Vergangenheit stark unterstützt hat. Auch um den Nachwuchs kümmert er sich finanziell. Über weitere Gönnertaten, die es auf verschiedenen Sektoren gibt, spricht er nicht. Es ist einfach nicht seine Art. Zudem nimmt der 80-Jährige immer noch an Tennis-Turnieren teil, gilt für sein Alter als unglaublich fit. Eine Fitness, die er hauptsächlich mit gesunder Ernährung und entsprechender Bewegung begründet. Gerne auch auf dem eigenen Tennisplatz auf seinem Anwesen.

Mit einer derartigen Karriere konnte Boquoi 1966 wohl noch nicht rechnen. Nach einer kaufmännischen Lehre plus Handelsschule in Hamburg kehrte er nach Issum zurück, wo an der Werkstraße noch heute ein später gebautes Kühlhaus mit Firmenlogo an die Gründung erinnert. Nur wenig später kam der erste Tiefkühlwagen hinzu — ein umgebauter Bulli, dem noch Tausende Fahrzeuge in den nächsten Jahrzehnten folgen sollten. Später hatten die Hersteller von Pritschenwagen längst den riesigen Absatzmarkt bei Bofrost für ihre Kleinlaster wahrgenommen. Und Firmengründer Boquoi, ein Liebhaber schneller Autos, wurde mehr als einmal für seine Markentreue mit einem Geschenk bedacht — Luxuskarossen italienischen Ursprungs, die fortan von der Nachbarschaft mit großen Augen in der Garage bestaunt wurden, wenn sich das Tor mal für ein paar Sekunden hob.

Das Unternehmen am Standort Issum wuchs und wuchs. Immer neue Produkte fanden ihren Weg ins Sortiment, immer mehr Kühlwagen bevölkerten die Issumer Werkstraße und den angrenzenden Kullenweg. Längst war das Terrain im Altbierdorf zu klein geworden. Doch Issumer Rathaus und Politik wollten oder konnten sich mit dem Firmengründer nicht über eine Erweiterung "vor Ort" einigen. Straelen griff mit Kusshand zu, reservierte viele Flächen im Gewerbegebiet Hetzert, wo heute noch die Zentrale steht und sich niemand wundern sollte, wenn in der Nähe irgendwann noch weitere Kühlhäuser entstehen. Die Flächen dazu sollen längst reserviert sein.

(RP)
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