Kleve Blütenträume geplatzt

Kleve · Das Klever Restaurant "Il Nido" diente offenbar als Umschlagplatz für Falschgeld. Der 36-jährige Betreiber des Objekts sitzt seit Oktober mit Komplizen in Untersuchungshaft. Er wurde bei München mit 111 140 Euro Blüten gefasst.

Das feine italienische Restaurant "Il Nido" auf dem Klever Berg diente offenbar als Umschlagplatz einer Geldfälscherbande, wie das Kriminalkommissariat der Polizei Krefeld gestern mitteilte. Die vierköpfige Bande sitzt seit Oktober 2010 in Untersuchungshaft. Der 36-jährige italienische Restaurantbetreiber soll sich neben dem Zubereiten von Speisen ebenfalls damit beschäftigt haben, als Zwischenhändler Falschgeld zu vertreiben. Im Oktober 2010 wurde er zusammen mit einem 28-jährigen Landsmann, der als Kontaktmann zu den Fälschern fungierte, auf einem Rastplatz an der Bundesautobahn 9 bei München festgenommen. Neben 29 000 Euro Echtgeld befanden sich unter der Rückbank der Limousine 111 140 Euro an "Blüten", die aus Italien eingeführt worden waren. In 17 sauber abgepackten Tütchen waren die falschen Zwanziger, Fünfziger und Hunderter eingeschweißt.

In der Spielhalle verzockt

Auf die Spur kamen die Beamten den Fälschern, weil der 38-jährige Koch des Restaurants und Bandenmitglied gleich fünf 20-Euro-Blüten in einer Klever Spielhalle verzockte. Eine aufmerksame Angestellte der Spielhalle konnte zu der Identifizierung des 38-Jährigen beitragen, der zudem auf einer Überwachungskamera gut zu erkennen war. Den Krefelder Beamten gelang es, bei ihren Ermittlungen an Informationen zu kommen, wann die nächste größerer Lieferung aus Italien kommen sollte. Diese erfolgte in der Nacht zum 22. Oktober 2010, bei der die ersten zwei Verdächtigen bei München festgenommen wurden.

Bei den Fälschungen handelt es sich um Blüten guter Qualität, wie die Polizei mitteilte. "Der Otto Normalverbraucher hätte nicht gemerkt, dass es sich hier um Falschgeld handelt", sagte Dietmar Greger, Sprecher der Krefelder Polizei.

Seit 2003 befinden sich gleichartige Fälschungen von 20-Euro-Scheinen europaweit im Umlauf. Der Trend ging anschließend zu größeren Scheinen. So wurden Hunderter 2005 ins Programm der Fälscher aufgenommen, 2010 ist die Produktpalette dann um falsche Fünfziger gleicher Machart erweitert worden. "Man wird im Laufe der Zeit eben mutiger", erklärt Gregor. Das in Italien gedruckte Falschgeld wurde standesgemäß in BMW- oder Mercedes-Benz-Limousinen nach Deutschland gebracht. Der Klever Restaurantbetreiber soll als Zwischenhändler aktiv gewesen sein. Er musste bei den "Druckern" für eine falsche 20-Euro-Note sieben Euro Echtgeld zahlen (35 Prozent). Bei höheren Geldscheinen war dies weniger. In seinem Restaurant wurden die Blüten dann zu einem höheren Preis an Komplizen verkauft, die diese vornehmlich an Kiosken oder Spielhallen unters Volk brachten. Wie viel Falschgeld die Klever Bande insgesamt verteilt hat, konnte Polizeisprecher Greger nicht sagen: "Die Festgenommenen verhalten sich derzeit noch nicht so richtig kooperativ." Bis zur Verhandlung werden die vier in U-Haft sitzenden Beschuldigten nicht mehr auf freien Fuß kommen. "Und nach der Verhandlung wohl auch nicht", vermutet Greger. Die Blütenträume scheinen ausgeträumt.

(RP)
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