Kleve Biber am Fuß der Schwanenburg

Kleve · Die Nager fühlen sich mittlerweile im Kermisdahl und an der Wetering heimisch. Abgenickte Bäume und Äste mit Biss-Spuren liefern eindeutige Beweise. Wer die streng geschützten Biber sehen will, muss auf die Dunkelheit warten.

 Ein von Bibern "angenagter" und umgestürzter Baum in Kleve an der Wetering, 100 Meter von der Brücke Klever Ring entfernt.

Ein von Bibern "angenagter" und umgestürzter Baum in Kleve an der Wetering, 100 Meter von der Brücke Klever Ring entfernt.

Foto: Markus van Offern

Wie eine Bleistiftspitze ragt das, was von der Erle übrig ist, einen halben Meter in die Höhe. Rund um den spitzen Baumstumpf liegen Späne. Einige Meter weiter ist die Rinde einer Pappel auf einer Breite von 40 Zentimetern abgenagt. Kein Zweifel: Hier am Kermisdahl, im Herzen von Kleve, leben Biber.

Dietrich Cerff von der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein in Kranenburg weiß, dass sich die Biber schon länger am Kermisdahl und an der Wetering wohlfühlen. "Möglicherweise wohnt bereits eine ganze Familie dort", sagt Cerff. Seit Ende der 90er Jahre Biber in der Nähe bei Kekerdom/Oij in den Niederlanden ausgesetzt worden seien, "haben die Biber fast jedes größere, halbwegs geeignete Gewässer im Raum Kleve besiedelt", so Cerff. Eine andere Population sei damals bei Wesel ausgesetzt worden und habe sich ausgebreitet. "Ich gehe davon aus, dass die Populationen sich inzwischen bei Kleve oder Bedburg-Hau begegnet sind", sagt Cerff. Biber werden immer mehr, "inzwischen ist ist das eine nicht mehr ganz so seltene Art."

Dabei gab es eine Zeit ohne Biber im Kreis Kleve. Vor allem seien die Tiere wegen ihres Pelzes gejagt worden. "Sie haben wie alle Wassersäuger eine besonders dichten Pelz", sagt Cerff. Auch seien sie als Fastenspeise beliebt gewesen. Ein weiterer Grund, warum sie verfolgt wurden: Sie nagen Bäume an und haben ihren Bau in Böschungen. "Sie wurden auch als Schädlinge gejagt", erläutert der Experte.

Gefährlich werden die angenagten Bäume dem Menschen aber kaum. In den Niederlanden kennt Cerff zwar ein Schild an einem Fahrradweg, auf dem vor umstürzenden Biberbäumen gewarnt würde. Doch meist blieben die Bäume noch lange stabil stehen. "Die Biber fällen die nachts", weiß Cerff. Sie wollen an die feinen Äste und Triebe der Baumkrone und an die junge Rinde. Meist fallen die Bäume in Richtung des Wassers, statt auf die Wege.

Wer Biber beobachten will, sollte wissen, wo sie wohnen, und in der Dämmerung still in der Nähe sitzen. "An einem Sonntagnachmittag wird man keine Biber antreffen", sagt Cerff. Gute Chancen habe man dort, wo die Tiere an den Menschen gewöhnt seien - zum Beispiel im Klever Park. Wer ihn zu Gesicht bekommt, wird beeindruckt sein, die Nager erreichen mit ihrem langen, platten Schwanz eine Länge von 1,30 Meter, ausgewachsenen Exemplare können 35 Kilogramm wiegen. Ihre Biberburg, in der drei bis vier Tiere leben können, erreichen sie durch einen Eingang, der unter der Wasseroberfläche liegt. Wer den Tieren zu nahe kommt, sollte sich vorsehen. Mit ihrem Schwanz schlagen die Biber auf das Wasser, wenn sie sich bedrängt fühlen, das vertreibt ungebetene Gäste schnell.

Reinhard Vermeulen beschäftigt sich seit 17 Jahren intensiv mit Bibern. Der Gewässerwart des Angelsportvereins Kleve weiß genau, wo sie zu finden sind: "In den Gewässern rund um unser Vereinsheim in Rindern gibt es viele Biber. Und natürlich am Nellewardgen". Besonders in dem See am Tweestrom fühlt sich der Nager heimisch. Sein Vorkommen dort war übrigens ursächlich dafür, dass das Verwaltungsgericht Düsseldorf 2011 die Verfüllung des Tweestroms untersagte.

Auch an der Wetering, der Verlängerung des Kermisdahls, bieten sich für die Biber gute Bedingungen. "Die Tiere brauchen einen Böschungsbereich von zehn Metern bis zum Ufer, damit sie genug Nahrung finden und sich wohlfühlen", sagt Vermeulen. Er weiß, dass nicht jeder den Biber mag. "Manche behaupten, dass die toten Äste, die der Biber ins Wasser zieht, das Gewässer verschmutzen. In Wahrheit ist der Nutzen viel größer als die Schäden sind: Die Äste bilden einen wunderbaren Unterstadt für Fische, der ihnen Schutz bietet vor dem Kormoran. Sie stellen wertvolle Laichplätze dar. Dort siedeln sich Muscheln, Schnecken und Krebse an", erläutert Vermeulen.

Auch Karl-Heinz Burmeister vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ist begeistert, dass sich Biber in der Schwanenstadt angesiedelt haben. "Das ist ein gutes Zeichen", sagt Burmeister. Er findet, dass der Biber einen Beitrag zum Naturschutz leistet: "Er nimmt Landschaftspflegern die Arbeit ab. Dadurch, dass er Bäume abnagt, die dann ins Wasser fallen, fördert er die Renaturierung von Flüssen. Das ist auch ganz im Sinne der europäischen Wasserrahmenrichtlinie."

Die Naturschützer hoffen, dass sich der Biber noch lange heimisch in Kleve fühlt, und dass man ihnen nicht nachstellt. Vermeulen: "Es sind wirklich wunderbare Tiere."

(RP)
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