Bedburg-Hau-Moyland Beuys Arbeit von der Skizze bis zum Werk

Bedburg-Hau-Moyland · "Kunst.Bewegt" bewegt auch Beuys: die neue Präsentation in der ersten Schloss-Etage zeigt wichtige Arbeiten des Klever Bildhauers aus der Sammlung Museum Schloss Moyland.

 Joseph Beuys: Christusfigur in Moyland.

Joseph Beuys: Christusfigur in Moyland.

Foto: Klaus Stade

Am Anfang war's eine Semesteraufgabe, wie sie Ewald Mataré an der Kunstakademie seinen Schülern zu stellen pflegte. "Entwerfen sie ein Taufbecken!", halste er seinen Studenten, darunter Joseph Beuys, auf. Beuys formte dazu unter anderem einen Christus als Auferstehungssymbol, sagt Dr. Barbara Strieder von Museum Schloss Moyland. Dieses Kreuz steht jetzt wie ein geschütztes Reliquiar unter Glas samtig im Licht glänzend am Beginn des neuen Rundgangs durch die Beuys-Etage in Schloss Moyland, die zur "Kunst.Bewegt"-Ausstellung neu eingerichtet wurde.

Der Klever Bildhauer schuf einen geschwungenen Korpus mit eher ausgebreiteten denn gekreuzigten Armen. Das Kreuz steckt einerseits noch tief in der Tradition seines Lehrers Mataré, weist aber andererseits auf die ersten großen Arbeiten von Beuys: Als Beuys das Grabmal für die Eltern der Sammler Hans und Franz-Joseph van der Grinten entwarf, holte er das kleine Kreuz vom Taufbecken wieder hervor. Vor allem aber stand es Pate für seine erste und einzige große Arbeit im öffentlichen Raum, das Mahnmal in Büderich.

Das schuf er in seinem Klever Atelier im heutigen Museum Kurhaus, in das er sich zurückgezogen hatte. "Es ist am Anfang der Versuch, sich an das spirituelle Ganze erst einmal von der Seite heranzutasten, die einem von der Tradition her geläufig ist. Das Motiv, also die Christus-Figur, taucht auf als Kreuzigungsgruppe (...), auch die Pieta gehört in diesen Zusammenhang. Dann gibt es auch den siegreichen Christus, dann das Auferstehungsmotiv", blickt Beuys später in den 1970er Jahre zurück auf diese Arbeiten.

Bei seiner Kreuzigungsgruppe im nächsten Raum nimmt Beuys keine wertvollen, schönen Materialien wie beim Holzkreuz. "Er sieht sich mit den armen Materialien auch in der Armutstradition Christi", sagt Strieder. Hier sind's Blechdosen, die er aufschneidet und auf einem Stück altem Holz zur Golgatha-Szene zusammenführt. Die Farbe auf dem Holz blättert bereits ab, das Blech der Dosen, aus denen das Kreuz geformt ist, rostet.

Die Interpretation der Kreuzigungsszene ist in diesem plastischen Bild eher eigenwillig. Stehen die beiden Schächer (die Verbrecher, die neben Christus gekreuzigt wurden) in der Regel rechts und links neben dem Gekreuzigten, hat sich bei Beuys Jesus beiden zugewandt. Einer der beiden öffnet sich, der andere schottet sich wie mit Scheuklappen ab und schmäht den Erlöser. Hier ist das Bild wieder ganz in der Tradition europäischer Kunstgeschichte.

Flankiert werden die Arbeiten zur Christologie, wie der Untertitel in dieser "Kunst-Bewegt"-Beuys-Präsentation heißt, mit Zeichnungen, Skizzen zu den Kreuzen. Eine Blechschüssel mit einem Stück Seife erinnert an die Aktion "Celtic" von 1971, die mit einer Fußwaschung begann. Beuys sagte später, diese Fußwaschung solle nicht unbedingt allein als christlicher Ritus, sondern als Reinungs-Akt überhaupt betrachtet werden.

"Wir wollen zeigen, welchen Schatz Moyland hat, wie wir uns abheben können", sagt Moylands Museumsdirektorin Dr. Bettina Paust zu "Kunst.Bewegt". Das stimmt: Es sind wichtige Stücke aus der Sammlung, an denen Strieder die Christologie im Werk des Weltkünstlers festmacht. Auch wenn Beuys später sagt, dass "die meisten Versuche sehr klein geblieben" sind, hat Moyland hier Beachtliches vorzuweisen. So kann der Besucher von der Idee, der Skizze auf einem Stück Papier, über das kleine modellartige Kreuz bis zur Ausführung den ganzen Prozess der Arbeit nachvollziehen. Allerdings muss er für die "Ausführung" - hier das Grabmal der van-der-Grinten-Eltern - bis in den Keller hinunter. Vielleicht sollte man künftig die großen Skulpturen, die zum Thema passen, oben in der Beuys-Etage präsentieren. Das macht den Rundgang spannender und abwechslungsreicher.

(RP)
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