Kleve Betuwe: Das sagt der Autor

Kleve · Nach der Diskussion um die Ideen zur Betuwe-Trassenführung sowie der Kritik hat sich der Verfasser gemeldet. Michael Holzhey erläutert zu Fragen der RP den Hintergrund der Expertise und wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Michael Holzhey wundert sich, dass die Studie angeblich nichts tauge, aber über Tage große Aufregung herrschte. Das passe nicht zusammen. Tatsächlich steckten andere Motive dahinter, meint er. Es sei überzogen, aus einem beispielhaften Vorschlag mit dem Verweis einer "ergebnisoffenen Prüfung" den Schluss abzuleiten, man würde eine linksrheinische Variante sicher bevorzugen oder gar genaue Trassierungsvarianten abwägen. Hintergründe beantwortet er zu Fragen der RP. Wie kommen die Fehler in die Studie?

In der Studie sind zwei redaktionelle Fehler zur Passage Emmerich - Oberhausen enthalten, die in der Endabgabephase beim Layouten hineingerutscht sind und mich als Präzisionsliebhaber mit am meisten wurmen. Einen davon - das angebliche Nichtwissen um den Elektrifizierungsbedarf über Kleve hinaus nach Krefeld - kann der neutral Lesende von selbst erahnen. Aus der Formulierung geht hervor, dass die Streckenlängen für die Zweigleisigkeit und Elektrifizierung differieren und bei Letzterer Bezug auf die "gesamte Strecke" genommen werden soll. Dort ist hinter Kleve der Satzteil "- Krefeld" mit der Kilometer-Angabe einer Löschung zum Opfer gefallen, wie alte Fassungen zeigen. Neutrale Leser haben das unaufgeregt angemerkt. Für besonders viel Aufregung hat gesorgt, dass es in der Studie so klingt, als führe die Brücke Griethausen über den Rhein. Auch "aus dem fernen Berlin" wissen wir, dass die Altrheinbrücke Griethausen und der Neubau über den Hauptstrom zu berücksichtigen sind. Dieser Hinweis eines meiner Korrekturleser ist mir leider durchgerutscht. Das muss ich auf meine Kappe nehmen. Wer aus einem Versehen bei Hunderten Details unserer 170-Seiten-Studie ein Pauschalurteil über die Qualität fällen möchte, soll das tun, das spricht sicher nicht für ausgewiesene Bahnkompetenz und Fairness. Wie erklären Sie sich dann die Aufregung?

Sie ist mir nur verständlich, wenn man den Sinn und die Grenzen einer bundesweiten Ausbaukonzeption nicht versteht oder absichtlich fehldeutet. Zweck unserer Studie ist es, die sträfliche Vernachlässigung des Güterverkehrs bei der Ausbauplanung zu verdeutlichen sowie den Korridorgedanken zu etablieren. Die Diskussion der vorgesehenen Maßnahmen und Optionen je Abschnitt soll beispielhaft zeigen, wie weit die Planung teilweise von den heutigen verkehrlichen Anforderungen entfernt liegt bzw. wo nach Verbesserungen Ausschau gehalten werden sollte. Lärmschutz ist wichtig, aber kein verkehrliches Kriterium. Ebenso ist es kein Naturgesetz, den Lärm des Güterverkehrs nur der rechten Rheinseite zuzumuten. Wie geht es weiter?

Auch bei uns im Gutachten steht, Emmerich-Oberhausen für die politisch wahrscheinlichere Variante zu halten, weshalb die Strecke Teil der Kostenschätzung ist. Wer wirklich Wachstum auf der Schiene anstrebt, sollte aber über Alternativen nachdenken, solange noch keine irreversiblen Fakten geschaffen sind. Ich bin sicher, dass NRW noch viele Jahre Zeit dazu haben wird, leider. Es sollte möglich sein, ohne Denkverbote sachlich zu diskutieren. Führt der Denkanstoß zur Optimierung von Emmerich - Oberhausen, wäre auch schon viel erreicht.

(RP)
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