Forschung für Moyland Joseph-Beuys-Preis für einen Berliner

Bedburg-Hau · Prof. Matthias Weiß aus Berlin bekommt den Moyländer Beuys-Forschungspreis für seine Habilitation aus dem Jahr 2014. Die Schrift heißt „Beuys auf Sendung“ und beschäftigt sich mit dem Mediengebrauch des Künstlers.

 Schloss Moyland Preisträger für den Joseph Beuys Preis 
Dr. Arnim Brux, Prof. Dr. Matthias Weiss, Frank Ruffing, Dr. Barbara Strieder, Wilfried Doerstel vl

Schloss Moyland Preisträger für den Joseph Beuys Preis Dr. Arnim Brux, Prof. Dr. Matthias Weiss, Frank Ruffing, Dr. Barbara Strieder, Wilfried Doerstel vl

Foto: Markus van Offern (mvo)

Es werden viele gelehrte Reden gehalten werden am heutigen Sonntagabend im Zwirnersaal von Schloss Moyland. Denn es ist eine sehr akademische Betrachtung, für die Prof. Dr. Matthias Weiß aus Berlin gewürdigt wird. Der Kunsthistoriker ist der neue Träger des mit 10.000 Euro dotierten „Joseph-Beuys-Preis für Forschung“, den Stiftung und Förderverein Schloss Moyland sowie die Volksbank Kleverland ausloben. Weiß ist der dritte Forscher, dem diese Ehre zuteil wird. Seine Arbeit wird als Grundlage künftiger Beuys-Forschung angesehen - gerade, wenn es um das Verhältnis des Künstlers zu den Massenmedien seiner Zeit geht: Radio und Fernsehen.

Die wissenschaftliche Arbeit, die unter einem Dutzend Bewerbungen ausgewählt wurde, ist zweigeteilt. Dr. Wilfried Dörstel, Kunsthistoriker und Archivar aus Köln, saß der Jury vor und gab als deren Sprecher Auskunft. „Matthias Weiß hat einen 1000-seitigen Bestandskatalog und einen 300-seitigen Textband geschrieben. Während das eine eine vorbildliche Dokumentation dessen ist, was im Beuys-Archiv der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof vorhanden ist, liest sich der Textband, der den akademischen Jargon hinter sich lässt, ganz toll und kurzweilig. Wir waren begeistert“, schwärmte Dörstel.

Die Arbeit befasst sich mit dem Mediengebrauch bei Beuys, vornehmlich mit der Frage, ob der Künstler sich als Person oder als inszenierte Figur einbringt. „Welche Rolle muss man Beuys kunsthistorisch zuweisen? Sicherlich gehören seine Aktionen und die mediale Behandlung derselben zusammen“, meint der Jury-Vorsitzende. Erst durch die Arbeit des Berliners sei klar geworden, dass es neben den Objekten, von denen viele einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind,  auch ein Sprach-Werk des berühmten Niederheiners gebe.

Für Interims-Museumsleiterin Barbara Strieder ist wichtig festzustellen, dass neben dem musealen Aspekt die Forschung im Zusammenhang mit dem Joseph-Beuys-Archiv in Moyland eine große Rolle spielt. Auch Dr. Arnim Brucks, der das Land NRW in der Stiftung vertritt, und Frank Ruffing für Fördeverein und Volksbank sind sehr einverstanden mit dem Preisträger und haben vor, auch in künftigen Jahren geeignete Forscher auszuzeichnen. Sie sollen kreative, interdisziplinäre Arbeiten einreichen und dürfen  nicht älter als 45 Jahre sein - es geht nicht zuletzt um die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Das Werk des eng mit Moyland verbundenen Künstlers gilt als universal, als ein Blick auf die Welt, der über die Kunst hinaus weist.  Publikationen über das Leben und die Arbeit von Beuys gibt es reichlich; doch erst nach seinem Tod  setzte eine wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Werk ein. Entsprechend hochrangig sei die „europaweit umfassendste Bibliothek“ zu Beuys in Moyland zu bewerten. Einen Forschungspreis auszuloben war 2011 die Idee von Dr. Bettina Paust, die den Niederrhein Richtung Wuppertal verlassen hat. Daran erinnerte Dr. Arnim Brux.

Der Preisträger selbst zeigte sich im Pressegespräch geehrt, erzählte von seiner vierjährigen Arbeit an der Habilitation, von den Unmengen Bild- und Tondokumenten, die er auf VHS-Kasseten und digitalisiert sichtete. Sein Manuskript wird demnächst gedruckt und im Moyländer Archiv zugänglich sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort