Steigen jetzt die Preise? Benzinkosten setzen Taximarkt unter Druck

Kreis Kleve · 2,15 Euro für einen Liter Benzin – das geht auch an den Kreis Klever Taxiunternehmern nicht spurlos vorbei. Die Fachvereinigung Nordrhein schlägt nun Alarm und fordert einen Notaufschlag von 1,50 Euro pro Fahrt.

 Das Taxigeschäft sei aufgrund steigender Kosten kaum mehr rentabel, sagen Branchenvertreter. Wer eine Konzession hat, muss den Betrieb aber aufrecht erhalten.

Das Taxigeschäft sei aufgrund steigender Kosten kaum mehr rentabel, sagen Branchenvertreter. Wer eine Konzession hat, muss den Betrieb aber aufrecht erhalten.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Die Folgen der Corona-Krise, die sich anbahnende Mindestlohnerhöhung auf zwölf Euro und stark gestiegene Spritpreise jenseits der zwei Euro – die Lage für Taxiunternehmer spitzt sich zu. „Die Situation ist wirklich brenzlig. Es ist an der Politik, nun sehr zügig aktiv zu werden“, sagt Michael Stehr, Geschäftsführer der für den Kreis Kleve zuständigen Fachvereinigung Personenverkehr Nordrhein Taxi-Mietwagen. Die finanziellen Reserven vieler Unternehmer seien durch die Pandemie aufgebraucht, vielerorts sei das Taxi-Geschäft aufgrund der Spritpreise kaum mehr rentabel.

Daher hat der Verein nun einen Brief an die Landesregierung verfasst. Die Forderung lautet: Die zuständige Verkehrsministerin soll einen befristeten Aufschlag auf alle Taxitarife erlassen, und zwar ohne die Notwendigkeit der Eingabe ins Taxameter. Michael Stehr denkt an einen konstanten Aufschlag von 1,50 Euro auf den ermittelten Fahrpreis. Dabei sind die Taxitarife eigentlich eine Angelegenheit der Kommunen. „Daher haben wir natürlich auch an die Kreise und kreisfreien Städte geschrieben. Bis ein solches Vorhaben allerdings durch die Ausschüsse und den Kreistag ist, sind mindestens vier Monate vergangen, eher sechs. Bis dahin dürften aber schon viele pleite sein“, sagt Michael Stehr. Unternehmer hätten bereits zurückgemeldet, dass das Taxigewerbe mit den aktuellen Tarifen kaum mehr wirtschaftlich zu betreiben sei. „Wir sind fast soweit, an Demonstrationen zu denken“, sagt der Geschäftsführer. Er rechnet vor, dass ein Taxifahrer pro 100 Kilometer nun knapp 7,50 Euro mehr zahlt als vor Start des russischen Angriffskriegs.

Dem Personenbeförderungsgesetz nach sind jedoch alle Taxiunternehmer mit entsprechender Konzession verpflichtet, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Nur gibt es durchaus Auswege, wenn man strukturell Minus erwirtschaftet und kein Licht am Horizont zu erkennen ist. „Ich weiß, dass es einige gibt, die nun genau rechnen und schauen, wie sie mit der Situation umgehen. Die Reserven sind aufgebraucht und Wirtschaftlichkeit kaum gegeben“, sagt Michael Stehr. Schon jetzt würden viele Anbieter etwa mit dem Landschaftsverband über höhere Vergütungen für Fahrten verhandeln. Die Lage sei insbesondere im ländlichen Raum angespannt, weil es zu mehr Leerfahrten kommt. „Wer einen Fahrgast innerhalb von Duisburg transportiert, braucht vom Zielort aus zum neuen Kunden nicht mehr allzu weit zu fahren. Das schaut in den Dörfern natürlich ganz anders aus“, sagt Stehr.

Daniel Schepers ist Geschäftsführer von Taxi Vels in Emmerich. Er bestätigt, dass die Sorgen in der Branche groß sind. „Für eine kurze Zeit sind solch hohe Spritpreise vielleicht noch gut zu machen, auf Dauer aber wird es schwierig. Wenn ich berechne, was ich jetzt mehr ausgebe im Vergleich zu den Zeiten, als der Liter 1,20 oder 1,30 Euro gekostet hat, tut das schon sehr weh. Das ist ein sehr deutlicher Unterschied“, sagt Schepers, dessen Unternehmen über 40 Fahrzeuge verfügt. Im Jahr würde man auf einen sechsstelligen Mehrbetrag kommen, wenn die Spritpreise nicht wieder fallen.

„Die große Frage ist, ob die Spritpreise so hoch bleiben. Es gibt ja auch Leute, die sagen, dass man sich daran gewöhnen muss und die Ölkonzerne künftig immer so viel verlangen werden“, sagt Schepers. Er verweist auch darauf, dass die Reserven vieler Taxiunternehmen aufgebraucht seien. „Corona hat vielen viel gekostet. Bei uns hat es sich noch in Grenzen gehalten, da wir mit dem Schülerverkehr breit aufgestellt sind. Aber wer nur mit Taxis Geld verdient hat, musste tief in die Tasche greifen, um überhaupt noch die Löhne zahlen zu können. Nachtfahrten sind komplett weggebrochen, auch Firmenfahrten fanden praktisch nicht statt“, sagt Schepers unserer Redaktion.

Simone Reinhoffer vom gleichnamigen Taxiunternehmen in Uedem ist drauf und dran, die Festpreise anzuheben, etwa für Krankenfahrten oder den Transfer zum Airport in Weeze. Immerhin wird der Kilometertarif im Kreis Kleve zumindest nicht kurzfristig steigen. „Die Spritpreise tun uns weh. Hinzu kommt natürlich, dass im Oktober der Mindestlohn auf zwölf Euro erhöht wird. Wir hoffen sehr, dass die Politik zeitnah Lösungen findet und die Spritpreise sinken“, sagt Reinhoffer.

Die Fachvereinigung hat derweil auch Kontakt zu den Krankenkassen aufgenommen, um über Aufschläge in geltenden Verträgen zu sprechen. „Die aktuellen Preise – auch jene für Krankenfahrten – wurden kalkuliert, als der Liter 1,30 Euro kostete. Daran ist heute kaum mehr zu denken. Die Unternehmer zahlen einen Euro mehr pro Liter. Das muss sich irgendwo auch abbilden“, sagt Stehr.

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