Bedburg-Hau Beim Schlaganfall ist Zeit gleich Gehirn

Bedburg-Hau · Dr. Christoph Baumsteiger, Chefarzt der Föhrenbachklinik, informiert zum Tag des Schlaganfalls am 10. Mai über Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie. Betroffene und Angehörige müssen im Ernstfall schnell reagieren.

 Dr. Christoph Baumsteiger, Chefarzt der Föhrenbachklinik in Bedburg-Hau, informiert zum deutschlandweiten Tag des Schlaganfalls am 10. Mai.

Dr. Christoph Baumsteiger, Chefarzt der Föhrenbachklinik in Bedburg-Hau, informiert zum deutschlandweiten Tag des Schlaganfalls am 10. Mai.

Foto: Evers

Wenn der taube Arm wieder Gefühl bekommt, ist die Gefahr nicht gebannt. "Bei jedem kleinsten Symptom, auch wenn es nur vorübergehend zu sein scheint, muss der Notruf ausgelöst werden", mahnt Dr. Christoph Baumsteiger, Chefarzt der Föhrenbachklinik. Denn mit einem Schlaganfall ist nicht zu spaßen – da zählt jede Sekunde.

Nach nur 4,5 Stunden ist die wichtige Durchblutungstherapie schon hinfällig. Dann gilt es nur noch, einen weiteren Schlaganfall zu verhindern. Doch wer rechtzeitig, binnen einer Stunde nach den Symptomen, notärztlich versorgt wird, hat eine Chance, den aktuellen Schlag und seine Gefahren zu bannen. "Funktioniert die Rettungskette, die mit einem Notfall beginnt, greifen auch nachfolgende Therapien sehr gut", stellte Baumsteiger mit Blick auf den deutschlandweiten Tag des Schlaganfalls am 10. Mai vor.

Und weil nicht nur Betroffene sich über Behandlung, Therapie und Co. im Klaren sein sollten, sondern vor allem auch Partner, die Familie oder Nachbarn eine wichtige Rolle bei Symptomerkennung und Alarmierung des Rettungsdienstes spielen, sei Aufklärung seit vielen Jahren eine wichtige Aufgabe für ihn und seine Kollegen. Alarmsymptome sind die Lähmung einer Körperseite, Gesichtsfeldausfall oder Gefühlsstörungen auf einer Seite, plötzliche Blindheit, Sprachstörungen, Doppelbilder oder Gangunsicherheiten – auch vorübergehend ein Signal für einen Schlaganfall. "Zeit ist Gehirn", sagt Baumsteiger, "niemand darf Angst haben, einen Notarzt zu rufen – auch bei vorübergehenden Durchblutungsstörungen ist man ein Hochrisikopatient."

Auslöser sind meist Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Diabetes, Übergewicht, Bewegungsmangel, rauchen oder - bei Frauen – die Kombination von Anti-Baby-Pille, Übergewicht und dem Zigarettengenuss. "Grundsätzlich gilt es, einen aktiven, gesunden Lebensstil zu pflegen", so der Chefarzt der Föhrenbachklinik. Kommt es dann doch soweit, greift auf dem LVR-Klinikgelände eine Kette fachmännischer Angebote. Nach der Behandlung auf der Intensivstation ist die Föhrenbachklinik in Bedburg-Hau deshalb eine gute Adresse, weil vor Ort alle Therapien ineinander greifen. Im Anschluss an die Behandlung des akuten Schlaganfalls kommt die Sekundärtherapie zur Verhinderung eines weiteren Schlags ins Spiel. "Die größten Erfolge sind zu erzielen, wenn die Therapie in den ersten Stunden greift – nach einer Stunde ist sie durchschlagend, danach nimmt der Erfolg immer weiter ab", ergänzte Norbert Haardt, Oberarzt in der Föhrenbachklinik. Immerhin können 80 Prozent der Zweit-Schlaganfälle verhindert werden, deshalb seien Aufklärung und Sensibilisierung für dieses Thema umso wichtiger. Seit 2007 ist im Anschluss an die Behandlung auch eine Reha vor Ort möglich. Die Ambulante Neurologische Rehabilitation, kurz ANR, bietet 20 Therapieplätze und Reha-Maßnahmen, die im häuslichen Umfeld fortgeführt werden können. "Logopäden, Physiotherapeuten und Neuropsychologen arbeiten mit ärztlicher Betreuung und dem Pflegepersonal Hand in Hand", so Heinrich Brylka, Leiter der ANR.

(kare)
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