Ortsbesuch „Alles ist hier sehr gepflegt“

Bedburg-Hau · NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser hat dem beschaulichen Örtchen Louisendorf einen Besuch abgestattet. Damit löste sie ein Versprechen aus dem vergangenen Jahr ein. Vor Ort gab es viel Geschichte – und natürlich Pfälzisch.

 Ursula Heinen-Esser mit dem Empfangs-Komitee in Louisendorf.

Ursula Heinen-Esser mit dem Empfangs-Komitee in Louisendorf.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Als Ursula Heinen-Esser mit ihrem Pressereferenten am Nachmittag in der Dienstlimousine auf den Vorplatz der Elisabeth-Kirche vorfährt, steht das Empfangskomitee schon bereit: Kommunalpolitiker aller Couleur, die beiden Bedburg-Hauer Landratskandidaten Peter Driessen und Silke Gorißen, dazu noch einige Louisendorfer Bürger. Es ist sehr heiß in diesen Tagen. Und so wird die Begrüßung in die Kirche verlegt.

Die Stippvisite hatte die Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft und Natur- wie Verbraucherschutz in einem Gratulationsschreiben an die Louisendorfer Vereinsgemeinschaft angekündigt. Im Juli 2019 war das, schließlich wurde Louisendorf im Bundeswettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ mit der Bronzemedaille auf Bundesebene ausgezeichnet. Eine Auszeichnung, die im Januar dieses Jahres im Rahmen der „Grünen Woche“ in Berlin überreicht wurde.

„Wir sehen den Besuch als Wertschätzung für die in Louisendorf geleistete Arbeit“, sagt Peter Driessen bei der Begrüßung. Josef Jörissen, Ehrenvorsitzender der Vereinsgemeinschaft, erzählte auch anhand von Luftbildern Geschichtliches über den Ort und die Kirche. „Die Kirche wurde am 13. November 1861 eingeweiht. Sie ist eine Backsteinkirche, der Turm misst 32 Meter. Das Dorf verdankt sie der Königin von Preußen, Elisabeth, die damals für den Bau finanziell sorgte. Der Altar stammt aus der katholischen Nicolai-Kirche in Kalkar.“ Weiter berichtete Jörissen über die Entstehung des Ortes. Die Geburtsurkunde datiert auf den 30. September 1820. Zu Ehren der 1810 verstorbenen beliebten Preußenkönigin Luise wurde der neu geschaffene Ort Louisendorf genannt. 34 Eichen, Luise starb im Alter von 34 Jahren, umsäumten den Louisenplatz, auf dem 1860/61 die Kirche errichtet wurde. Die Eichen wurden später durch Linden ersetzt. „1945 wütete die größte Panzerschlacht des Zweiten Weltkrieges am Niederrhein, auch in Louisendorf. 136 Häuser wurden zerstört, 67 Bürger verloren ihr Leben, und die Kirche wies erhebliche Schäden auf. 1953 wurde sie nach dem Wiederaufbau neu eingeweiht“, sagte Jörissen.

Früher existierten in Louisendorf fünf Gaststätten, darunter auch der „Luisensaal“. Die Vereinsgemeinschaft möchte den Saal gerne als Kriegsmuseum, sozusagen als Mahnmal des Zweiten Weltkrieges nutzen. Alternativ könnte dort ein Pfälzer-Museum entstehen. Das „Schiemannhaus“, das von seinen Eigentümern unter Denkmalschutzrichtlinien liebevoll hergerichtet wurde, ist ein niederrheinisches Hallenhaus, Mensch und Tier leben unter einem Dach. Ab 1890 gibt es das T-Haus, in dem Mensch und Tier getrennt leben. Beide Häuserformen gab und gibt es in Louisendorf.

Die Ministerin bedankte sich für den ausführlichen Ausflug durch die Dorfgeschichte – und für das Engagement in der Heimat. „Ich freue mich, Ihr Golddorf kennengelernt zu haben. Alles ist hier sehr gepflegt. Sie gehören zu den 30 Topdörfern auf Bundesebene.“

Weiter ging es ins Jakob-Imig-Archiv, wo Jörissen einiges über den Heimatforscher und Dichter von Louisendorf erzählte. „Bis 1968 wurde in der Schule ‚Pälzersch‘ gesprochen. Louisendorf ist die einzige Binnensprachinsel in Deutschland“. Und als die Ministerin eine Kostprobe der Pfälzer-Sprache hören wollte, ließen sich Klaus Eberhard sowie Ortsvorsteher Jürgen Graven nicht lange bitten.

1,5 Stunden Zeit hatte Heinen-Esser mitgebracht. Zum Abschluss ließ sie sich im Garten der Familie Lotterjonk-Thomas das aktive Dorfleben erklären und erfüllte den ein oder anderen Fotowunsch. „Frau Heinen-Esser hat sich Zeit genommen, die Sorgen und Nöte der Louisendorfer Vereinsvertreter anzuhören“, sagte Graven, der ihr noch einen Kaffeepott überreichte. Auch eine Chronik der Gemeinde Bedburg-Hau nimmt Ursula Heinen-Esser mit zurück in die Landeshauptstadt Düsseldorf.

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