Theater mini-art Brautbriefe und eine Premiere

Bedburg-Hau · Mit dem Sago-Künstlerduo startet das Theater mini-art ins neue Programm. Sie inszenieren den spannenden wie traurigen Briefwechsel Bonhoeffers mit seiner Verlobten. Im November steht wieder eine Premiere im Theater an.

 Sjef van der Linden im neuen Stück „Die Taschen voll Brot“, das im November Premiere im Theater in Bedburg-Hau feiern wird.

Sjef van der Linden im neuen Stück „Die Taschen voll Brot“, das im November Premiere im Theater in Bedburg-Hau feiern wird.

Foto: Matthias GRass/Matthias Grass

Ein nüchterner kalter Platz. Bruchstücke von Kreissegmenten liegen um eine runde, hohe Brunnenumrandung. Als habe jemand Formsteine aus Beton dort vergessen. An den Ecken des Platzes liegen Kiesel- und Pflastersteine, im Hintergrund dräut ein tiefblauer Himmel, links komplettiert ein kahles Bäumchen die Szene. Zwei Menschen sitzen dauerredend um den Brunnen, murrend, missmutig, schimpfend. Sich über andere Menschen aufregend, die keine Menschen seien, die Unmenschen seien, die man prügeln, ja durchwalken müsse. Es folgt eine ganze Tirade, welch’ körperliche Gewalt man diesen Menschen antun müsse. Es geht um einen Hund, es geht darum, dass vielleicht Menschen diesen Hund in den Brunnen geworfen haben. Oder auch nicht. Vielleicht ist er auch nur gefallen. Oder gesprungen. Wie auch immer – man hat ihn bellen hören, man müsste ihm helfen.

Müsste. Denn die beiden Gestalten verlieren sich im Reden, in kleinen Gesten vielleicht, schaffen es aber nicht, den Schritt zur wirklichen Hilfe zu machen. Oder doch?

Es sind die ersten Szenen, die Sjef van der Linden im karierten Jackett und mit Knickerbocker sowie Crischa Ohler mit plustrigem Schalkragen auf dem warmen Mantel dort auf die Bühne bringen, erste Szenen zum neuen Stück „Die Taschen voll Brot“ von mini-art, das als Premiere am 11. November aufgeführt wird und bestimmt wieder ein Ausrufezeichen in den neuen Spielplan setzt. „Es ist eine Art Beckett“, sagt Regisseur Rinus Knobel. Es geht um Empathie in dieser tragisch-komischen Parabel für Menschen ab 14 Jahren, eine Parabel über die Entscheidung jemandem in Not beizustehen – oder eben auch nicht. „Es ist eine Geschichte, die sehr gut in die jetzige Zeit passt“, sagt Crischa Ohler.

Ein Stück, das nicht nur gut in die Zeit passt, sondern auch zu einem weiteren Großprojekt: „Es geht um die schöpferische Ökologie, darum, wie wir mit unserer Mitwelt umgehen, wie wir ihr begegnen“, sagt Crischa Ohler. „Das Verschwinden der Sehnsucht. Oder: Verantwortung Leben“ heißt das Langzeit-Projekt, das vom Fonds Soziokultur Bonn gefördert wird. Teil davon ist wiederum das fächerübergreifendes Projekt, das die Karl-Kisters-Realschule mit allen Fünftklässlern umsetzt. Zusammen mit mini-art, mit dem ArToll-Kunstlabor und der Filmemacherin Carla Gottwein. Es gehe um „Natur und Mensch, Umwelt oder Mitwelt“, erklärt Helga Diekhöfer, ehemals stellvertretende Direktorin. Alle Kinder der Eingangsklassen werden bei „Natur und Mensch, Umwelt oder Mitwelt“ in kleinen Gruppen zusammenarbeiten und es soll Präsentationen in ArToll, bei mini-art und nicht zuletzt im Foyer der Kisters-Realschule geben.

Den Auftakt im neuen Spielplan macht das Duo Sago aus Essen mit einer Abendvorstellung am Samstag, 22. September, 19 Uhr. „Brautbriefe“ heißt das Stück ab 14 Jahre, das den Briefwechsel zwischen dem Theologen Dietrich Bonhoeffer und seiner Verlobten Maria von Wegemeyer thematisiert. Doch bevor die beiden heiraten können, wird Bonhoeffer von den Nationalsozialisten verhaftet und am 9. April im KZ Flossenbürg hingerichtet. Es ist ein Briefwechsel, der unter die Haut geht.

Zusammen mit der Hogeschool Arnheim Nimwegen (HAN) gibt es vom 26. bis 29. September eine Einführung in die Methode des deutsch-niederländischen Sprachlerntheaters mit Studierenden, bevor dann am Samstag, 4. Oktober in einer Familienvorstellung um 16 Uhr Bruno der Briefträger wieder in Bedburg-Hau gastiert. Schulvorstellungen des Stücks sind am 4. und 5. Oktober jeweils um 10 Uhr. Im Dezember kommen dann noch die Stücke „Vom Prinzen, der auszog, die Liebe zu lernen“ (Sonntag, 9. Dezember, 16 Uhr, Familienvorstellung und am 10., 11. und 12 Dezember jeweils 10 Uhr Schulvorstellungen. In Zusammenarbeit mit der Kulturbühne Goch gibt’s „Oskar und die Dame in Rosa“ und das wunderbare Weihnachtsstück „Ox und Esel“.

Das komplette Programm im Internet: www.mini-art.de

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