Mini-art Der „Kleine Prinz“ als großer Monolog

Bedburg-Hau · Das Theater mini-art in Bedburg-Hau wird gleich zwei Premieren feiern: am 30. und 31. Oktober startet das Stück nach Saint-Exupery. Es folgt Anfang Dezember „Ein Garten für den Wal“. Und zu Weihnachten gibt es wieder die grummeligen „Ox und Esel“ im Stall.

 Bei der Probe zum neuen Stück „Der kleine Prinz“ im Theater mini-art: Sjef van der Linden ist nicht nur der Erzähler.

Bei der Probe zum neuen Stück „Der kleine Prinz“ im Theater mini-art: Sjef van der Linden ist nicht nur der Erzähler.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Ein roter Flieger hängt über der Bühne. Es ist ein Doppeldecker mit Streben zwischen den Flügeln, festem Fahrwerk  und einem Propeller. Nicht mehr ganz neu ist der Flieger. Dann dröhnt ein Flugzeug über den Köpfen. Es ist der Sound eines schweren Propellermotors, wie aus den 1930er oder 1940er Jahren oder der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Aus einer Zeit, als die Postfliegerei vor allem außerhalb Europas noch ein Abenteuer war. Dann ist es plötzlich still. Die Eric-Satie-Akkorde vom Piano verstummen, der Motor verstummt.

Ein Erzähler, Sjef van der Linden im neuen mini-art-Stück, ist in weiter Khaki-Leinenhose mit hellem Hemd gekleidet. Er nimmt einen Schluck Wasser und löst sich von hohem Arbeitstisch, auf dem ein paar Bücher liegen, eine Mappe, ein paar Stifte und ein dünnes Etui mit wunderschönen Buntstiften. Jene Buntstifte, von denen nicht nur  Kinder träumen. Wie soll er nur anfangen, fragt der Erzähler, gleichzeitig ins Nichts wie allen Zuschauern in die Augen blickend. Wie soll er anfangen, seine Geschichte zu erzählen, die mit einer Notlandung in der Wüste endet und beginnt. Die die  Geschichte des Sechsjährigen ist, der Elefanten in Schlangen malt. Etwas, das alle für einen Hut halten. Ein Junge, der sich dann in frühem Alter schon von seinem Wunsch, Künstler zu werden, verabschieden muss. Um Pilot zu werden und über die Kontinente zu fliegen. Bis zu jener Bruchlandung mitten in der Wüste, 1000 Meilen von der nächsten Siedlung entfernt.

Sjef van der Linden zieht in die Erzählung hinein. Das kann er: Allein auf der Bühne als eine vielzahl von personen, die er imaginiert. Die Erzählung kennt eigentlich jeder: Sjef van der Linden und Crischa Ohler vom Theater mini-art und Regisseur Rinus Knobel haben sich an eine Ikone gewagt, an das meistgelesene Buch nach der Bibel, wie Ohler betont: Van der Linden bringt den „Kleinen Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry auf die Bühne. Die Geschichte vom Piloten, der in der Wüste abstürzt und jenen kleinen Mann von jenem kleinen Planeten trifft. Den Planeten mit dem Baobab-Baum und mit dem Wunsch, ein Schaf gemalt zu bekommen. Jenem kleinen Prinzen, der sich dutzendmal den Sonnenuntergang anschauen kann, um froh gestimmt zu werden. Denn der Planet ist so klein, dass man den Sonnenuntergang immer wieder erleben kann. Es ist der Prinz, der letztlich lehrt, mit dem Herzen zu sehen.

„Wir können das Buch als großen Monolog verstehen“, sagt Sjef van der Linden. Deshalb steht er auch alleine auf der Bühne, spricht die vielen Figuren und lässt sie lebendig werden, erzeugt wundersame Stimmungen in dem für mini-art erstaunlich kargen Bühnenbild. Es gibt nur das rote Flugzeug über dem Kopf, das einen markanten Schatten auf den Hintergrund wirft, den Schreibtischstuhl, der alles mögliche sein wird, und schließlich den Tisch mit den Utensilien, die der Erzähler braucht für seine Rollen.

28 Textversionen haben die drei  vom Kleinen Prinz gemacht, 28 Mal immer wieder durch diskutiert, ob man die Essenz des Buches wirklich so da vorne auf die Bühne bekommt, ohne das Tableau an Figuren, die es in anderen Inszenierungen gibt. In dem kleinen Ausschnitt, den das Theater jetzt zur Vorstellung des neuen Programms nach Corona zeigt, ist es geglückt. Es ist spannend und nachdenklich, lustig und melancholisch. Es könnte der kleine Prinz werden.

Noch haben die Theatermacher drei Wochen Zeit, an der Inszenierung, den Worten und Stimmungen zu feilen. Am 29. Oktober ist Premiere für die Schulen, dann folgen Aufführungen Schlag auf Schlag. Bis zur nächsten Premiere. denn endlich, endlich darf auch der Wal auf die Bühne, der einen Garten auf seinem Rücken haben möchte: Am 4. und 5. Dezember wird das Stück die Premiere feiern. Und weil dann bald Weihnachten ist, darf eines auch nicht fehlen: „Ox und Esel“ kommen auf die Bühne. Zehn Aufführungen soll es geben. Die letzte am 2. Weihnachtstag, 26.12.

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