Straftäter in Aachen erschossen Geiselnehmern gelang Flucht aus Psychiatrie mit Küchenmesser

Bedburg-Hau/Aachen · Die aus einer Psychiatrie in Bedburg-Hau geflohenen Straftäter sollen bei der Geiselnahme eines Pflegers ein von der Klinik erhaltenes Küchenmesser genutzt haben. Einer der beiden Männer war bei der Festnahme in Aachen erschossen worden.

Bedburg-Hau: Flucht aus LVR-Klinik / Psychiatrie nahe Kleve
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Flucht aus Psychiatrie in Bedburg-Hau

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Foto: dpa/-

Das Messer sei dem 37-Jährigen, der später auf der Flucht erschossen wurde, für den Eigenbedarf ausgehändigt worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Kleve. Zuvor hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet.

Der 37-Jährige und sein 43 Jahre alter Komplize hatten am Montagabend den Pfleger mit dem Messer bedroht und ihn gezwungen, den Pförtner unter falschem Vorwand die Schleuse öffnen zu lassen. Den Angaben nach musste der Pfleger an der Pforte anrufen und ankündigen, er werde mit zwei Patienten den Müll vor der Station entsorgen. Beim Gang aus der Psychiatrie sei dem Pfleger dann das Messer in den Rücken gehalten worden, sagte der Sprecher.

Der 37-Jährige war am Dienstagabend in Aachen von Polizeischüssen getroffen worden, als er nach Ermittlerangaben auf der Flucht vor den Beamten einer Frau ein Messer an den Hals hielt. Ob es sich dabei um dasselbe Messer handelte, war zunächst unklar. Der 43-Jährige wurde festgenommen.

Beide Männer waren aus einer Psychiatrie für Straftäter aus dem rund 150 Kilometer entfernten Bedburg-Hau bei Kleve geflohen. Die beiden Männer waren wegen einer Suchterkrankung zur Behandlung in Bedburg-Hau untergebracht. Der 43-Jährige war wegen besonders schweren Raubes zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten verurteilt worden. Der 38-Jährige hatte wegen schweren Raubes drei Jahre und acht Monate erhalten, berichtet das nordrhein-westfälische Sozialministerium in Düsseldorf. „Für beide Straftäter wurde daneben die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt angeordnet.“

Die Männer kamen so im Oktober und Dezember 2019 in den Maßregelvollzug in Bedburg-Hau, wurden in einer gesicherten Station untergebracht - im Gegensatz zu Patienten, die Ausgang erhalten und auf ihre Entlassung vorbereitet werden. Bei ihrer Flucht am Montagabend aus der Psychiatrie sollen sie einen Pfleger mit einem Messer bedroht und ihn gezwungen haben, den Pförtner unter falschem Vorwand die Schleuse öffnen zu lassen.

Nach Angaben des kommunalen Landschaftsverbands Rheinland (LVR), der die Klinik betreibt, ist es der vierte gravierende Fall seit 2016 in Bedburg-Hau. Laut Ministerium war der vorangegangene Ausbruch aus der dortigen Klinik vor drei Jahren. In der Forensik in Bedburg-Hau sind nach LVR-Angaben 416 Patienten im Maßregelvollzug - auf eigentlich nur 382 Plätzen. Praktisch überall in Deutschland bestehe ein sehr hoher Aufnahmedruck, vor allem im Suchtbereich, erläutert eine LVR-Sprecherin. In Bedburg-Hau bleiben Rechtsbrecher mit Suchterkrankungen in der Regel etwa zwei Jahre, bis sie ihre Krankheit im Griff haben, keine Gefahr mehr für die Gesellschaft sind und entlassen werden können.

(mba/dpa)
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