Kleve Bauherren-Utopien im Klever XOX-Theater

Kleve · "Richtfest" heißt das neue Stück. Nach der Premiere heute folgen im Mai drei Aufführungen.

 Anke Spieker.

Anke Spieker.

Foto: kds

Philipp hat die Architektur-Lyrik jung-dynamischer Planer ganz und gar verinnerlicht: es geht um transparente Ansichten, um offene Grundrisse mit verschiebbaren Wänden, um eine Edelstahlküche und nicht zuletzt um eine Badewanne auf Rollen. Kurz: Philip, der frisch von der Uni kommt und ein ehrgeiziger junger Mann ist, der den Bau als Karrieresprungbrett nutzen will, hat ein modernes Traumhaus entworfen.

Der Planer will das Traumhaus in einer modernen Traum-Idylle von der Bauherrengemeinschaft verwirklichen. Eine Gemeinschaft, die nicht nur die privaten Räume in der Wohnung, sondern vor allem die Gemeinschaft sucht, frei nach dem alten Musketier-Motto von "alle für einen - einer für alle".

Autor Lutz Hübner schrieb die rasante Komödie, die eigentlich auch ein bisschen Tragödie ist und mit Gesellschafts-Utopien und Wunschvorstellungen von Architekten und Bauherren bissig ins Gericht geht. Das Stück wurde vor drei Jahren am Bochumer Schauspielhaus uraufgeführt und glänzte mit geschliffenen Dialogen und einer ganzen Truppe wunderbar ausgefeilter Charaktere auf der Bühne. Reiche und weniger Begüterte, Beamtentypen und flippige Künstler, alte und ganz junge.

Wie und ob die Utopie des gemeinsamen Wohnens, wie die Sehnsucht nach mehr Gemeinsamkeit im täglichen Dasein funktioniert, seziert Hübner dabei auf einer fast leeren Bühne, die vom Personal und den Plänen des Architekten (in Wort und Papier) erfüllt wird. Es geht über Egoismus und Eigennutz, über die Mühen der täglichen Ebenen und die Krisen schon in der Planungsphase für dieses wunderbare Haus. Eins sei schon vorher verraten: Am Brandschutz wird diese Utopie nicht scheitern.

Theaterchef Wolfgang Paterok hat die Komödie jetzt für das Klever XOX-Theater inszeniert. Ein Jahr lang hat das nach "Top Dogs" zahlenmäßig größte Ensemble geprobt, am heutigen Samstag, 20 Uhr, ist Premiere. Es folgte eine weitere Aufführung am Sonntag (18 Uhr), eine am Dienstag, 20 Uhr, sowie am 10. und 20. Mai.

Paterok stellt elf Schauspieler auf die fast leere Bühne - junge und erfahrene Kräfte des Theaters: Philipp (Axel Hinnemann) mit seiner Architektur-Lyrik oder die konservative Birgit (Anke Spieker), die mit transparenten Bauen nicht wirklich viel anfangen kann. So wie die elf Bauherren, die ja vorgeblich alle unter einem Dach wohnen wollen, überhaupt ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Wohnen und vom Leben haben, wie sich nach und nach herausstellt.

Erste Szenen versprechen einen unterhaltsamen Theaterabend. Und die dicken Decken für die Besucher hat Paterok wieder ausgepackt, angesichts der vorherrschenden winterlichen Temperaturen.

(RP)
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