Wohneigentum immer teurer Immobilienverkäufe im Kreis Kleve brechen ein
Kreis Kleve · Die Zahl der verkaufen Immobilien-Grundstücke ist im Kreis Kleve 2022 um mehr als ein Drittel eingebrochen. Es wurde weniger Geld mit Immobilien verdient als noch im Jahr zuvor – die Preise stiegen trotzdem.
Ist das die Wende am Immobilienmarkt? Zumindest in Teilen: Mit Verkäufen im Wert von rund 872 Millionen Euro wurde nach sechs Jahren anhaltender Umsatzsteigerungen erstmals wieder ein niedrigerer Umsatz als im Vorjahr am Immobilienmarkt im Kreis Kleve erzielt. Dies geht aus den nun vorgelegten Zahlen im Grundstücksmarktbericht des Gutachterausschusses für Grundstückswerte im Kreis Kleve hervor. Der Bericht beinhaltet Analyseergebnisse zum Immobilienmarkt des Jahres 2022 im gesamten Kreisgebiet. Im Gegensatz zu den allermeisten Marktuntersuchungen beruhen die Auswertungen des Gutachterausschusses auf der Erfassung tatsächlicher Verkäufe.
2022 wurden demnach insgesamt 3437 Immobilienkäufe registriert. Erneut dominierten Verkäufe von Wohnimmobilien das Geschehen: 59 Prozent der Käufe entfielen auf bebaute Grundstücke, 21 Prozent auf unbebaute Grundstücke und 20 Prozent auf Wohnungs- oder Teileigentumseinheiten. Die Gesamtanzahl der verkauften Grundstücke für den individuellen Wohnungsbau ist im Kreis Kleve um insgesamt rund 36 Prozent gesunken.
Die Baulandpreise hingegen sind weiterhin gestiegen und bleiben auf Rekordniveau. Bezogen auf das gesamte Kreisgebiet gibt es eine durchschnittliche Preissteigerung von rund fünf Prozent. „Dieser Preisanstieg ist wie im Vorjahr vor allem auf den deutlich erkennbaren Mangel an verfügbaren Baugrundstücken, aber auch auf stark gestiegene Erschließungskosten für die Anbindung an das Verkehrsnetz und für die Herstellung der Hauasnschlüsse - Kanal, Wasser, Strom, Gas, Telekommunikation - zurückzuführen“, sagt Dirk Brammen, Vorsitzender des Gutachterausschusses.
In mittlerer Wohnlage bewegten sich die gezahlten Kaufpreise für baureife Ein- und Zweifamilienhausgrundstücke in der Preisspanne von 145 bis 225 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich dazu lagen die Werte für zentrumsnahe Wohnlagen in den größeren Städten des Kreises in der Spanne von 210 bis zu 280 Euro pro Quadratmeter.
Unter den Verkäufen bebauter Grundstücke nahmen die Ein- und Zweifamilienhäuser mit 79 Prozent den größten Anteil ein. Insgesamt wurden mit 1309 Käufen rund vier Prozent weniger registriert als im Vorjahr. Das Gesamt-Transaktionsvolumen, die Summe der gezahlten Kaufpreise für Ein- und Zweifamilienhäuser, stieg hingegen um knapp zwei Prozent an. Die meisten frei stehenden Ein- und Zweifamilienhäuser ohne Nebenanlagen wie zum Beispiel Garagen, Nebengebäude oder Überdachungen wurden zu Preisen zwischen 350.000 und 400.000 Euro verkauft. Das Preisniveau der Doppelhaushälften und Reihenendhäusern lag größtenteils bei 250.000 bis 300.000 Euro und bei Reihenmittelhäusern bei 150.000 bis 250.000 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr zeigte sich, dass die Preisentwicklungen vergleichbarer Ein- und Zweifamilienhäuser von Kommune zu Kommune je nach Lage, Größe und Ausstattungsmerkmalen stark variierten. Im kreisweiten Durchschnitt verteuerten sich gebrauchte Ein- und Zweifamilienhäuser im Jahresmittel deutlich um rund zwölf Prozent.
„Vor allem die aktuelle Inflations- und Zinsentwicklung für Immobilienkredite und die extrem gestiegenen Baukosten haben seit Mitte des Jahres zu einer Trendwende am hiesigen Immobilienmarkt geführt. Diese Entwicklung ist insbesondere an den deutlich gesunkenen Preisen gebrauchter Ein- und Zweifamilienhäuser im letzten Jahresquartal 2022 erkennbar“, sagt Brammen.
Im Berichtsjahr 2022 wurden im Kreisgebiet insgesamt 466 Eigentumswohnungen verkauft. Damit lag die Anzahl der Kauffälle rund 33 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Die Zahl der verkauften Neubau-Eigentumswohnungen ist angesichts der enorm gestiegenen Baukosten im Vergleich zum Vorjahr sogar um 77 Prozent eingebrochen. Die Summe der gezahlten Kaufpreise aller registrierten Eigentumswohnungen-Verkäufe lag bei 86 Millionen Euro, rund 53 Millionen Euro oder 38 Prozent niedriger als im Jahr zuvor.
Wer 2022 Wohnungseigentum erwerben wollte, musste erneut tiefer in die Tasche greifen. Für neu errichtete Eigentumswohnungen mussten die Käufer mit durchschnittlich rund 3500 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche etwa 14 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahr. Gebrauchte Eigentumswohnungen verteuerten sich in Bezug auf das gesamte Kreisgebiet mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von rund sechs Prozent. Die zugrunde liegenden Kaufpreise variierten je nach Lage, Größe und Ausstattungsmerkmalen deutlich.
Zuletzt ein Blick auf die Preise für Acker- und Grünland: Im Berichtsjahr 2022 wechselten 143 Acker- und Grünlandflächen mit einer Grundstücksfläche über 2500 Quadratmetern und Waldflächen den Eigentümer, fast exakt so viele Grundstücke wie im Vorjahr. Der durchschnittlich gezahlte Ackerlandpreis zeigte mit 10,77 Euro pro Quadratmeter im Vergleich zum Vorjahr einen Preisanstieg um rund zwei Prozent. Für einen Quadratmeter Grünland wurden im Kreis Kleve im Berichtsjahr 2022 durchschnittlich 6,35 Euro gezahlt, rund neun Prozent mehr als im Jahr zuvor.