Unternehmerabend Rauer: Klever müssen in die Höhe bauen

Kleve · Beim Unternehmerabend der Kreis-Wirtschaftsförderung wurde deutlich, worauf sich die Klever einzustellen haben: Mehr Stockwerke bei Bauten in zentraler Lage. Experten machten Mut zu moderner Architektur.

 Michael Dorißen, Geschäftsführer der Gewoge Wohnungsbaugesellschaft, bei seinem Vortrag im Technologiezentrum.

Michael Dorißen, Geschäftsführer der Gewoge Wohnungsbaugesellschaft, bei seinem Vortrag im Technologiezentrum.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Wohnraum ist ein zentrales Thema in Kleve. Das wurde auch wieder beim Unternehmerabend der Kreis-Wirtschaftsförderung im Technologiezentrum unter dem Motto: „Wohnungsbau in Kleve: Bedarfe – Flächen – Programme“ deutlich. „Nicht erst seit dem Bau der Hochschule beschäftigt sich die Stadt damit. Seitdem ist der Bedarf an Wohnraum noch mal gestiegen. Kleve boomt“, sagte Bürgermeisterin Sonja Northing in ihrer Begrüßungsrede, bevor sie zur Verabschiedung von Stadtwerke-Chef Rolf Hoffmann eilte. Es sei „nicht immer alles gelaufen so wie es musste“, sagte Northing. So habe das Studentenwerk zu wenig in der Kreisstadt gebaut. „Kleve hat nunmal keine Ballungsräume nebenan“, sagte sie. Richtig gehandelt gemacht habe hingegen die Verwaltung, namentlich der Fachbereich Planen und Bauen unter Jürgen Rauer. „Herr Rauer hat manchmal Schelte bekommen, aber er hat die Stadtentwicklung sehr gut geprägt- manchmal kommt der Ruhm erst später“, sagte die Bürgermeisterin.

Dann hatte der soeben Angesprochene selbst das Wort. Rauer präsentierte das jüngste Wohnraumkonzept, das er erstellen ließ. Das sieht eine Bevölkerungsentwicklung von jetzt rund 53.000 auf 54.000 Einwohner bis zum Jahr 2035 als realistisch an. Entwicklungsschwerpunkt sei der Bereich rund um den Klever Bahnhof. Bis zu diesem Jahr sieht die Studie einen Gesamtbedarf an 1890 Wohneinheiten. Theoretische Flächenpotenziale für Baugebiete sieht Rauer in einem Umfang von 113 Hektar. Wo genau diese liegen, darauf ging er nicht ein.

Michael Dorißen, Geschäftsführer der Gewoge Wohnungsbaugesellschaft, sieht auf dem Klever Wohnungsmarkt eine „angespannte Situation trotz vieler Neubauten“. Vor allem Zweiraumwohnungen mit bis zu 50 Quadratmetern seien gefragt. „Mietwohnungen sind innerhalb weniger Tage vergriffen. Wir haben quasi keine Leerstände“, sagte Dorißen, dessen Gesellschaft in Kleve rund 700 Wohnungen im Eigentum hat.

In der so genannten „Bankenrunde“, der von Andrea Franken moderierten Interviewrunde mit Finanzexperten, waren sich Stephan Kunz (NRW.BANK), Thorsten Welmans (Sparkasse Rhein-Maas) und Frank Rosar (Volksbank Kleverland eG) einig: Die Bedingungen für Häuslebauer waren wohl noch nie so gut wie jetzt. Niedrige Zinsen machten in vielen Fällen den Erwerb von Wohneigentum möglich und sinnvoll, so das Fazit der Bankkaufleute.

 Von links: Hans-Josef Kuypers, Jürgen Rauer, Michael Dorißen und Christiane Behrens im Gespräch mit Andrea Franken.

Von links: Hans-Josef Kuypers, Jürgen Rauer, Michael Dorißen und Christiane Behrens im Gespräch mit Andrea Franken.

Foto: Markus van Offern (mvo)

In der abschließenden Diskussionsrunde erläuterten die Experten, was aus ihrer Sicht die Herausforderungen beim Thema „Wohnbau in Kleve“ sind. Für Jürgen Rauer gilt es, „den Bürger mitzunehmen und den Stadtrat zu überzeugen“. Dorißen sieht die Herausforderung beim Thema „Wohnen im Alter“: „Wir müssen auch für ältere Leute zentrales Wohnen und eine gute Versorgung schaffen“, sagte er. Christiane Behrens, Geschäftsführerin der Reppco Architekten GmbH, ist der Meinung, dass sich die Klever auf mehr Geschosswohnungsbau einstellen müssen. „Wir müssen in die Höhe gehen und das in einer hohen Qualität“, sagte sie. „Das können auch mal vier Geschosse sein. Hier muss die Politik mutiger werden.“ Auch Dorißen betont: „Wir brauchen mal ein Stockwerk mehr.“ Rauer möchte den Klevern ebenfalls die „Angst vor Höhe und moderner Architektur“ nehmen. Für Gastgeber Hans-Josef Kuypers, Geschäftsführer der Kreis-WFG, ist vor allem eines wichtig: „Wir müssen jungen Leuten eine Chance geben, Eigentum zu erwerben. Das fängt beim Grundstück an“, sagte er. Bei den Grundstückspreisen sei Kleve „Marktführer“ im gesamten Landkreis. Außerdem zählt für ihn: „Wir sollten verstärkt darauf setzen, mehr Handwerker in die Region zu bekommen.“

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