Kleve Bagger buddelt am Rathaus

Kleve · Ein Archäologenteam um Jens Wroblewski untersucht zur Zeit den Stadtbereich zwischen Rathaus und künftiger Volksbank auf dem ehemaligen Minoritenplatz. Bis September sollen die Untersuchungen abgeschlossen sein.

 Wo liegen die Rohre? Willibrord Janssen, Roland Schneider und Wolfgang Wachtel (v.l.) von Stadt Kleve studieren einen alten Plan.

Wo liegen die Rohre? Willibrord Janssen, Roland Schneider und Wolfgang Wachtel (v.l.) von Stadt Kleve studieren einen alten Plan.

Foto: Evers, Gottfried

Fast drei Meter tief ist das Loch neben dem Klever Rathaus, als der Bagger die Muffe einer Abwasserleitung zerstört. Jetzt stehen Archäologe Jens Wroblewski, Willibrord Janssen, Fachbereichsleiter Tiefbau der Stadt Kleve, sein Kollege Walter Wachtel und Roland Schneider vom Fachbereich Planen und Bauen um das Loch. Der Bagger steht still. Wachtel hat einen Plan von 1949 in der Hand, der die Leitungen nachweist, die als rote und schwarze Striche vom Gebäude abzweigen. Das Rohr dort stammt aus den 1950er Jahren und sei ein Schmutzwasserkanal, sagt Wachtel.

 Jens Wroblewski und Jürgen Kahler (v.l.) suchen nach alten Zeugnissen im Klever Boden. Das Rohr im Boden stammt aus der Nachkriegszeit. Die Archäologen werden noch weitere Grabungen im Bereich Minoritenplatz machen.

Jens Wroblewski und Jürgen Kahler (v.l.) suchen nach alten Zeugnissen im Klever Boden. Das Rohr im Boden stammt aus der Nachkriegszeit. Die Archäologen werden noch weitere Grabungen im Bereich Minoritenplatz machen.

Foto: Gottfried Evers

"Wir gehen hier nicht tiefer", entscheidet Wroblewski. Es war die zweite Grabung am Tag, die der Archäologe gemacht hat. Die erste endete in einem ehemaligen Bombentrichter. Also auch nur "gestörter Boden", wie das im Fachjargon heißt. Wroblewski wird bis Ende September noch weitere Grabungen machen im Bereich der künftigen Minoritenplatzbebauung.

Einmal wird er die Asphaltdecke des Parkplatzes aufreißen müssen, die anderen, mit denen er vielleicht Zeugnisse des alten Kleves finden wird, liegen in den jetzigen Grün-Bereichen. Eine weitere Grabung soll im Bereich der Wallgrabenzone liegen. Sicherlich habe zwischen Rathaus und Spoykanal der Garten des Krankenhauses und zuvor des Klosters gelegen, räumt Wroblewski ein. Das spricht nicht gerade für eine üppige Bebauung auf der überplanten Fläche. "Aber es gab ja auch eine Zeit vor dem Krankenhaus- und Klostergarten", sagt der Archäologe. Man könne vorher nie sagen, ob man was findet und was man findet. In Geldern habe er mitten in der Stadt ein Hügelgrab gefunden. Ein Fund in dem Bereich, wie auch immer, könnte zu Verzögerungen beim Baumaßnahmen auf dem Minoritenplatz führen.

"Die Grabungen sind reine Routine", versichert Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer. Sprich: Bei Neubauvorhaben innerhalb der mittelalterlichen Klever City müssen diese Grabungen gemacht werden, bevor ein Bau beginnen kann. Das betrifft die Umgebung des Rathauses, das irgendwann auch "runderneuert" wird und eine Tiefgarage bekommen soll, ebenso, wie künftige Häuser auf dem Minoritenplatz. Deshalb auch die Verteilung der Grabungsstellen, wie jenes Loch unmittelbar neben dem Rathaus. Solange nichts Wichtiges gefunden wird, bleiben die Grabungen Routine. In den Löchern und Gräben, die Archäologen an der Volksbank aushoben, stießen sie auf den alten Eckturm der Stadtbefestigung und die beiden Klever Stadtmauern am Wassers.

In den nächsten Tagen werden sich Wroblewski und seine Mitarbeiter den weiteren Löchern widmen, in der Hoffnung, vielleicht doch auf alte Zeugnisse zu stoßen. Das Loch am Rathaus wird wieder verfüllt, ein Stück vom beschädigten Rohr zuvor ausgetauscht und erneuert.

(RP)
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