Kleve Auszeichnung für "Hickepick"-Forscher

Kleve · Der aus Winnekendonk stammende Dialektforscher Dr. Georg Cornelissen wurde für seine Verdienste im Bereich der Brauchtumspflege ausgezeichnet. Die "Queekespiere" aus Keppeln verliehen ihm den "Oorden van et Möökeshüss".

 Wurde für seine jahrelange Arbeit im Bereich der Sprachwissenschaft belohnt: Dr. Georg Cornelissen.

Wurde für seine jahrelange Arbeit im Bereich der Sprachwissenschaft belohnt: Dr. Georg Cornelissen.

Foto: Gottfried Evers

Dass regionale Sprachvariationen – Mundart – eine wichtige Rolle für die Bürger eines Ortes spielen können, wusste auch schon Goethe. "Jede Provinz liebt ihren Dialekt, denn er ist das Element, in welchem die Seele ihren Atem schöpft", hat dieser einmal geschrieben. Die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft "Queekespiere 1949 Keppeln" teilen diese Ansicht und verleihen deshalb einmal im Jahr den Orden "Für Verdienste um Brauchtum und Mundart am Niederrhein" – mundartlich auch "Oorden van et Möökeshüss" genannt.

Für seine Arbeit in der Dialektforschung und Leistung im Bereich der Brauchtumspflege wurde in diesem Jahr Dr. Georg Cornelissen ausgezeichnet. Der aus Winnekendonk stammende Dialektforscher ist Leiter der Sprachabteilung beim Landschaftsverband Rheinland. Er sucht Antworten auf Fragen, wie: wo sagt man am Niederrhein "Söller" zu Speicher? Wo wird "Süßigkeiten essen" auch "schnuppen" genannt? Welche Niederrheiner wissen Bescheid, wenn ein anderer unter "Hickepick" leidet? Und was kann man mit einem "Back" anfangen? Außerdem beschäftigt sich der 56-jährige zweifache Familienvater, der heute mit seiner Familie in Bonn lebt, mit der Namensgeschichte an Rhein und Maas.

Der "wahnsinnige Puppenspieler" und Vorjahresordensträger Heinz Bömler brachte in seiner Laudatio den Wert von Cornelissens Forschung auf den Punkt: "Zukunft braucht Erinnerung. Deshalb ist es wichtig, dass es Leute gibt, die diesen schönen Teil unserer Sprache bewahren", sagte er. Zwar würde er Mundart nicht gerne täglich hören müssen, so Bömler weiter, "aber wenn ich durch Cornelissens Bücher blättere, spüre ich so eine Art Glücksgefühl."

Auch Bürgermeister Rainer Weber betonte in einer Rede den Stellenwert, den die Arbeit des Sprachwissenschaftlers einnimmt. Denn ein Dialekt spiele im jeweiligen Ort die Rolle des Vermittlers von Heimat- und Identifikationsgefühl, so Weber. Da sich die Weitergabe der mundartlichen Tradition an die Jugend aber als schwierig erweist und "Platt" als logische Konsequenz hieraus droht, irgendwann auszusterben, sei Cornelissens Arbeit besonders wichtig, so der Bürgermeister.

Cornelissen selbst zeigte sich geehrt, den Orden empfangen zu dürfen und gleichzeitig der erste Träger in forschender Position sein, dem diese Auszeichnung verliehen wurde. "Seit ich von diesem Orden gehört habe, arbeitete ich auf diesen Moment hin. Jetzt ist es so weit, ich freue mich sehr darüber – und kann meine Arbeit endlich einstellen", scherzte der Sprachwissenschaftler. Ergänzt wurde die Auszeichnung, die aus Orden, Urkunde und genau 1111 "Queekencent" besteht, durch viele weitere Präsente und Gratulationen.

(miv)
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