Kleve Auszeichnung für die Kleine Kirche

Kleve · Der Gelderner Architekt Philipp van der Linde erhielt für die neue Andachtskapelle einen Preis bei einem Architekturwettbewerb.

 Jan de Beijer zeichnete die Kleine Kirche bereits vor rund 300 Jahren. Damals war Kleve noch Residenz-Stadt.

Jan de Beijer zeichnete die Kleine Kirche bereits vor rund 300 Jahren. Damals war Kleve noch Residenz-Stadt.

Foto: Gottfried Evers

Die evangelische Kleine Kirche gehörte immer schon zu den schönsten Kirchen im Stadtgebiet — vor allem durch ihre Lage im umfriedeten Kirchenbezirk mit den beiden Pfarrhäusern — das eine in die Mauer des Bezirks gebaut, das andere, neuere, an der Stechbahn. Auch der Kindergarten hinter der Kirche fügt sich in das gelungene Gesamtensemble.

Jetzt hat es die evangelische Kirchengemeinde auch noch amtlich: Der Gelderner Architekt Philipp van der Linde, der die Andachtskapelle an das kleine Kirchenschiff fügte und den Innenraum der Kirche neu gestaltete, wurde beim ersten Architekturwettbewerb der Evangelischen Kirche im Rheinland für den Umbau besonders gewürdigt, wie die Kirchengemeinde jetzt mitteilte. Auch die Landeskirche ist von dem Kirchlein an der Böllenstege überzeugt.

Schon Jan de Beijer erkannte die Qualität der Anlage. Als er die Kleine Kirche vor knapp 300 Jahren zeichnete, gehört sie schon zu den idyllischen Plätzen der damaligen, bereits im Niedergang begriffenen Residenz-Stadt Kleve. Der barocke Backsteingiebel und das lichte Kirchenschiff dahinter sind geradezu perfekt auf das Grundstück gestellt: Oben schmiegt sie sich an die Straße, vor der sie mit einer Mauer geschützt wird. Unten von der Stechbahn aus gesehen, thront sie regelrecht über den Dingen. Markant, geradezu keck setzt der Dachreiter einen dritten "Turm" in die Luft, blickt man hinüber auf die Türme von Stiftskirche und Burg.

Das zeichnet die Anlage bis heute aus, die mit der Verlegung der Straße und dem Abriss der Torhäuser entlang der Hagschen Poort vor Jahren von der Böllenstege getrennt wurde — was aber nur zu Lasten der Stadt entlang der Böllenstege und nicht zu Lasten der Kleinen Kirche ging. Denn tritt man durch das Schmiedeeiserne Törchen auf die Treppe hinunter auf den kleinen Vorplatz vor dem Giebel, ist man schon in einem Ort der Stille, in einen Ort außerhalb des städtischen Geschehens, angekommen. Diesem stillen Außenort hat jetzt die Kirchengemeinde einen Inneraum der Stille hinzugegeben. Möglich wurde das dank einer Erbschaft. Van der Linde baute diesen Ort als möglichst filigrane Stahl- Glaskonstruktion, die sich gegenüber der Kirche zurücknehmen soll.

So entsteht neben der Sakristei-Apsis ein schmaler, wettergeschützter Ort für das Innehalten, für das Gebet. Zuvor hatte van der Linde auch den Innenraum der Kirche neu gestaltet, der jetzt sehr gut als Ort der Kultur genutzt werden kann

In einem feierlichem Rahmen im Landeskirchenamt in Düsseldorf im Beisein von Präses Nikolaus Schneider wurde der Erste Preis zwar an eine andere Kirchengemeinde verliehen, der Entwurf van der Lindes aber in einer sehr anerkennenden Rede gewürdigt und im Bild vorgestellt, teilte die evangelische Kirchengemeinde jetzt mit. Alle Wettbewerbsbeiträge der Architekten sind noch bis Sonntag, 20. Januar, für die interessierte Öffentlichkeit im Landeskirchenamt in Düsseldorf, Hans-Böckler-Straße 7, zu sehen.

Doch wozu in die Ferne schweifen? Die Kleine Kirche mit der neuen Andachtskapelle von Philipp van der Linde kann werktags zwischen 8 und 18 Uhr von der Stechbahn oder der Böllenstege aus in Kleve besucht und richtig erlebt werden.

(RP/rl)
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