Bedburg-Hau Ein Weltenbummler wird sesshaft

Bedburg-Hau · Ralf Jendrusch aus Bedburg-Hau bereiste den Kongo, Namibia und Kenia. In seine Heimat am Niederrhein wollte er im Alter nicht zurück. Nun wohnt er seit sechs Jahren in Thailand, hat geheiratet und genießt die Gemütlichkeit.

 Ralf Jendrusch aus Bedburg-Hau mit seiner Frau Nut.

Ralf Jendrusch aus Bedburg-Hau mit seiner Frau Nut.

Foto: Ralf Jendrusch

Dass Ralf Jendrusch ein genügsames Leben in Gemütlichkeit führt, ist beim Telefongespräch mit unserer Redaktion zu hören. Der 56-Jährige spricht ruhig, ausgesprochen deutlich, beinahe ungewöhnlich langsam. Kein Wunder: Der in Bedburg-Hau aufgewachsene Jendrusch sagt: „Ich lebe meinen Traum und genieße in vollen Zügen.“ Vor sechs Jahren hat er sich im thailändischen Nationalpark Isan niedergelassen. Er erklärt, im Nordosten des Landes endlich seine eigentliche Heimat gefunden zu haben.

Seit jeher ist der Krankenpfleger ein Weltenbummler. „Ich wusste schon frühzeitig, dass ich in Deutschland nicht alt werden will“, sagt Jendrusch. Einige Jahre lebte er in Süddeutschland, ein Viertel Jahrhundert gar in der Schweiz. Nach Bedburg-Hau, wo er aufwuchs, zur Schule ging und seine Ausbildung absolvierte, zog es ihn beinahe nie zurück. „Ich komme nur ganz selten an den Niederrhein. Zuletzt war ich vor einigen Jahren da, als mein Bruder seinen 50. Geburtstag feierte. Ansonsten zieht mich nur wenig dorthin zurück“, sagt der Auswanderer.

Reisen war schon immer ein wichtiges Element in Jendruschs Leben. „Ich habe mittlerweile 15 bis 20 Länder südlich des Äquators bereist. Überall habe ich mich schnell eingewöhnt und wohlgefühlt“, sagt er. So sei er bereits im Kongo, Namibia und Kenia gewesen. Immer wieder reiste er auch nach Asien. „Ich habe darüber nachgedacht, wo ich im Alter leben will. Da kam für mich Afrika in Frage, aber ein Urlaub in Thailand hat mich überzeugt“, sagt er. Der Entschluss sollte sich auszahlen: Heute erklärt der 56-Jährige, die glücklichste Zeit seines Lebens zu erleben. Und das mitten im Nationalpark, auf 1000 Metern Höhe, ohne Nachbarn. Dafür aber mit Giftschlangen, Geckos und dem Malaienbär in der Umgebung. „Angst vor Tieren habe ich nicht“, sagt Jendrusch.

In Südostasien lernte er die 50-jährige Nut kennen, mittlerweile darf Jendrusch sie seine Frau nennen. „Ich genieße nun das Leben in der Hängematte und fiebere der Rente entgegen“, sagt er. So lange schlägt Jendrusch sich mit Gelegenheitsjobs durch, zudem hilft er seiner Lebensgefährtin in ihren zwei Läden. Über die Runden komme er gut, erklärt er. Schließlich seien die Lebenshaltungskosten in Thailand vergleichsweise erschwinglich. Zudem sei die Region, in der der Weltenbummler nun lebe, besonders arm und dünn besiedelt. Viel Zeit investiere er jetzt in die Verschönerung seines naturnahen Grundstücks. So habe er jüngst eigenhändig ein Schwimmbad und eine Natursauna auf dem Areal gebaut, erzählt Jendrusch.

„Ich habe noch keinen Nachteil am Leben in Thailand entdeckt“, sagt der Auswanderer, um dann doch auszuholen. Schließlich schmecke dem Niederrheiner das original-thailändische Essen nicht. „Daran kann ich mich auch nicht gewöhnen. Die essen in den Dörfern hier vor allem geschmorten Fisch, den kriege ich aber kaum herunter“, sagt Jendrusch. So habe er sich in den vergangenen Jahren zu einem leidenschaftlichen Koch entwickelt. Besonders gerne bereite er Papaya-Salat zu, auch Litschis landen häufig bei dem Ruheständler auf dem Teller.

Besonders, so sagt er, schätze er am Leben in Thailand die Mentalität der Einwohner. „In Deutschland sind viele so gehetzt, nervös, unentspannt“, sagt Jendrusch. Thailänder dahingegen genießen ihr Leben, meint Jendrusch. „Wenn es hier regnet, und das tut es häufig, dann käme hier doch niemand auf die Idee, zu arbeiten“, sagt er.

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