Kleve Ausstellung: Orpheus in der Wasserburg bei Veldeke
Kleve · Der berühmteste Sänger des Abendlandes heißt - nein, nicht Bourani, sondern Orpheus! Selten hat sich ein antiker Mythos derart fest in das kollektive Gedächtnis der Literatur, Musik und Malerei eingebrannt, ist dabei so ungebrochen präsent und lebendig geblieben wie der von Orpheus und Eurydike. Orpheus' Lyra verströmt einen Zauber, dem sich weder Menschen noch Götter, weder Tiere noch Pflanzen entziehen können. Bis heute steht sein Name für das Musisch-Schöpferische, das in den verschiedensten Künsten seinen Ausdruck findet.
Die Berliner Malerin und Performance-Künstlerin Keike Twisselmann, die ihre Arbeiten u.a. schon in Belfast, Barcelona, Quebec oder New York zeigen konnte, beschäftigt sich seit einiger Zeit mit dem Musensohn, den sie in einer Vielzahl unterschiedlicher Formate in Aquarellen auf Papier und Öl auf Leinwand ästhetisch differenziert und psychologisch erlebbar macht. Dabei eröffnet sie sich die Möglichkeit, Orpheus für sich Modell stehen zu lassen und auf dieser Matrix visuelle Auskünfte über ihre individuelle Kunstpraxis einzuholen. Der Mythos gerinnt so zu einer offenen Metapher für unser Wollen und Handeln, wenn man so will.
Twisselmanns Malerei leuchtet die ganze Palette der Spektralfarben aus und sorgt für eine umfassende Sättigung des Blattes. Der zu einer expressiven Pinselschrift neigende Auftrag erzeugt einen intimen Zauber der Linienschwünge und Profilräume, in denen das Bild vor Spannung, Aufregung und Entzückung geradezu zu vibrieren beginnt, ja fast schon zu zerbersten scheint. Die auf solche Art erzeugte Dynamik, Energie und Vitalität gibt sich zum Beispiel als "Tür vom Tod ins Leben" zu erkennen, lechzt mithin danach, auf die alltägliche Lebenswirklichkeit überzuspringen und hier ihre Sprache zu finden.
Eröffnet wird die Ausstellung am Sonntag, 28. Juni, um 11 Uhr. Dr. Thomas Maier, Vorsitzender des Veldeke-Kreises, wird in die Kunst Keike Twisselmanns einführen. Danach werden die Arbeiten bis zum 24. Juli zu sehen sein - montags bis sonntags von 9 bis 18 Uhr. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
