Kleve Ausbildung zur Mutter

Kleve · Bereits 1950 wurde damit begonnen, junge Mädchen und Frauen, die damals in der Klever Industrie Arbeit fanden, wieder an "hausmütterliche Kenntnisse" heranzuführen. Für das erste Programmangebot reichte 1961 noch eine Seite.

Unglaublich, aber wahr: Das Programm der Mütterbildung im Kreis Kleve umfasste 1961 gerade einmal eine Seite mit sechs Kursen. Da wurde Berufstätigen und jungen Frauen über 18 Jahren ein Lehrgang im Kochen im RWE-Haus in der Herzogstraße und im Herz-Jesu-Kloster in der Mühlenstraße, dazu ein Nählehrgang im Klösterchen an der Stechbahn und im Liebfrauenheim, Ackerstraße, angeboten. Im Don-Bosco-Heim am Regenbogen stand Säuglingspflege einschließlich Ehevorbereitung auf dem Programm. Da waren die Mitwirkenden eine Säuglingsschwester, eine Mutter, eine Pädagogin, ein Arzt, ein Jurist und ein Religionslehrer. Unter Leitung einer Heilgymnastin gab es über drei Monate einmal wöchentlich Gymnastikkurse in der Ringschule.

Der Lehrgang im Kochen bestand aus Backen, Kochen, Konservieren, einschließlich Servieren, Tischschmuck und Festgestaltung. Beim Nählehrgang gab es eine gründliche Anleitung vom einfachen bis zum selbstständigen Schneidern, dazu Lebenskunde und eine Abschlussfeier.

Heute, 54 Jahre später, umfasst das Programm der Familienbildungsstätte Kleve, die aus der Mütterschule hervorgegangen ist, jährlich über 900 Kurse mit 7000 erwachsenen Teilnehmern und 2500 Kindern.

Schon 1950 wurde unter der Federführung von Anna Kellinghaus in Kleve eine Arbeitsgemeinschaft katholischer Frauen gegründet. Ein besonderes Ziel war die Mütterbildung, also nach den Kriegswirren, junge Mädchen und Frauen, die damals in der Klever Industrie Arbeit fanden, wieder an "hausmütterliche Kenntnisse" heranzuführen. Anfang 1960 zog Anna Kellinghaus Margarete Linn in ihren Kreis, um ihr Werk fortzuführen und auszubauen. Ein Erlass des NRW-Sozialministers von 1960 und Richtlinien der Diözese im gleichen Jahr, gaben den Ausschlag zu Überlegungen, in Kleve eine Mütterschule einzurichten. Diese sollte für alle Bekenntnisse und Gruppierungen offen sein. Zunächst war das Dekanat Kleve das Einzugsgebiet.

Als erste Leiterin konnte im Juni 1961 Elisabeth Derksen gewonnen werden. Am 1. August 1961 konnte auf der Tiergartenstraße 29 ein kleiner Nebenbau des Staatshochbauamtes gemietet werden. Schließlich war am 5. Dezember 1961 die entscheidende Sitzung zur Gründung der 17. Mütterschule der Diözese Münster in Kleve. So kam das kleine bescheidene Programm heraus. Elisabeth Derksen und Margarete Linn zogen per Rad oder Bus übers Land, um in den Frauengemeinschaften für die Interessen der Mütterschule zu werben. Schließlich war man in 17 Außenstellen tätig. In den kleinen Räumen der Tiergartenstraße 29 und in anderen Tagungsstätten gab es Kurse in Säuglingspflege, Erziehung, Heim- und Wohngestaltung, Basteln und Werken, Nähen, Kochen und Backen, Gesundheits- und Körperpflege, Religion und Einzelvorträge.

Bei allem Tun beherrschte der Gedanke an ein eigenes Haus die Verantwortlichen. Am 21. Februar 1967 konnte der Grundstein für die heutige Familienbildungsstätte am Regenbogen gelegt werden. Der Einzug in das neue Haus war am 31. Januar 1968. Dadurch erlebte die Einrichtung eine steile Aufwärtsentwicklung. Während im Gründungsjahr 1961 insgesamt 905 Frauen 33 Kurse belegten, waren es 1970, neun Jahre später, 9743 Teilnehmer in 324 Kursen.

(RP)
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