Kleve Auf Zeitreise im Puppenhaus

Kleve · Georg Heinz hat es gebaut, seine Frau Gabriele sorgte für die Ausstattung: In ein amerikanisches Farmhaus um 1900 entführt das detailreiche Puppenhaus der beiden. Quilts spielen dabei eine wichtige Rolle.

kleve-donsbrüggen Dunkel vertäfelte Wände, im Hintergrund ein großer Kamin, auf dem Tisch ist alles für ein einfaches Abendbrot gerichtet. Unter dem mit Stoff bespannten Quiltrahmen spielt ein Kind mit einem Wollknäuel. Alltag in einem amerikanischen Farmhaus, das die Blockbauweise aus der Pionierzeit mit einem Anbau in Fachwerk-Ständerbauweise verbindet.

Spucknapf

Blockbohlen und echte Dielenböden, Hausrat und Möbel wie aus dem Museum, Vorratsdosen mit alten Etiketten. Selbst der Spucknapf neben dem Schaukelstuhl im Schlafzimmer wurde nicht vergessen. Dazu ein gut gefüllter Wäscheschrank, Gardinen, handvernähte Flickenteppiche, winzige Stickereien und vor allem viele bunte Miniaturquilts.

Denn Quilts sind seit mehr als 20 Jahren die große Leidenschaft von Gabriele Heinz, die die historische Technik bei einem mehrjährigen Aufenthalt in den USA kennen lernte und zur Meisterschaft entwickelt hat. Basierend auf den alten Fertigkeiten für Patchwork, Applikation und Quilting hat sie längst ihren eigenen Stil mit alten Stoffen entwickelt. Dabei stets betonend, was den aus drei vernähten Lagen (Schauseite, Füllung, Rückseite) bestehenden Decken bei all ihrer individuellen Musterschönheit zugrunde liegt: Alltagstauglichkeit und Resteverwertung.

Die Technik wurde schließlich aus der Not heraus entwickelt: Verschlissene Kleider und Stoffe waren immer noch gut genug, um sie zu zerschneiden und aus den Stücken etwas Neues zu schaffen. "Ein Quilt", unterstreicht Gabriele Heinz, "ist ein Gebrauchsgegenstand, der benutzt wurde." Wer es ernst meint mit dieser Kunst, lässt daher die Finger von den farblich abgestimmten Fertigpackungen aus dem Handel.

Und so besticht auch das Puppenhaus durch Authentizität. Auslöser war ein Original-Quiltrahmen im Maßstab 1:12, an dem die 52-Jährige das Quilten demonstrieren wollte. Ehemann Georg (53), im Modellbau versiert und immer schon interessiert an alten Handwerkstechniken, gestaltete ihn ebenso funktionstüchtig wie das ganze Haus. Wie es üblich ist, lässt sich die Stoffbahn auf einer Seite aufrollen, der ganze Rahmen auseinandernehmen. So konnte man ihn früher während der Sommermonate platzsparend unter die Decke hängen.

Mehr als 500 Arbeitsstunden hat das Ehepaar bislang investiert. Georg Heinz machte sich schlau über amerikanische Bauweisen jener Zeit, studierte Strukturen und Materalien, fand Antworten auf Fragen wie "welche Ziegelgröße hatten die in Pennsylvania?" Das Dachgebälk hat er mit Zahnstochern verdübelt, die Ziegel für den Kamin aus einer keramischen Masse hergestellt. Möbel und Hausrat stammen vom Flohmarkt oder von Freunden und wurden dem historischen Ambiente angepasst. Was jetzt noch fehlt, sind unter anderem der Außenkamin und die Dacheindeckung mit handgeschnitzten Holzschindeln.

Amish-People

Erstmals lädt das Puppenhaus am Samstag auf dem Ostermarkt in Donsbrüggen zu einer Zeitreise ins amerikanische Farmleben ein. Dann werden Besucher am Miniatur-Quiltrahmen auch den Puppen in der typischen Tracht der nach alten Traditionen lebenden Amish-People aus Pennsylvania begegnen.

(RP)
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