Niederrhein Auf den Spuren des Zweiten Weltkriegs im Reichswald

Niederrhein · Reservistenkameradschaft Straelen und der Arbeitskreis Niederrheinische Zeitgeschichte suchten Orte der Operation "Veritable" auf.

 Auch im Schützengraben am Treppkesweg mitten im Reichswald waren Teilnehmer auf den Spuren des Zweiten Weltkriegs.

Auch im Schützengraben am Treppkesweg mitten im Reichswald waren Teilnehmer auf den Spuren des Zweiten Weltkriegs.

Foto: Evers

Es waren schwere Kämpfe, die im Februar und März vor 70 Jahren, rund 60 Tage vor Ende des Zweiten Weltkrieges, am Niederrhein wüteten und unermessliches Leid über die Bevölkerung brachten. Im Mittelpunkt stand der Westwall im Reichswald, von Goch bis Donsbrüggen. Auf dessen Spuren begab sich die Reservistenkameradschaft Straelen. Sie ist, ebenso wie deren Gruppe Rhein-Ruhr, dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr angegliedert.

Sie trafen sich im Caféhaus Niederrhein, um sich gemeinsam mit dem Arbeitskreis Niederrheinische Zeitgeschichte und Vertretern des Nationalen Befreiungsmuseum aus dem benachbarten Groesbeek auf die Spuren des Westwalls zu begeben, aus dem sich im Verlaufe der Kampfhandlungen die Schlacht am Niederrhein entwickelte. Zunächst wies Hauptfeldwebel der Reserve Mark Olaf Janssen die 45 Teilnehmer der Reichswaldexkursion in die Lage der Westfront um 1944/1945 ein, ehe Wolfgang Endemann vom Arbeitskreis Niederrheinischer Zeitgeschichte mit Sitz in Bedburg-Hau die Errichtungsphasen dieses vermeintlichen Bollwerkes näher beleuchtete, das von Juni 1940 bis Juli 1944 in eine Art "Dornröschenschlaf" verfallen war.

Das sollte sich jedoch ändern, als Hitler im August 1944 den Ausbau der deutschen Weststellung mittels Volksaufgebot verfügte. Vorausgegangen waren der Durchbruch der Amerikaner bei Avranches (Frankreich) und die sich hieraus entwickelnden Bodenkämpfe. So war die gesamte männliche Bevölkerung des Altkreises Kleve im September 1944 zu Schanzarbeiten aufgerufen worden, um beispielsweise einen Panzergraben in der Düffelt zu errichten.

Über die Operation "Veritable", die am 8. Februar 1945 aus dem Raum Nimwegen mit dem Angriff der 1. kanadischen Armee zunächst mit 50 000 britischen und kanadischen Soldaten und 600 Panzern begann, referierte Pieter Stolte vom Nationalen Befreiungsmuseum. Ein Angriff, dem zunächst wenige, schlecht ausgebildete deutsche Soldaten ebenso gegenüber standen wie der dichte Reichswald sowie große Überschwemmungsgebiete längs des Rheins oder ein tief gestaffeltes Netz von feldmäßigen Verteidigungsstellungen im Raum Frasselt und Schottheide. Die Bilanz am Ende der rund 30-tägigen Kämpfe, zu denen die alliierten Spitzen zunächst bei Kleve aufgefangen werden konnten, war erschütternd. 3996 Tote und 11 104 Verwundete hatten Briten und Kanadier hinzunehmen, denen geschätzt 8800 Tote und 13 200 Verwundete auf deutscher Seite gegenüberstanden.

Während der Exkursion besichtigten die Teilnehmer Stellungen im Raum Kranenburg und Kleve, bei denen Cees Pot unter anderem am Waldrand des Genneper Weges in Frasselt noch vorhandene Schützengräben zeigte. Ebenso wurden Stellungen auf den Materborner Höhen besichtigt und auch ein Westwall-Bunker bei Nütterden in Augenschein genommen. Die militärhistorische Exkursion endete mit einer Gedenkveranstaltung an der Kriegsgräberstätte in Donsbrüggen, an der ein Blumengebinde zu Ehren der Gefallenen und Toten niedergelegt wurde.

(RP)
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