Kleve Auf dem Weg zum Jäger

Kleve · Nach der Theorie folgt nun die Praxis: Der Nachwuchs der Kreisjägerschaft Kleve unternahm im Rahmen seiner Ausbildung eine Waldbegehung im Reichswald bei Kleve.

Die Theorieausbildung der Jungjäger ist fast abgeschlossen, Anlass genug, um eine praktische Übung einzubauen. In diesem Fall: Waldbegehung unter der Leitung von Förster Wolfgang Siepen, dem Ausbilder im Fach Waldbau.

Dabei weiß keiner der Jungjäger, was ihn früh am Morgen im Reichswald erwartet. Schließlich möchte der Ausbilder sie testen. "Während einer Waldbegehung werden verschiedene Dinge abgefragt", erklärt Siepen. "Wir betrachten verschiedene Waldbilder, die Bestände und Wildschäden, dabei frage ich das theoretische Wissen ab."

Eindeutig Laubholz

Die erste Frage ist einfach: Laubholzwald oder Mischbestand? Eindeutig Laubholz, für die Jungjäger eine leichte Übung. Dann wird es kniffeliger: "Und woran erkennt man, ob die Bäume in diesem Stück Land gepflanzt oder gesät wurden?"

"Die Ausbildung zum Jäger ist sehr anspruchsvoll und vielfältig", erläutert Wolfgang Siepen. Wildbiologie, Landschaftspflege, Jagdhundewesen und Waffentechnik — nur einige der Bereiche, in denen angehende Jäger sich auskennen müssen. "Die Jägerausbildung hat sich im Vergleich zu früher sehr gewandelt, Landschafts- und Naturschutz spielen inzwischen eine wichtige Rolle."

Auf die Frage, ob gepflanzt oder gesät, haben die Jungjäger sich inzwischen auf gesät geeinigt. Förster Siepen ist zufrieden, die Antwort ist richtig. Auf lange Sicht soll im Reichswald, der nach der Richtlinie "Wald 2000" bewirtschaftet wird, ein Umbau von Nadelholz zu Laubholz stattfinden, der Wald sich wieder natürlich erneuern, ohne dass von Menschenhand eingegriffen wird.

Der Sinn in dieser Umstellung erschließt sich spätestens seit den heftigen Stürmen der vergangenen Jahre, insbesondere Kyrill, die große Bestände an Nadelbäumen abknicken ließen wie Streichhölzer.

Baumpflege und Wildschäden

Anschließend geht es zu einem weniger angenehmen Thema. Siepen zeigt den angehenden Jägern einen jungen Baum, dessen Rinde fast vollkommen abgeschält ist. "Die Jagd ist eine Notwendigkeit", so Siepen. Da die Tiere im Reichswald keine natürlichen Feinde haben, muss der Bestand reguliert werden, ansonsten würden die jungen Bäume dermaßen abgefressen, dass sie zerstört würden, erklärt der Förster weiter.

Deshalb gehört eine umfangreiche Ausbildung in Waffenkunde und waidgerechter Jagdausübung selbstverständlich zur Jagdausbildung. Warum der Stamm des jungen Baumes recht weit unten abgeschält wurde, möchte einer der Jungjäger noch wissen. Förster Siepen überlegt kurz und grinst: "Es gibt ja auch faule Hirsche."

(RP)
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