Obsternte in NRW Jetzt wird der Elstar gepflückt

Kalkar · Eine Woche früher als im Vorjahr hat bei einigen Obstbauern bereits die Apfelernte begonnen. So auch bei Raadts in Kalkar. Trotz der heißen Sommermonate gibt es einen guten Ertrag, aber Wespen nehmen sich ihren Teil der Früchte.

 Anna, polnische Saisonkraft, pflückt bei Raadts in Kalkar Äpfel. Derzeit sind es vor allem Elstar; Birnen folgen in den nächsten Tagen.

Anna, polnische Saisonkraft, pflückt bei Raadts in Kalkar Äpfel. Derzeit sind es vor allem Elstar; Birnen folgen in den nächsten Tagen.

Foto: Anja Settnik

Die Frühsorte „Delbar“ ist abgeerntet und liegt für die Kundschaft im Hofladen und einigen ausgewählten Geschäften bereit, jetzt geht’s vor allem um den beliebten Elstar. Der, knackig und süßlich-frisch, wurde einst aus „Golden Delicious“ und „Ingrid Marie“ gezüchtet. Eine gute Entscheidung, denn keine Sorte verkauft sich besser, sagt  auch Annette Raadts vom gleichnamigen Apfelhof in Kalkar. Sie ist mit ihrem Team derzeit mitten in der Ernte. Eine anstrengende Phase, die dieses Jahr überhaupt ohne Pausen auskommen muss. „Kaum waren die Erdbeeren weg, ging es auch schon mit den Äpfeln los“, erzählt Annette Raadts, die sich eine  besondere kleine Rückzugsmöglichkeit geschaffen hat: Einen an einer Längsseite offenen und wie ein Wintergarten möblierten Bauwagen schleppt sie mit dem Traktor an eine Stelle des Geländes, von der aus sie auf den benachbarten See oder in die eigenen Bäume blicken kann. Füße hoch, etwas trinken, entspannen. Mehr Urlaub geht derzeit nicht.

Anna und einige Kolleginnen sind für die Ernte zuständig. Jeder Baum wird drei- bis viermal von seinen reifsten Früchten befreit. „Wir nehmen immer nur die schön roten Früchte ab, so wie es die Kunden wünschen“, sagt die Chefin. Der Erntezeitpunkt ist sehr wichtig:  Das Auge soll zufrieden sein, aber auch der Zuckergehalt muss stimmen. Außerdem sollten die Äpfel auch im Privathaushalt gekühlt einige Woche ohne Qualitätsverlust bleiben. „Die meisten Leute kaufen aber nur so viel, dass sie die Äpfel schnell essen können. Wir können die Früchte besser lagern, bei großer Kälte und indem wir der Umgebung Sauerstoff entziehen, halten sie viel länger“, berichtet die Fachfrau.

 Prächtige Conference-Birnen.

Prächtige Conference-Birnen.

Foto: Anja Settnik
 Festigkeit der Birnen wird überprüft.

Festigkeit der Birnen wird überprüft.

Foto: Anja Settnik

Technische Tricks helfen ihr, den genau richtigen Erntezeitpunkt zu bestimmen. „Ich besprühe einen aufgeschnittenen Apfel mit einer Jod-Kalium-Lösung und sehe an der Verfärbung der Schnittfläche nach Sekunden, welchen Zuckergehalt  der Apfel schon hat.“ Bei den Birnen, die etwa fünf Prozent des Raadts-Anbaus anmachen, unterstützt die Entscheidung ein kleines Messgerät, das den Druck misst, der benötigt wird, um ein Stück aus dem Fruchtfleisch heraus zu stanzen. „Hier werden mir sechs Kilo angezeigt, das ist genau richtig“, zeigt Annette Raadts. Die „Conference“-Birnen werden also in den allernächsten Tagen abgepflückt. Anna aus Polen und ihre Kolleginnen wirken bei ihrer Arbeit entspannt. Sie fahren mit einem elektrischen Wagen, der einige Anhänger hinter sich her zieht, durch die Baumreihen und nehmen Apfel für Apfel von den Zweigen.  „Das ist angenehme Arbeit, viel leichter als die Erdbeer-Ernte“, sagt die junge Frau schmunzelnd. Sie kommt schon seit Jahren zu Raadts, scheut weder das Bücken zu den Erdbeeren, noch die Wespen, die sie umkreisen. Das seien in diesem Jahr schon mehr als sonst. Wo ein Vogel eine Frucht angepickt hat, sind die Wespen schnell da – womit der Verkauf des Apfels oder der Birne sich erledigt hat. Zum Glück hängen die Bäume in diesem Jahr besonders voll. „Aber so viel mehr als in anderen Jahren ist es nicht, denn wir entnehmen zu Beginn der Wachstumsphase einen Teil der Tracht, damit sich die Bäume nicht verausgaben“, sagt Raadts. Was am Baum bleibt, entwickelt sich dann besonders gut.

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