Kleve/Anatuya Anatuya: Zisternen mit Hilfe aus Kleve

Fließendes Wasser hat Juanita Acosta nicht. Wenn die Mutter von Claudia Maribel (9), Emilce Carina (8), Ailén Marisol (7), Nelson (4), Alexis (2) und Javier (1) Trinkwasser braucht, muss sie mehrere Kilometer zu Fuß zu einer Wasserstelle laufen. Dort schöpft sie das trübe Wasser ab und schleppt es nach Hause.

Wie Juanita geht es fast allen Familien in der Siedlung Manga Bajada in Añatuya, Provint Santiago del Estero im Norden Argentiniens. Sie ist ungefähr 1000 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Juanita lebt dort mit ihren Kindern in einem Rancho, einer Hütte mit einem Dach aus Zweigen. Gebaut ist sie auf einem von Natur aus salpeterhaltigen und arsenverseuchten Boden. Bis in 90 Metern Tiefe, das haben Bohrungen ergeben, ist das Wasser vergiftet. Das Trinkwasser, das Juanita deshalb von weit her anschleppt, ist schlammig und sicher auch gesundheitsgefährdend.

Kampf um Trinkwasser

Ariel Escalada, Juanitas Ehemann, ist ihr bei diesem täglichen Kampf um Trinkwasser keine Hilfe. Um seine achtköpfige Familie ernähren zu können, ist er beinahe ständig als Gelegenheitsarbeiter in den Nachbarprovinzen unterwegs.

Trinkwasser ist in Argentinien ein wertvolles Gut. In der Gegend von Santiago del Estero, in der auch Juanita Acosta und ihre Familie leben, liegt die Regenmenge im vergangenen Jahr laut meteorologischen Dienst teilweise sogar um 70 Prozent unter dem Normalstand.

11 000 Kilometer von Añatuya entfernt liegt Nütterden, ein Ortsteil von Kranenburg am Niederrhein, nahe der holländischen Grenze. Den Menschen in Nütterden ist das Schicksal von Juanita, ihrer Familie, ihren Nachbarn und Freunden ein wichtiges Anliegen. Vor 35 Jahren haben sie deshalb die Aktion Añatuya ins Leben gerufen.

Hilfmaßnahmen aus Kleve

"Alles begann vor 45 Jahren in Kleve-Kellen", sagt Werner Stalder, der gemeinsam mit Ehefrau Elisabeth die Hilfsmaßnahmen koordiniert. Damals war der damalige Bischof des Bistums Anatuya zu Besuch in Kellen — und Werner Stalder hat ihn von Kirche zu Kirche gefahren, wo er um Spenden für seine Landsleute bat. "Daraus ist ein enger Kontakt entstanden", sagt Stalder. Als er und seine Frau nach Nütterden umzogen, nahmen sie die Kontakte einfach mit. Vor 35 Jahren gründeten sie dann die Aktion Añatuya. "Die erste Hilfsaktion war die Einrichtung einer Krankenstation", erinnert sich Stalder. Später wurde auch eine örtliche Schule unterstützt, Medikamente geliefert oder Steinhäuser gebaut. "Heute konzentrieren wir uns auf den Bau von Zisternen", sagt Werner Stalder.

900 Euro kostet so eine Zisterne, 37 konnte die Aktion Añatuya bereits ermöglichen. "Wir stellen die Mittel für den Bau und die Familien müssen die Zisterne mit der Hilfe eines Maurers selbst errichten", sagt Elisabeth Stalder. Auch die Zisterne von Juanita Acosta wurde so gebaut und hat sich im November ordentlich gefüllt. "Für Juanita und ihre sechs Kinder ist das eine unermessliche Erleichterung", sagt Stalder. Und auch andere Familie in Añatuya können hoffen: "Sozusagen als Weihnachtsgeschenk konnten wir Geld für sieben weitere Zisternen rüber schicken."

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