Kleve An den Wassern zu Cleve

Kleve · In einer Serie werden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des internationalen Standorts Kleve beleuchtet. Heute: die Badkultur. Während ihrer Kuraufenthalte machten sich alle Gäste "eine Ehre daraus, krank zu sein".

Knapp 100 Jahre, nachdem Johann-Moritz von Nassau-Siegen den Park angelegt hatte, blühte Kleve noch einmal richtig auf, wurde zur international anerkannten Erholungsstätte. Wurde zum prosperierenden Bad Cleve. Warum? " . . . weilen alle Churgäste sich eine Ehre daraus machen, krank zu sein", schrieb der erste Klever Brunnenarzt Johann Heinrich Schütte 1748.

Der hatte nur wenige Jahre zuvor die Quellen des Springenbergs "urbar" gemacht, sie als Heilquellen bestätigt und Kleve zum Bad werden lassen. 1742 kamen die ersten 85 Besucher, 180 waren es 1745, 1751 waren es schon 352. "Zu den Berühmtheiten, die das Klever Wasser tranken, gehörten im 18. Jahrhundert Prinz Heinrich von Preußen, Herzog Ferdinand von Braunschweig, Friedrich II. der Große von Preußen, die Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, spätere König von Preußen.

Keine unangenehme Sache

Im 19. Jahrhundert kamen 4000 bis 6000 Menschen allsommerlich nach Kleve, wie Ursula Geisselbrecht-Capecki über die Badkultur Kleves schreibt. Wichtig dabei der Vergleich, den die Kunsthistorikerin zieht: Die Stadt hatte da nur 7000 Einwohner! Es war eine Zeit, als die Kur keine unangenehme Sache war. Es war aber auch eine Zeit, als Reisen und Kuraufenthalte allein eine Sache des Adels und des gehobenen Bürgertums waren.

Das Klever Wasser sollte gegen die "bleiche Farbe der Frauens-Personen, Skorbut, Krätze, Blödigkeit des Gesichts, Melancholey" helfen, wie Geisselbrecht-Kapecki Schütte weiter zitiert. Aber sie weiß auch, dass es schon damals Kritiker gab, wie den Engländer Thomas Cogan 1794. Der schrieb, dass diese Quelle nichts als schwaches Stahlwasser enthalte. Tatsächlich war es Schütte, der als Visionär der Stadt zur Blüte half, die bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts dauerte.

Er engagierte Baumeister und Ingenieur, das alte Fontänenmeisterhaus wurde ein erstes Hotel, bis die großen Hotels á la Maywald gebaut wurden. Abrupt unterbrochen wurde die frühe Kurpracht durch die Französische Revolution, als beim Einmarsch der Revolutionstruppen im November 1794 unter Beteiligung von Klevern alles kurz und klein geschlagen wurde, so Kleves Seniorkurator Drs. Guido de Werd.

Weltkrieg beendete Kurtradition

Erst 50 Jahre später ging es wieder bergauf, als Dr. Wilhelm Arntz das Kurleben wieder aufleben ließ. Es war jetzt die Zeit, als die großen Villen an der Tiergartenstraße gebaut wurden, das Friedrich-Wilhelm-Bad und das spätere Badhotel entstanden. Noch einmal prosperierte Bad Cleve. Jetzt waren es allerdings die Tagesausflügler, die in die Region kamen. Der Erste Weltkrieg beendete dann endgültig die Kurtradition.

Heute ist das Museum Kurhaus Kleve im alten Kurhotel untergebracht, es wird durch das Friedrich-Wilhelm-Bad erweitert. Und führt in gewisserweise einen Teil der Kurtradition fort: Es ist über die Grenzen der Region hinaus bekannt.

(RP)
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